"Jetzt komm erstmal rein und erzähl mir von dir, wie kommt es, dass du den Weg hierher gefunden hast? Wie ist es dir ergangen?" Sie zog mich an meinem Handgelenk weiter in ihr Büro hinein.
Ich schaute Tsunade einen Moment zu lange an und merkte einen längt vergessenen Funken an Wut in meinem Bauch auflodern, was ich eigentlich gar nicht wollte. Sie sah gut aus, zumindest machte es nicht den Eindruck, dass sie ein hartes Leben gehabt hätte. Was mich umso wütender machte. Mir war durchaus bewusst, dass es nicht fair war anhand ihrer Erscheinung ein Urteil zu fällen und dennoch tat ich es.
"Eigentlich, war es nicht mein Plan hier aufzuschlagen, ich war in der Nähe, dachte ich schaue mal bei dir vorbei, ist ja nun doch einige Jahre her aber ich bin mir grade nicht sicher, ob das eine gute Idee war." Tsunade bemerkte den leichten Unterton in meiner Stimme.
"Ciri, ich glaube ich bin dir eine Entschuldigung schuldig und eine Erklärung."
"Du brauchst dich für nichts entschuldigen, was dir nicht leid tut." Erwiderte ich schnippisch.
Sie betrachtete mich einen Moment und presste ihre Lippen fest zusammen, sie schien zu überlegen, während ich ihr fest in die Augen starrte.
"Okay, fangen wir von vorne an, an was erinnerst du dich? Lass mich dir ein paar Dinge erklären."
Der Funken in meinem Bauch schwoll an "An was ich mich erinnere? AN ALLES TSUNADE!"
Shit, so war es eigentlich nicht geplant.
"Ich erinnere mich an absolut ALLES! An den Moment meiner Geburt, ich habe seitdem NICHTS vergessen. Ich erinnere mich wie meiner Mutter der Bauch aufgeschnitten wurde, weil sich die Nabelschnur um meinen Hals wickelte! Ich erinnere mich, wie DU mich aus ihrem Bauch geholt hast, ich erinnere mich, wie DU meine Nabelschnur durchtrennt hast. Ich erinnere mich wie meine Mutter starb, weil sie zu viel Blut verlor! ICH HABE SIE UMGEBRACHT! Ich erinnere mich, dass ich mich nicht erinnere, je erfahren zu haben wer mein Vater war oder ist! Ich erinnere mich wie DU mich die ersten Jahre aufgenommen hast bis ich etwa fünf oder sechs Jahre alt war, alt genug um mich in ein Waisenhaus zu stecken und mich von heute auf morgen allein zu lassen! DU bist gegangen ohne dich zu verabschieden ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen!"
Es sprudelte derart schnell und unkontrolliert aus mir heraus, ich konnte es gar nicht verhindern, es hatte sich die letzten Jahre alles in mir aufgestaut und jetzt wo ich vor ihr stand und sie eine Art von Smalltalk mit mir halten wollte, schoss es bei mir eine Sicherung durch.
Tränen sammelten sich, nicht in meinen Augen sondern in Tsunades.
Damit habe ich nicht gerechnet. Warum trifft sie es, wenn es doch der Wahrheit entsprach? Ich schluckte ein wenig meine Wut herunter, mit Tränen konnte ich nicht so gut umgehen, eigentlich konnte ich mit Emotionen grundsätzlich schlecht umgehen.
"Es tut mir leid Tsunade, ich bin nicht her gekommen um dich anzuschreien oder dir Vorwürfe zu machen, ich glaube ich wollte dich einfach sehen..." Tatsächlich war es nicht mal gelogen. Ich wollte sie wirklich sehen.
Sie kam auf mich zu und drückte mich fest an sich.
Sie schniefte in meine Haare und fing an zu reden. Insgeheim hoffte ich, dass ich die Möglichkeit einer Dusche bekommen würde, ich stand nicht so auf Rotz im Haar.
"Du hast recht, ich habe dich alleine gelassen, es tut mir leid Ciri. Ich musste damals gehen, weil ich dich sonst in Gefahr gebracht hätte. Es gibt Wesen, Menschen und Übernatürliches was alles daran setzen würde dich in ihre Hände zu bekommen. Ich musste eine Entscheidung treffen, ich musste dich verstecken und musste dich somit unwissend verlassen." Ihre Stimme brach immer wieder.
Ihre Worte ließen meine Wut weiter abklingen, hatte ich doch etwas vergessen? Habe ich mir über die Jahre alles zurecht gelegt um mich selbst zu schützen? Um mich emotional abzukapseln? Ich schob Tsunade etwas weg von mir und schaute ihr in ihre geröteten Augen. "Was meinst du damit?"
Sie wischte sich die Tränen weg.
"Setz dich Ciri, ich werde dir alles erzählen was du wissen willst."
"Warum, hast du mich alleine gelassen?" Platze es direkt aus mir heraus.
"Ich fange von vorne an. Deine Mutter war früher meine beste Freundin, wie eine Schwester die ich nie hatte."
"Das weiß ich Tsunade." erwiderte ich ungeduldig.
"Natürlich, weißt du das, hör mir jetzt einfach zu!" Sie hatte wieder etwas ihrer Autorität zurück.
Ich nickte stumm.
"Deine Mutter wurde schwanger. Sie hatte nie einen Mann in ihrem Leben erwähnt und mir ist auch nie ein enges Verhältnis gegenüber einen Mann aufgefallen. Somit vorab, kann ich dir nichts zu deinem Erzeuger sagen. Deine Mutter erwähnte ihn nie und ging dem Ganzen aus dem Weg. Wie dem auch sei, in ihrer Schwangerschaft ging es ihr nicht sonderlich gut. Sie erzählte mir immer wieder, dass sie nicht die Kraft hat dich normal auszutragen."
"Hä?" Was meinte sie damit? Nicht die Kraft mich normal auszutragen? Meine Gedanken fingen an zu kreisen, während Tsunade weiter redete.
"Immer wieder redete sie auf mich ein, dass ich mich um dich kümmern sollte, dass ich tun sollte was auch immer nötig sei um dich zu schützen. Natürlich wollte ich sowas nicht hören, es hörte sich so endgültig an, nach Abschied." Ihr lief eine Träne über ihre Wange, während Sie weiter sprach.
"Deine Mutter war davon überzeugt, dass du Kräfte hast, die es so noch nicht gegeben hat, genaueres sagte sie jedoch nicht. An dem Tag als du geboren wurdest, stürmte es, ein Unwetter rollte über unseren Köpfen hinweg. Es war fast so, als sollte man die Schreie deiner Mutter nicht hören. Sie kämpfte aber wie sie bereits sagte, hatte sie die Kraft nicht. Du kamst ohnehin viel zu früh, dennoch wolltest du geboren werden. Ich musste ihr den Bauch öffnen und dich herausholen, währenddessen flehte sie, dass sie wenigstens noch einen Blick auf dich werfen kann bevor sie diese Welt verlässt. Der Wunsch blieb ihr verwehrt.....
"Hört sich wie in einem billigen Drama an." Murmelte ich leise und bekam einen mahnenden Blick von ihr zugeworfen. Aber tatsächlich hatte ich gegenüber meiner Mutter kaum Gefühle, wie auch, ich kannte sie schließlich nicht. Tsunade war mehr Mutter, als es meine eigene jemals für mich war auch wenn sie ihren Job nicht allzu gut gemeistert hatte, zumindest aus meiner Sicht.
"Lass mich dir eine Frage stellen, hast du jemals das Gefühl gehabt, dass etwas in dir ist, was nicht normal ist? Eine Kraft?" Sie schaut mich durchdringend an.
"Ähm, nein?" erwiderte ich knapp.
Leicht aufatmend sprach Tsunade weiter. "Nachdem wir deine Mutter beerdigt hatten, kehrte etwas Ruhe ein. Wir beide wohnten in einem kleinen Dorf, sehr weit weg von allem, in einer kleinen Hütte. Ich liebte dich wie meine eigene Tochter und freute mich auf unsere gemeinsame Zukunft."
"Na lange ging die gemeinsame Zukunft nicht." Warf ich, wieder leicht gereizt, dazwischen.
"DU SOLLST ZUHÖREN!" wurde Tsunade von ihren Gefühlen geleitet. "Als du etwa vier Jahre alt warst, fing es an. Ich merkte eines Tages, dass du nicht wie andere Kinder trotzig, wütend oder traurig wurdest. Wobei du diese Emotionen durchaus empfinden konntest, jedoch sie anders zum Ausdruck brachtest. Wenn du wütend wurdest gingen Dinge in deiner Nähe kaputt, wenn du traurig wurdest bekamen Menschen in deiner Nähe ein beklemmendes Gefühl der Unruhe, es gab noch viele andere Dinge, die nach und nach zum Vorschein kamen."
"Aber ich war gerade wütend Tsunade und nichts um mich herum ist kaputt gegangen!" erwiderte ich trotzig. Ich meine wie cool wäre das, ich bin wütend und zack irgendwo zerbricht eine sündhaft teure Vase.
"Ciri, es wurde mit der Zeit so schlimm, dass ich dich nicht mehr im Griff hatte. Auch anderen fiel es auf und es machte die Runde, immer wieder tauchten Menschen auf, die dich mitnehmen wollten, dich aufziehen wollten, die meinten sie hätte dich im Griff. Pfff.... ganz sicher wollten die dich großziehen. Ich versuchte mein möglichstes dich zu schützen. Aber auch ich war kein unbekanntes Blatt und merkte bald, dass ich zusätzliche Aufmerksamkeit auf dich ziehe wenn ich in deiner Nähe bin. Also wendete ich mich an einen bekannten alten Priester, den ich aus Kindheitstagen kannte, er leitete ein Waisenhaus, weit weg von dem Dorf in dem wir lebten. Ich erzählte ihm von dir und er nahm dich bei sich auf. Er legte einen Bann über dich. Ich gehe davon aus, dass du bisher nicht große Gefühle zu anderen Menschen aufgebaut hast, geschweige denn, dass du dich für andere interessierst? Das liegt an diesem Bann. Ich verlies dich mit blutendem Herzen und meine Gedanken waren jeden Tag bei dir, Ciri." somit endete Tsunade vorerst.Ich wusste nicht recht, was ich darauf sagen sollte, verarschte sie mich grade? Ich bereute es hierher gekommen zu sein. Ich starrte sie an und versuchte mehr aus ihren Augen zu lesen aber es gelang mir nicht.
Schweigend saßen wir uns gegenüber und schauten uns eine ganze Weile einfach nur an.
"Ich glaube ich sollte wieder gehen...." Ich stand auf und wendete mich zum gehen ab. Tsuande griff blitzschnell nach meinem Handgelenk. "Ciri, ich weiß, dass das Grade etwas viel ist oder vielleicht ist es auch einfach zu wenig von dem was du hören wolltest. Ich habe dir nur einen kleinen Einblick in deine Vergangenheit gegeben und erzähle dir gerne noch mehr, nach und nach..... aber bitte geh nicht weg."
Ich schaute ihr wieder in die Augen und merkte, dass sie die letzten Worte ernst meinte. Meine Gedanken überschlugen sich, ich wusste nicht was ich jetzt tun sollte, ich war verwirrt und musste mich sammeln. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Ich war nicht der Typ der sich solchen Dingen stellt, ich lief eher vor sowas davon.
"Ciri, ich mache dir einen Vorschlag, ich teile dir eine Wohnung zu, du kannst dich ausruhen, dich sammeln und sobald du soweit bist, kommst du zu mir und wir überlegen wie es weiter geht, was denkst du, hm?" fragte sie schon fast flehend.
Ich dachte ein paar Minuten nach und knabberte auf meiner Unterlippe. "Du bestimmst hier wie der Hase läuft, richtig Tsunade?" Sie schaute mich verwirrt an und nickte. "Ich nehme deinen Vorschlag an, ich bleibe vorerst, unter einer Bedingung. Das ganze Dorf hier ist voll von talentierten Shinobis richtig?" Sie nickte wieder, skeptisch. "Ich will die Besten kennen lernen, ich will ihrem Training beiwohnen und Techniken lernen, ich will wissen was das für eine Kraft in mir sein soll!"
Sie zuckte leicht zusammen. Hatte sie Angst? Warum? Verschwieg sie mir noch etwas?
Dennoch nickte sie leicht.
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Taste my Venom Teil 1
Fiksi PenggemarDas ist der erste Teil der Geschichte. Anfangs hätte ich nicht gedacht das es so ausufert und ich an die Grenzen der Kapitel stoße. Somit muss ich die Geschichte in Teil 2 fortsetzen. !!! Trigger Warnung: Alkohol / Verlust / sexuelle Handlungen / M...