111. Wie Viel?

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Adrian P.O.V.

Ich liebe sie.

Diese Tatsache ist nicht neu und trotzdem habe ich es bisher unterdrückt. Doch diese Liebe die ich für sie empfinde, sie wird von Tag zu Tag mehr und ich kann es einfach nicht mehr leugnen.

Ich liebe alles an ihr. Ihr Lächeln, ihre Neugier und diese Art, mich mit einem Blick aus der Fassung zu bringen. Und mit dieser Erkenntnis wird mir klar, dass ich bereit bin, alles für sie zu tun, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern.

Ein wenig erschrocken über die Intensität meiner Gefühle, sehe ich von ihr weg und blicke kurz zum Bildschirm – nur um dann wieder zu ihr zu schauen, weil ich es nicht ertrage, auch nur einen Moment ohne diesen Anblick zu sein.

Und genau in diesem Moment wird mir klar, dass ich nichts anderes will, als bei ihr zu sein, sie zum Lachen zu bringen, ihr Halt zu geben.

Ich liebe sie. Ich weiß es, und es fühlt sich so klar an wie nie zuvor.

Sie liegt so friedlich da, als würde die Welt um sie herum keine Bedrohung darstellen – als gäbe es nichts, wovor man sich fürchten müsste. Ich kann nicht anders, als jede Linie ihres Gesichts zu betrachten, jeden sanften Zug, der sie ausmacht.

Wie lange habe ich dieses Gefühl schon in mir getragen, ohne es zu erkennen? Es ist, als hätte ich die ganze Zeit gewusst, was sie mir bedeutet, und doch nie den Mut gehabt, es zu begreifen. Ich liebe sie – ich liebe sie, wie ich nie gedacht hätte, jemanden lieben zu können.

Ich spüre wie mein Herz bis zum Anschlag pocht während ich sie so ansehe. Denn ich kann die Worte einfach nicht mehr zurückhalten. Und auch wenn sie mich nicht hören kann, vielleicht gerade deswegen, schaffe ich es zu sagen.

„Ich liebe dich so sehr...", flüstere ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch, während ich meinen Kopf ein wenig näher zu ihr neige. „Ich liebe dich mehr, als du es je begreifen könntest.."

Ich weiß, dass sie tief schläft und meine Worte nicht bewusst wahrnimmt, aber allein das Aussprechen macht alles realer, greifbarer. Es fühlt sich an, als hätte ich ein Versprechen abgegeben, eines, das ich nie bereuen werde.

Während ich sie so anschaue, und von der Liebe für sie überrumpelt bin, frage ich mich gleichzeitig wie man ihr nur wehtun kann.

Wie Mattheo nur konnte..

Ein stechender Schmerz breitet sich in meiner Brust aus und nimmt mir für einen Moment die Luft zum Atmen. Die Vorstellung, dass sie das durchmachen musste, dass er sich ihr so brutal aufgezwungen hat, ist kaum zu ertragen. Ich fühle eine unendliche Hilflosigkeit in mir, eine Wut auf das, was sie erlebt hat. Und doch – ich kann nichts davon ändern, kann nichts ungeschehen machen, so sehr ich es mir auch wünsche.

Die Tränen steigen mir in die Augen, aber ich zwinge mich, stark zu bleiben. Ich will sie nicht wecken und ich will nicht, dass sie meine Trauer spürt, weil sie schon genug durchgemacht hat.

In diesem Moment will ich sie einfach nur festhalten, sie beschützen, ihr zeigen, dass sie nie wieder allein damit sein muss. Aber ich weiß, dass selbst meine Liebe ihr diesen Schmerz nicht abnehmen kann. Alles, was ich tun kann, ist für sie da zu sein, so oft und so viel sie es zulässt.

Plötzlich, wie aus dem nichts, öffnet sich die Tür zur Villa und Avery wird schlagartig aus ihrem Schlaf und ich aus meinen Gedanken gerissen. Sie zuckt heftig zusammen, ihre Augen schießen auf, und im nächsten Moment springt sie panisch von der Couch auf. Ihr Atem ist schnell, flach, und ihre Hände zittern, als sie sich gehetzt im Raum umsieht.

Mein Blick schnellt in den Eingangsbereich, wo Hunter steht. Sofort werfe ich ihm einen warnenden, wütenden Blick entgegen.

Hunter hebt beschwichtigend die Hände. "Entschuldige... ich wollte euch nicht erschrecken.." sagt er leise. Ich schüttle nur genervt den Kopf, dann stehe ich langsam von der Couch auf. Vorsichtig gehe ich ein paar Schritte näher zu ihr.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt