8. Kein Hotel

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Avery P.O.V.

„Für deinen ersten Tag hast du das toll gemacht..ich meine...du hattest es nicht einfach. Der Boss hat dich mit seinem Blicken förmlich durchbohrt, ich hätte echt nicht mit dir tauschen wollen.", sagt Mila als wir uns bei unseren Schließfächern umziehen und wirft mir einen mitfühlenden Blick zu

„Er denkt ich bin nicht für diesen Job geschaffen..ich hab ihn quasi dafür anflehen müssen..."

„Morgen ist Mr. Sanchez soweit ich weiß nicht im Club. Da kannst du wenigstens in Ruhe tanzen, ohne dich beobachtet zu fühlen."

„Naja beobachtet fühle ich mich sowieso von den Gäste..", merke ich an

„Gut. In dem Punkt muss ich dir recht geben. Aber man gewöhnt sich dran."

Wir sperren zeitgleich unsere Schließfächer zu und spazieren aus dem Umkleideraum. Ich schnappe mir noch die Handtasche die ich in die Ecke gestellt habe und folge Mila schließlich in den Hauptraum des Clubs.

Die Mitarbeiter und Adrian sind bereits weg, und somit ist der Club gruselig leer.

„Wenn wir den Club dicht machen, müssen wir einfach darauf achten, dass die wichtigsten Räume abgeschlossen sind. Adrians Büro wird von Hunter abgeschlossen, aber alles andere liegt in unserer Verantwortung.", erklärt sie mir während wir Richtung Clubausgang gehen.

Sie öffnet die schwere Tür und sofort kommt mir die eisig kalte Luft entgegen.

„Ähm Mila..wenn du willst kann ich abschließen..ich hab noch etwas in meinem Schließfach vergessen, du musst nicht warten..", sage ich denn ich habe soeben eine Idee bekommen, wo ich die heutige Nacht verbringen kann ohne zu erfrieren.

Auf ihrem Gesicht bildet sich ein Runzeln. Dann nickt sie jedoch. Etwas zögerlich reicht sie mir den Schlüssel.

„Gut ich vertraue dir.. sperr bitte verlässlich ab okay? Wir sehen uns dann morgen.", sagt Mila bevor sie mich ein letztes mal kritisch mustert und schließlich losgeht.

Kaum ist Mila außer Sichtweite, drehe ich mich um und gehe wieder hinein. Die Wärme des Clubs umfängt mich, und für einen Moment atme ich erleichtert auf.

Ich gehe durch den Flur, vorbei an der dunklen, verlassenen Tanzfläche. Nur das leise Brummen der Heizungsanlage ist zu hören.

Ich visiere die runde VIP Couch am Rande des Raums an. Etwa 5 Stufen führen nach oben zu der schwarzen Halbmondförmigen Couch in dessen Mitte ein Couchtisch steht.

Ich lege meine Tasche hin und ziehe meine Jacke aus. Ich knülle die Jacke zusammen sodass ich sie als Kissen verwenden kann. Vorsichtig lege ich mich auf die Couch. Ich ziehe die Knie an die Brust, schlinge die Arme um mich und versuche, es mir so bequem wie möglich zu machen.

Der Gedanke daran, dass ich hier eigentlich nicht sein sollte, nagt etwas an meinen Nerven. Aber ich stelle mir einfach früh genug den Wecker, dann bin ich weg bevor jemand etwas davon mitbekommt.

Ich schließe die Augen, zwinge mich dazu, tief durchzuatmen und die Geräusche des Clubs auszublenden. Und irgendwann, nach einem gefühlten Ewigkeiten, lässt die Erschöpfung mich langsam abdriften. Meine Gedanken verschwimmen, vermischen sich mit den Geräuschen des Clubs, und schließlich sinke ich in einen unruhigen Schlaf.

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07:04 Uhr

Ein leises, fast unhörbares Schnüffeln an meinem Gesicht reißt mich aus dem Schlaf. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich langsam die Augen öffne und in das Gesicht eines großen, schwarzen Rottweilers blicke.

Zeus.

Seine kalte, feuchte Nase berührt sanft meine Nase, und sein tiefer Blick ist neugierig, aber nicht bedrohlich. Für einen Moment bleibe ich wie erstarrt liegen, unfähig zu reagieren.

„Was zur Hölle machst du hier?" Adrians Stimme ist eisig, jedes einzelne Wort schneidet durch die Stille des Raumes.

Abrupt stütze ich mich auf und sehe Adrian welcher bedrohlich auf mich herabsieht. Sein starrer, kalter Blick bohrt sich in mich, als hätte er mich bei einem Verbrechen ertappt. Sein Gesicht ist angespannt, die Kiefer zusammengepresst.

„Ich... es tut mir leid... ich wollte nur... ich hatte keinen anderen Ort..." Die Worte kommen stockend, während mein Herz gegen meine Brust hämmert. Immer wieder fällt mein Blick zu Zeus welcher mich ebenfalls keine Sekunde aus den Augen lässt.

„Platz.", sagt Adrian ernst woraufhin sich Zeus sofort hinlegt. Etwas erleichtert atme ich ein.

Adrian tritt einen Schritt nach vorne. „Du hast hier nichts verloren," zischt er, seine Stimme tief und bedrohlich. „Das hier ist ein Club, kein Hotel."

Tränen steigen mir in die Augen, aber ich versuche, sie zurückzuhalten. „Es tut mir leid," flüstere ich erneut, unfähig, ihm in die Augen zu sehen.

„Steh auf," befiehlt er schließlich, ohne einen Anflug von Mitgefühl in seiner Stimme. „Du hast fünf Minuten, um deine Sachen zu packen und zu verschwinden."

Was für ein....

Meine Beine fühlen sich zittrig an, als ich von der Couch aufstehe. Für einen Moment komme ich leicht ins wanken. Seine Augen folgen mir, jede meiner Bewegungen akribisch beobachtend.

„Es tut mir leid.", sage ich nochmal. Ich verstehe dass er wütend ist, aber würde er wissen dass meine Alternative ist in der Kälte unter einer Brücke zu schlafen, würde er es doch bestimmt verstehen.

Oder nicht?

„Ich hatte keine andere Wahl..meine Wohnsituation ist zurzeit etwas..ähm..schwierig...ich wollte nicht draußen schlafen, dachte mir das wäre naja etwas gefährlich ganz alleine...und kalt ist es ja au-"

Ich stocke mitten im Satz als er bedrohlich einen Schritt auf mich zu geht. Nervös schlucke ich einmal.

„Hör mal zu Kleines...falls du dachtest hier drinnen bist du sicherer als da draußen, hast du dich gewaltig getäuscht."

Seine tiefe raue Stimme jagt mir eine Gänsehaut über den Körper. Wie angewurzelt stehe ich da und versuche seine Worte zu verarbeiten.

„Wenn ich noch einmal sehe, dass du in diesem Club etwas ohne mein Einverständnis machst, brauchst du dich gar nicht erst wieder blicken lassen. Verstanden?"

Eingeschüchtert nicke ich hastig.

Er bleibt noch einen Moment stehen, mustert mich von oben bis unten, bevor er sich schließlich abwendet. „Verschwinde," sagt er kalt und geht schließlich Richtung Büro. Zeus folgt ihm dicht auf den Fersen, ohne auch nur ein weiteres Geräusch von sich zu geben.

Ich stehe da, wie angewurzelt und versuche, die Tränen zurückzuhalten, die sich in meinen Augen sammeln. Schnell greife ich nach meinen Sachen, meine Hände zittern von Adrians bedrohlicher Art, während ich mich beeile, den Club zu verlassen, bevor er zurückkommt.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt