I fucking love you | Buch 2

Kapitel 86

Nachdem ich mehrere Zettel von Kindern gelesen habe, ist mir richtig übel geworden. Manche Kinder haben davon geschrieben, dass sie von ihren Eltern geschlagen worden sind oder fragen sich, wieso sie abgegeben wurden und warum ihre Eltern sie nicht liebhatten. Ich kann verstehen, wieso Jeongguk mir das gezeigt hat. Wenn ich ehrlich bin, habe ich vorhin auch etwas übertrieben, weil ich überfordert war. Aber Jeongguk und ich müssten mal in Ruhe miteinander reden und uns nicht anschreien. Deswegen verlasse ich Jeongguks Büro und finde ihn auch schnell im Flur auf dem Boden sitzen. Er starrt bedrückt die Wand vor sich an und scheint es wohl auch zu bereuen so ausgerastet zu sein. Seufzend setze ich mich langsam neben ihn hin und starre nun ebenfalls die Wand an.

"Sorry für den Ausraster, Jaemin. Ich weiß, dass es momentan alles etwas schwierig für dich ist. Erstmal wegen Sora und Hyesung, dann kam auch noch Yeesul dazwischen und die Gefühle für Mino. Ich war eben einfach nur so sauer, weil du mir nichts erzählt hast und so eine Arschloch-Aktion gebracht hast. Das war echt nicht cool von dir und ich bin auch etwas enttäuscht, dass ausgerechnet mein kleiner Bruder sowas macht", sagt er mir und fühlt sich wirklich richtig schlecht deswegen.

"Vergeben und vergessen. Ich kann verstehen, warum du ausgerastet bist. Meine Aktion war wirklich nicht cool und ich schäme mich auch ein wenig dafür. Ich habe gewusst, dass Yeesul Probleme hat, aber ich war so überfordert mit meinen Gefühlen und dann war auch noch Mino bei uns... Es ist einfach passiert und daran konnte ich nichts mehr ändern. Ich wollte dir auch nichts davon erzählen, weil du Mino manchmal echt nicht leiden kannst und ich eigentlich etwas mit Yeesul am Laufen hatte", erwidere ich ausgelaugt.

"Ich versage momentan echt als großer Bruder oder?", murmelt Jeongguk traurig.

"Ach quatsch, wir sind beide Scheiße und gestresst. Unser Fehler war einfach nur, dass wir nicht direkt miteinander gesprochen haben, sonst machen wir das doch auch immer", meine ich leise lachend.

Guk lacht auch leise auf und stimmt mir zu. Er umarmt mich von der Seite, was ich ihm direkt nach mache und ihn fest an mich drücke. Ich hasse es so sehr mit meinem Bruder zu streiten, dann könnte ich immer losheulen. Ich mache ihm auch etwas das Leben schwer. Bestimmt musste er sich am Freitag um eine aufgelöste und aufgebrachte Yeesul kümmern. Davor wurde sein Auto wegen Yuna und mir geschrottet. Darum kann ich verstehen, dass er irgendwann ausrastet, wenn ich so oft Scheiße baue.

"Komm, wir geben uns ein Versprechen, Jae. Egal, was noch passiert, wir reden sofort miteinander und schreien uns nicht gegenseitig an. Ich höre auch damit auf, dich immer anzuschnauzen und rede mit Eomma wegen dem Hausarrest", gibt er plötzlich von sich und löst sich aus der Umarmung, um mir seinen kleinen Finger hin zu halten.

"Okay, dann verspreche ich, dass ich dir nicht mehr so viele Probleme bereite", lächle ich und hake meinen kleinen Finger an seinen.

Damit besiegeln wir das Versprechen und mein Bruder schmeißt sich dann wieder auf mich. Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und wiegt mich wie ein Baby hin und her, während er mir die Luft abschneidet.

"Soll ich dich wieder zur Schule fahren oder Jimin anrufen, damit er dich für heutige entschuldigen kann?", fragt er mich und wuschelt mir durch die Haare.

Erst überlege ich, aber grinse ihn lieb an, weil ich wirklich keine Lust habe in die Schule zu gehen. Jeongguk versteht meinen Blick sofort und fängt an zu lachen.

"Na gut. Keine Schule für Jaemin. Lass uns einfach nach Hause gehen und mit Mama reden", erwidert er und steht vom Boden auf.

Ächzend erhebe ich mich auch und fluche herum, dass ich alt werde. Dadurch sieht mich Jeongguk entgeistert an und fragt, was er denn wäre, wenn ich schon alt werde. Ich presse die Lippen zusammen und weiche seinem Blick aus, wofür ich einen Schlag gegen den Arm bekomme. Ich lache los und lege meinen Arm, um meinen kleinen älteren Bruder, der mich giftig anschaut.

"Guck nicht so böse, du Zwerg", ärgere ich ihn, da ich einen halben Kopf größer bin.

"Sei ruhig, du riesiges Baby. Ich bereue es, dir damals so viele Spielzeuge gekauft zu haben. Damals haben wir mit Steinen gespielt!", beschwert er sich und bringt mich dadurch noch mehr zum Lachen.

"Oha, übertreib. Ihr habt nicht im Steinzeitalter gelebt", sage ich grinsend.

"Nein, ich meine das ernst. Taehyung und ich haben uns mit Sand und Steinen beworfen, weil unsere Väter mit unserem Ball gespielt haben", erklärt er mir und lacht selbst los bei der Erinnerung.

"Was waren Appa und Jonghyun eigentlich für Eltern? Die haben euch durchgehend gemobbt", frage ich ihn kopfschüttelnd.

"Keine Ahnung, die sind komplett durch im Kopf", zuckt er nur mit den Schultern, während wir aus dem Gebäude laufen.

"Das stimmt. Appa hat auch zu Mama gesagt, dass wohl beide Söhne auf Männer stehen würden, als er Mino und mich angestarrt hat. Der ist dann fröhlich mit seinen Keksen ins Wohnzimmer gelaufen", erzähle ich ihm.

"Oh, Gott. Der alte Mann wird immer komischer, desto älter er wird"