Adrian P.O.V.
Ich hatte es mir so oft vorgestellt, wie es sein würde sie zu küssen, wenn der Drang, sie zu berühren, mich fast in den Wahnsinn getrieben hat. Doch nichts hätte mich auf die Intensität dieses Augenblicks vorbereiten können.
Meine Lippen finden ihre und es ist, als würde ein Sturm losbrechen. Jede Faser meines Körpers scheint zu brennen, jedes Gefühl, das ich so lange tief in mir vergraben habe, explodiert in diesem Kuss. Ihre Lippen sind weicher, süßer, als ich es mir je erträumt hatte. Und sie zögert keine Sekunde. Sie reagiert auf mich, als hätte sie nur darauf gewartet, dass dieser Augenblick endlich passiert.
Meine Finger vergraben sich in ihrem Haar, tiefer, fest und trotzdem so zärtlich, dass ich ihr nicht wehtue. Ihr Körper drückt sich an meinen, ihr Atem geht schnell, unregelmäßig. Aber sie zieht sich nicht zurück, kein Zögern, keine Unsicherheit. Im Gegenteil - sie erwidert meinen Kuss mit einer solchen Leidenschaft, dass es mir den Boden unter den Füßen wegzieht.
Ich kann nicht genug von ihr bekommen. Jede Berührung zieht mich tiefer in diesen Moment, lasst alles um mich herum verschwimmen, bis nichts mehr existiert außer uns beiden. Meine Hände wandern von ihrem Haar über ihren Rücken, ziehen sie noch näher an mich heran. Ihre Finger klammern sich an mein Hemd, ihre Nägel krallen sich in den Stoff, und ich kann die Leidenschaft in ihrer Berührung spüren.
Ihre Lippen lösen sich für einen Moment von meinen, sie atmet schwer, und ich sehe ihr in die Augen, die vor Verlangen und einem Hauch von Unglauben funkeln.
Es dauert nur eine Sekunde bis sie mich wieder an sich zieht und ihre Lippen auf meine legt.
Doch dann, mitten in der Intensität des Moments, kommt plötzlich die Erkenntnis.
Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?
Die Realität trifft mich wie ein Schlag , und ich reiße mich abrupt von ihr los. Mein Atem geht schwer, und ich spüre, wie mein Herz gegen meine Brust hämmert.
Ich trete einen Schritt zurück um Abstand zu ihr zu gewinnen. Avery steht da, genauso schwer atmend, ihre Augen weit vor Überraschung und etwas, das wie Verwirrung aussieht. Sie sagt nichts, aber ihr Blick verfolgt mich, während ich versuche, zu verstehen, wie es so weit kommen konnte.
„Das... das darf nich passieren", stammele ich schließlich und beginne nervös im Raum auf und ab zu gehen.
Was macht sie nur mit mir?
Noch nie habe ich etwas unüberlegt getan. Meine Taten sind immer strategisch, durchdacht und kalkuliert. Ich kenne jede Konsequenz meiner Handlungen, habe sie alle durchgespielt um auf alles vorbereiten zu sein.
Doch Avery hat mich dazu gebracht auf etwas anderes zu hören als meinen Kopf.
Und das darf nicht sein.
„Ich... ich muss weg", sage ich, und diesmal ist es mehr ein Flüstern.
Avery sieht mich immer noch an, und ich merke, wie sie versucht, zu verstehen, was los ist. Ich kann nicht hier bleiben, weil ich weiß, dass, wenn ich bleibe, ich die Kontrolle wieder verlieren könnte. Und das darf nicht passieren.
Ich drehe mich abrupt um, schnappe meinen Anzug vom Stuhl und ziehe ihn hastig über. Meine Hände zittern leicht, und ich versuche, die Schuhe so schnell wie möglich anzuziehen, als ob es mich schneller aus der Situation befreien könnte. Ich spüre Averys Blick auf mir, aber ich kann ihn nicht erwidern. Nicht jetzt.
„Ich brauche frische Luft", sage ich knapp, fast schon entschuldigend, bevor ich mich zur Tür wende. Ohne ein weiteres Wort stürme ich nach draußen und knalle die Tür hinter mir zu.
Meine Gedanken rasen, mein Herz schlägt so heftig, dass ich es in meinen Ohren pochen höre. Doch kaum bin ich auf dem Gang, kommen die beiden Securitys, die vor der Tür standen, auf mich zu.
„Mr. Sanchez, wir beglei—"
„Bleibt hier!", schneide ich ihnen scharf das Wort ab, bevor sie überhaupt zu Ende sprechen können. Meine Stimme ist schärfer, lauter, als ich es beabsichtigt hatte. „Ihr bleibt hier und passt auf sie auf", füge ich in einem raueren Ton hinzu und werfe einen kurzen, angespannten Blick zurück zur Tür.
Ich sehe, wie die Männer zögern, als wollten sie mir folgen, aber ich fixiere sie mit einem Blick, der keine Diskussion zulässt. „Verstanden?" Ich spüre, wie meine Hände zittern, nicht aus Angst, sondern aus Frust.
Einer der Männer nickt hastig. „Ja, Sir."
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Avery P.O.V.
Die Tür knallt hinter ihm zu, und das Echo hallt durch den Raum. Ich stehe da, atme schwer, und starre auf den Platz, an dem Adrian eben noch gewesen ist. Mein Herz schlägt immer noch viel zu schnell, mein Kopf fühlt sich leer und schwer zugleich an, und die Stille, die jetzt den Raum erfüllt, ist beinahe ohrenbetäubend.
Ich spüre immer noch seine Berührung auf meiner Haut. Meine Hand wandert unbewusst an meinen Nacken, dorthin, wo seine Finger sich in mein Haar gegraben hatten.
Ich schließe die Augen, und sofort sind die Bilder wieder da – wie er mich gepackt hat, wie seine Lippen auf meine trafen, intensiv, fordernd und doch... zärtlich. Gott, ich habe es genossen. Jeden einzelnen Moment. Jeden verdammten Moment.
Warum habe ich ihn nicht weggestoßen?
Ich sollte Angst vor ihm haben. Alles an Adrian schreit nach Gefahr. Er sollte mir Angst machen. Aber er tut es nicht.
Warum fühle ich mich in seiner Nähe so sicher?
Was stimmt nicht mit mir?
Ich setze mich auf das Bett, die Gedanken rasen durch meinen Kopf. Ich sollte mich distanzieren, sollte eine Mauer zwischen uns ziehen, bevor ich noch tiefer in dieses Chaos gerate. Aber tief in mir weiß ich, dass ich das nicht will. Da ist etwas an ihm – etwas, das mich mehr anzieht, als es sollte.
Ich wünschte, ich könnte das alles einfach ignorieren, so tun, als wäre nichts passiert. Aber ich kann es nicht.
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Stundenlang sitze ich alleine im Zimmer. Er scheint heute nicht mehr zurückzukommen. Irgendwann gehe ich schließlich duschen, während meine Gedanken unaufhörlich um den Kuss kreisen.
Nach der Dusche lege ich mich ins Bett. Meine Gedanken kreisen noch gefühlt Stunden um den Kuss, seine Berührungen, seine Nähe. Schließlich übermannt mich die Müdigkeit, und ich schlafe ein.
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Von eine Sekunde auf die andere werde ich aus dem Schlaf gerissen. Die Tür wird heftig aufgerissen, und mein Herz setzt einen Schlag aus, als Adrian ins Zimmer tritt. Es ist noch stockdunkel draußen, also muss es mitten in der Nacht sein.
Er schlüpft aus seiner Jacke und tritt sich die Schuhe vom Fuß, doch dabei schwankt er leicht, und ich frage mich, ob er betrunken ist. Sein Gang ist schwer, fast wackelig. Mein Puls beschleunigt sich, während ich mich ein wenig aufrichte und ihn aufmerksam beobachte.
Er wirkt anders – aufgewühlt, unruhig. Als er näherkommt, beginnt mein Herz zu rasen. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen als er schließlich neben dem Bett steht und mich ansieht, doch bevor ich einen Ton herausbringe, spricht er.
„Du musst mir etwas versprechen," sagt er, seine Stimme todernst und fordernd. „Du darfst niemandem von dem Kuss erzählen. Niemals. Komme, was wolle."
Seine Worte treffen mich, noch bevor ich sie richtig verstehen kann.
Er steht nun direkt vor mir, und ich bin wie erstarrt, überrumpelt von dieser plötzlichen Ansage. Ich will antworten, will irgendetwas sagen, um die Situation zu verstehen, doch noch bevor ich den Mund aufmachen kann, unterbricht er mich scharf.
„Der Kuss", sagt er, seine Augen funkeln im schwachen Licht. Seine Stimme ist kühl, fast emotionslos, als ob er das einstudiert hätte, als er schließlich weiterspricht.
„...der Kuss war bedeutungslos. Du bildest dir besser nichts darauf ein."
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Avery
RomanceAvery Nach außen hin scheint Avery alles zu haben: Geld, Luxus und ein Leben in der High Society. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine tiefe Einsamkeit. Sie ist reich an Besitz, aber arm an echten Verbindungen und glaubt trotzdem immer an d...