I fucking love you | Buch 2

Kapitel 120

Soras Sicht: (yikes)

-Vor drei Jahren-

Alleine sitze ich in meiner kleinen Wohnung auf dem Sofa und warte auf eine neue Nachricht von Jeongguk oder Taehyung, während ich eine Zigarette nach der anderen rauche. Mein Oberschenkel wippt die ganze Zeit auf und ab und ich beiße mir nervös auf die Lippen. Gestern hatte Yuna Geburtstag. Sie wurde dreizehn Jahre alt. Ich vermisse meine Tochter, aber Taehyung lässt es nicht zu, dass ich sie besuche oder mit ihr reden kann. Er und Jeongguk sagen, dass ich kein guter Umgang für Yuna wäre und mein Leben erstmal in Griff bekommen soll, bevor ich in Kontakt mit ihr treten darf. Wütend drücke ich die Zigarette im Aschenbecher, der vor mir auf dem Couchtisch liegt, aus und stehe von der Couch auf.

"Diese Arschlöcher", knurre ich leise vor mich hin und stampfe in mein Badezimmer.

Dort stelle ich mich vor das Waschbecken und lege mein Handy in dieses. Ich hebe mein Gesicht an und schaue direkt in den Spiegel vor mir. Meine langen schwarzen Haare sind ungekämmt und total verwuschelt. Unter meinen Augen befinden sich dunkle Augenringe und meine Lippen sind aufgerissen. Ich lecke mir über diese und starre mir direkt in die dunklen Augen. Wieso konnte mein Leben bloß so aus dem Ruder laufen? War es die Eifersucht auf meinen Cousin und seinem Mann, die ihr Leben in den Griff bekamen und eine perfekte Beziehung führten? Oder war es die Überforderung mich um ein Kind kümmern zu müssen? Vielleicht war es beides. Ich liebte mein Kind, aber ich hasste es auch irgendwo, weil sie wie besessen von diesen Idioten gewesen ist. Sogar mein eigenes Kind wendete sich von mir ab und nannte die beiden 'Papa'.

Verbittert wende ich den Blick von meinem Spiegelbild ab und sehe runter auf mein Handy, das kurz aufblinkt. Ruckartig schnappe ich danach und entsperre es mit zittrigen Händen. Mein Herz schlägt etwas höher, als ich sehe, dass Taehyung mir sogar ein Video geschickt hat. Ich gehe auf unseren Chat und drücke ungeduldig auf das Video, welches noch laden muss. Irgendwann öffnet sich dieses endlich und ich sehe meine Tochter alleine an einem Esstisch sitzen. Die Lichter wurden ausgeschaltet und sie hat ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Automatisch füllen sich meine Augen mit Tränen und ich beginne ebenfalls zu lächeln. Sie wird immer größer.

"Happy Birthday to you! Happy Birthday to you! Happy Birthday dear Yuna! Happy Birthday to you!", singen mehrere Leute gemeinsam laut los und bringen die dreizehn Jährige Yuna zum Strahlen.

Während gesungen wird, kommt Jeongguk mit einer großen Torte, auf der sich viele brennende Kerzen befinden, ins Bild und stellt diese vor Yuna auf den Tisch. Nachdem das Lied fertig ist, ruft eine männliche Stimme, dass sie die Kerzen auspusten soll. Yuna nickt grinsend in die Richtung, in der sich die Person befinden muss, und holt anschließend tief Luft, um die Kerzen beim ersten Versuch alle auszupusten. Als sie es schafft, wird laut geklatscht und gejubelt. Yuna springt sofort vom Stuhl runter und umarmt Jeongguk fest, der die ganze Zeit neben ihr stand und sie voller Liebe in seinen Augen beobachtete. Er beugt sich zu ihr runter und küsst ihr mehrmals auf den Kopf und auf die Stirn. Danach lässt er sie los und sie dreht sich zur Kamera, um dem Kameramann einen Luftkuss zu zuwerfen.

"Dankeschön!", schreit sie am Ende noch und das Video endet.

Mir rollen Tränen über die Wangen, die ich mir mit meinem Handrücken wegwische und schaue mir das Video ein weiteres Mal an. Yuna sieht so glücklich aus. Will ich sie wirklich wieder zu mir zurückholen, wenn sie bei ihnen viel glücklicher ist, als sie es bei mir je sein könnte? Plötzlich schickt mir Taehyung noch ein Bild, auf dem sie breit grinst und einen rosa Teddybären an ihre Brust drückt. Ich streichle lächelnd über meinen Bildschirm und wünschte, dass ich gestern dabei gewesen wäre. Ich vermisse sie schrecklich. Zittrig tippe ich auf das Textfeld und bin hin und her gerissen. Soll ich ihn fragen, ob er mir ein weiteres Bild von ihr schickt? Nach wenigen Sekunden habe ich mich schon entschieden und schreibe ihm. Es dauert keine Sekunde, da kommt er auch schon online und liest meine Nachricht. Aufgeregt beiße ich auf meine kaputten Lippen und warte auf eine Antwort seinerseits. Jedoch überrascht er mich total, da er mich plötzlich per Video anruft. Ich gehe direkt dran und halte mein Handy vor mein Gesicht.

"Hallo, Sora", begrüßt er mich und bemüht sich kaum mich anzulächeln.

"H-Hallo, wieso hast du angerufen?", frage ich ihn.

"Wollte nur schauen, ob es dir gut geht. Jedenfalls siehst du so aus, als hättest du schon wieder Gewicht verloren. Deine Wangenknochen stechen total raus", antwortet er und mustert mich abschätzig.

"Ich habe nicht abgenommen und es geht dich auch nichts an", lüge ich ihn an und ziehe mein T-Shirt über meine Schlüsselbeine, die ungesund herausstehen.

"Es geht mich sehr wohl was an, wenn ich entscheide, ob du mit Yuna reden darfst oder nicht", erwidert er gleichgültig und hebt eine Augenbraue an.

"Taehyung, sie ist meine Tochter! Du kannst sie mir nicht ewig vorenthalten!", rufe ich verzweifelt.

Mein Cousin zieht die Augenbrauen zusammen und sieht mich ungläubig an. Es stimmt doch! Sie ist meine Tochter! Ich will sie endlich wiedersehen und in meine Arme schließen können, aber er lässt es nicht zu, weil er der Meinung ist, dass Yuna mich in diesem Zustand nicht sehen soll.

"Auf einmal ist sie wieder deine Tochter, hm? All die Jahre, die du noch bei ihr warst, hast du dich nicht um sie gekümmert und jetzt, wenn du so vereinsamt in deiner Wohnung sitzt, willst du die liebevolle Mutter spielen oder was? Du kannst mich mal, Sora. Wir haben das Sorgerecht für Yuna und sind ihre Eltern. Wir entscheiden, was gut für sie ist und du Wrack bist es nicht", faucht er mich an und macht mich wütend.

"Ich habe sie NIE verleugnet und will mich doch für sie ändern. Aber wenn du sie mich nicht sehen lässt, dann muss ich zu anderen Mitteln greifen. Sie ist meine Tochter und ich habe ein Recht darauf, sie sehen zu dürfen", zische ich zurück.

"Was für Mittel? Willst du uns etwa vors Gericht ziehen? Das kannst du versuchen. Aber was denkst du wird der Richter sagen, wenn er eine magersüchtige 31-Jährige vor ihm steht, die sich nicht mal um sich selbst kümmern kann? Genau, er würde uns das komplette Sorgerecht für sie erteilen und dann siehst du deine Tochter überhaupt nicht mehr. Für mich ist das Thema beendet. Tschüss", entgegnet er nur noch und legt einfach auf.

Sprachlos schaue ich mein Handy an und kann mich überhaupt nicht mehr regen. Es ist aussichtslos. Ich werde wohl nie wieder meine Tochter sehen dürfen. Ich kriege es einfach nicht hin, mein Leben in den Griff zu bekommen. Wie kann mir mein eigener Cousin sowas antun? Ich hasse ihn so sehr dafür.

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Let's go. Wir finden heraus, wie Sora auf Hyesung traf. Scheinbar wollte sie sich wirklich für Yuna ändern.