Kapitel 189

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Hyungjins Sicht:

Jaemins Eltern haben mir erlaubt, für ein paar Tage zuhause zu bleiben, weil ich nach dem Gespräch mit Ethan durchgängig heulen könnte. Dementsprechend sind meine Augen total angeschwollen und ausgetrocknet. Mein Kopf schmerzt bestialisch, aber mich wundert es nicht. Ich trinke nicht viel und mein Appetit ist auch verloren gegangen. Ich kann kaum schlafen, weil ich die ganze Zeit an Ethan denken muss. Jaemin macht sich so Sorgen um mich, dass er nach der Schule sofort nach Hause kommt und nicht von meiner Seite weicht. Er schläft sogar mit mir in meinem Bett und lässt es zu, dass ich mich an ihn kuschle, obwohl er das absolut nicht leiden kann.

In solchen Situationen kann ich mich voll und ganz auf ihn verlassen. Er leidet mit mir, aber versucht mich trotzdem aufzuheitern. Sogar Mino hat sich bei mir gemeldet und wollte wissen, ob er irgendwas für mich tun kann, damit es mir besser geht. Ich habe ihm bloß gesagt, dass ich mich erstmal damit abfinden muss, dass unsere Beziehung nicht gehalten hat. Ich fühle mich auch so beschissen, weil unsere Gruppe ebenfalls darunter leidet. Jaemin, Mino und Juhee springen zwischen uns beiden hin und her, da sie keinem das Gefühl geben wollen, dass sie den anderen mehr mögen.

An meiner Zimmertür klopft es leise, wodurch ich mich aus meiner Decke schäle und ein krächzendes 'Ja?' über die Lippen bringe. Die Tür wird langsam aufgemacht und Yuna steckt ihren kleinen Kopf durch den Schlitz, um mich anzulächeln. Ich fange direkt an zu schmunzeln und setze mich auf, während sie mit zwei Eisbechern aus der Eisdiele in den Händen hereinkommt.

"Ich habe dein Lieblingseis dabei", teilt sie mir fröhlich mit und setzt sich neben mich auf die Matratze, bevor sie mir den Eisbecher mit dem riesigen Berg aus Sahne reicht.

"Was ist denn mein Lieblingseis?", frage ich sie mit rauer Stimme und räuspere mich etwas, um das unangenehme Kratzen im Hals loszuwerden.

"Snickers und Raffaello. Tja, da staunst du, was?", antwortet sie blitzschnell und reckt ihr Kinn stolz in die Höhe, als ich sie beeindruckt anschaue.

"Ja, das überrascht mich wirklich", lache ich etwas und nehme erstmal einen Löffel von der fetthaltigen Sahne in den Mund, was meine Traurigkeit ein wenig in Vergessenheit geraten lässt.

Ich werfe einen kurzen Blick auf ihr Eis und erkenne auch schon, dass sie sich, so wie immer, Nutella und Haselnuss ausgesucht hat. Jedoch verzichtet sie heute auf die Sahne und genießt ihr Eis in vollen Zügen. Sie trägt einen lockeren Zopf, eine schwarze Leggings und ein viel zu großes schwarzes T-Shirt, weswegen sie sich problemlos in einen Schneidersitz setzen kann. Ihr Knie berührt meinen Oberschenkel, aber uns beiden stört es kein bisschen. Yuna schaut jeden Tag bei mir vorbei und bringt mir irgendwelche Süßigkeiten gegen den Liebeskummer mit. Die verputzen wir innerhalb von Minuten, bevor Jaemin aufkreuzt und uns schon wieder eine Ansage darüber macht, dass wir elende Verräter seien.

"Hast du Ethan gesehen?", frage ich sie nach wenigen Sekunden zögerlich.

"Tatsächlich habe ich ihn heute wirklich gesehen. Er war mit Sunoo und Juhee unterwegs. Ihm sieht man total an, dass es ihm schlecht geht", antwortet sie ehrlich und mir schießen direkt die Tränen in die Augen.

"Denkst du, dass ich überreagiert habe? Er wollte bloß eine Pause, um seine Gedanken zu sortieren...", gebe ich mit bebender Stimme von mir und sehe sie verzweifelt an.

Yuna dreht ihren Kopf langsam zu mir und sieht mir lange in die Augen, bevor sie den Kopf leicht schüttelt und ihr Eis in ihren Schoß sinken lässt, während sie nach den richtigen Worten sucht.

"Nein... Du hast nicht überreagiert. Du warst schon vorher von seinem Verhalten verletzt und die Begründung hat dir dann den Rest gegeben. Klar, war es hart zu ihm zu sagen, dass du jemanden, der sich wie deine Eltern verhält, nicht in deinem Leben brauchst, aber du warst emotional aufgewühlt. Du kannst dich dafür entschuldigen, aber ihr Beiden braucht einfach Zeit, um über alles nachzudenken. Vielleicht kommt ihr irgendwann wieder zusammen", erwidert sie und lächelt mich zum Ende hin aufmunternd an.

Frustriert schließe ich die Augen und lehne meinen Kopf an die Rücklehne hinter mir, während mir der Appetit schon wieder vergangen ist. Ich reiche Yuna meinen Eisbecher und schüttle den Kopf. Leise höre ich sie seufzen, aber sie nimmt mir den Eisbecher aus der Hand und legt ihn scheinbar auf dem Nachttisch neben sich ab. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Am liebsten würde ich ihm wie ein Idiot nachlaufen und mich für jeden einzelnen Satz entschuldigen, aber ich möchte das einfach nicht mehr. Ethan hat mich verletzt. Er sollte mir nachrennen und seine Gefühle in den Griff bekommen.

"Mich fuckt das alles so ab. Es ist auch so erbärmlich, dass ich derjenige bin, der jetzt zuhause hockt und heult", murre ich schlecht gelaunt und ziehe die Augenbrauen zusammen.

"Hör auf dir so einen Quatsch einzureden! Du warst jahrelang in ihn verliebt und liebst ihn immer noch! Natürlich leidest du!", meckert sie mich sofort an.

"Ich weiß nicht mal, ob er mich wirklich geliebt hat. Immerhin war er vorher in dich verliebt. Mir kommt es so rüber, dass ihm eher meine Aufmerksamkeit gefallen hat. Das habe ich ihm auch gesagt, aber er hat nichts darauf erwidert. Vielleicht realisiert er das in den nächsten Wochen und schließt endgültig mit uns ab", entgegne ich und massiere mein Nasenbein, weil meine Augen wieder anfangen zu brennen.

"Mal den Teufel nicht an die Wand! Es kann sein, dass er dich nicht genauso sehr liebt, wie du ihn liebst, aber tief im Inneren hat er besondere Gefühle für dich übrig und das wird er immer haben. Ihr seid jahrelang befreundet gewesen. Ich denke nicht, dass er dich so leicht aufgeben wird. Eure Beziehung hat zwar nicht geklappt, aber ihr könnt immer noch Freunde bleiben", versucht sie auf mich einzureden und ich sehe ihr an, dass sie nach irgendeiner Aufmunterung sucht.

Dabei erinnert mich ihr Gesichtsausdruck an einen kleinen Welpen, der sein Herrchen glücklich machen möchte. Mir ist zwar überhaupt nicht nach Lachen zu mute, aber Yuna ist einfach zu goldig. Ich stütze meinen Kopf auf ihrer Schulter ab, um mein Grinsen zu verstecken. Sie lehnt ihren Kopf an meinen und tätschelt meinen Unterarm, um anschließend ihr Eis weiter zu essen.

"Danke, dass du deine Zeit mit mir verbringst. Hoffentlich ist Yeesul nicht sauer deswegen", danke ich ihr und zupfe an dem Stoff ihrer Leggings herum, die etwas locker an den Oberschenkeln sitzt.

"Ach, quatsch. Die ist nicht sauer. Sie schreibt momentan viele Klausuren. Deswegen können wir uns kaum außerhalb der Schule sehen", meint Yuna, was mich etwas beruhigt.

Gedankenverloren starre ich an die gegenüberliegende Wand und bleibe in dieser Position, was Yuna scheinbar nicht stört, da sie vollkommen entspannt dasitzt. Wer hätte es gedacht, dass wir beide jemals so friedlich nebeneinandersitzen können? Wenn Jaemin uns damals für zwei Sekunden allein gelassen hat, sind in der ersten Sekunde die Fetzen geflogen. Wir hatten keinerlei Verständnis füreinander durch unsere eigenen Probleme. Ich war ziemlich eifersüchtig auf sie, weil ihre Mutter wenigstens noch Interesse an ihr zeigte und sie liebte, während sie sich gewünscht hat, dass sie wie meine einfach für immer aus ihrem Leben verschwindet. Jetzt ist sie glücklich darüber, dass ihre Mutter bei ihr ist und sie sich vertragen haben. Ich habe mich damit abgefunden, dass es meine Eltern nicht wert sind, verbittert durchs Leben zu gehen und so hasserfüllt wie sie zu werden. Jaemins Familie ist so nett zu mir, da kann ich nicht anders, als glücklich zu sein.

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Also, ma friends, da ich komischerweise nur noch 11 Kapitel für dieses Buch frei habe, werde ich die letzten zehn Updates doppelte Kapitel (z.B. Kapitel 190 & 191) hochladen, damit wir alle schön auf die 210 (oder mehr) Kapitel kommen. Ein dritter Teil wird zu 100% NICHT kommen. Ich bringe mich lieber davor um, weil ich ganz genau weiß, dass ich übertreiben werde und mal ganz ehrlich. Keiner würde das mehr lesen wollen, weil irgendwann die Luft raus ist. Müssen wir uns eingestehen, auch wenn wir es nicht hören wollen. Vor allem warten 4-5 weitere Bücher auf meine volle Aufmerksamkeit, darum auf gar keinen Fall. Ich liebe diese Charaktere wie meine eigenen Kinder, die nie auf der Welt sein werden. Die sind einfach funny und manchmal dumm, aber meine Neugeborenen sind es ebenfalls und brauchen mich, um auch so lebendig zu werden. (voll poetisch, ich weiß)

Vielen Dank fürs Lesen, ma friends.


I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt