110. Unausweichliche Wahrheit

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Adrian P.O.V.

Ein Hauch eines Lächelns streift über ihr Gesicht, und in diesem Moment scheint die Schwere des Moments ein wenig nachzulassen, als hätte unsere Nähe den Schmerz geteilt und ihn leichter gemacht.

Ich spüre, dass sich die Stimmung zwischen uns langsam wieder beruhigt. „Naja..dann machen wir mal weiter.", sage ich ruhig und deute zu den Arepas. „Jetzt kommt der spaßige Teil, jetzt werden sie befüllt."

Avery nickt, ein kleines Lächeln auf den Lippen, und rutscht von der Küchenzeile hinunter. Ich kann meinen Blick nicht von ihr abwenden und beobachte, wie sie sich vorsichtig abstützt und sicher landet. Der instinktive Drang, darauf zu achten, ob sie sicher ist, lässt mich einfach nie los. Als sie sicher steht und mich mit einem kleinen, wissenden Lächeln ansieht, kann ich nicht anders, als schmunzeln.

„Also.." sage ich, während ich die vorbereiteten Zutaten auf dem Tisch zurecht lege – frische Avocado, Käse, Paprika, Tomaten, die ich zuvor geschnitten habe. „Der Trick ist, wir nehmen ein bisschen von allem, aber nicht zu viel, sonst fällt alles auseinander.", ich werfe ihr einen grinsenden Blick zu. „So wie bei dir damals in Bogota."

Avery wirft mir einen sarkastisch bösen Blick zu, dann beobachtet sie aufmerksam, wie ich eine Arepa vorsichtig aufschneide und eine Schicht Avocado auftrage, bevor ich den Käse und die Paprika dazugebe. „Siehst du? Es ist alles eine Frage der Balance," erkläre ich mit einem Augenzwinkern und zeige ihr das Ergebnis stolz.

„Hier, probier mal. Frisch schmecken sie am besten." Ich halte die Arepa behutsam hin, lasse ihr Zeit, den ersten Bissen zu nehmen.

Avery lächelt und nimmt vorsichtig einen Bissen, und ich sehe, wie ihre Augen sich leicht weiten. „Die schmecken ja noch besser als damals.." murmelt sie und sieht mich begeistert an.

Ich lache leise und nicke. „Genau deswegen müssen wir sie heute alle aufessen," erkläre ich grinsend, „..damit nichts von diesem Geschmack verloren geht."

Sie lacht und schüttelt den Kopf, als ob sie nicht glauben kann, dass ich das tatsächlich ernst meine. „Alle?"

„Absolut," sage ich grinsend, „ich lasse keine Arepa übrig. Es ist Tradition. Man muss sie am selben Tag verspeisen."

Avery lacht noch einmal, und in dem Moment spüre ich, wie die Schwere von zuvor endgültig verschwunden ist.

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20:24 Uhr

Etwa eineinhalb Stunden später lehnen wir nebeneinander an der Küchenzeile, beide etwas erschöpft, aber zufrieden, während vor uns eine halb leere Schüssel Bananenmus steht – eine meiner Lieblingsnachspeisen als Kind.

Ich halte einen Löffel in der Hand und nehme gerade einen weiteren, als ich merke, dass Avery dasselbe tut, ihre Bewegungen entspannt und fast synchron zu meinen. Ein leises Lachen entweicht ihr, und sie wirft mir einen grinsenden Blick zu.

„Ich glaube, ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr so viel gegessen," sagt sie schließlich und seufzt wohlig, bevor sie den nächsten Löffel Bananenmus genießt.

Ich lache und lehne mich ein wenig mehr an die Küchenzeile. „Sag ich doch, Arepas und Bananenmus – ein unschlagbares Team. Gabs bei meiner Großmutter auch immer so."

Sie grinst und schüttelt leicht den Kopf. „Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum du das so liebst..."

Für einen Moment herrscht eine angenehme Stille zwischen uns, und ich spüre eine Vertrautheit, die sich zwischen und schleichend aufgebaut hat. Wir brauchen keine Worte, kein weiteres Gespräch. Sie nimmt noch einen Löffel Bananenmus, und ich tue es ihr nach.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt