39. Es passt

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Avery P.O.V.

Die Minuten ziehen sich quälend in die Länge, und ich höre nichts außer dem leisen Summen der Klimaanlage und den gedämpften Geräuschen von draußen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr—es ist gerade mal 12:45 Uhr.

Ich wälze mich im Bett hin und her, versuche, eine bequeme Position zu finden, aber die Stille ist unerträglich. Schließlich stehe ich auf und gehe zum Fenster, nur um durch einen Spalt in den Vorhängen zu spähen. Unten auf der Straße, vor dem Hotel platziert stehen fünf Männer in schwarzen Anzügen. Eindeutig Adrians Securitys.

Wo hat er die denn noch überall platziert?

Und nur damit ich nich abhauen kann?

Ich seufze und lasse die Vorhänge wieder zufallen, mein Magen knurrt laut, und ich merke, dass ich den Hunger nicht mehr ignorieren kann. Ohne groß nachzudenken, greife ich nach der Zimmer-Service-Menükarte, die auf dem kleinen Kaffeetisch liegt.

Ich blättere sie durch, lasse meine Augen über die Gerichte schweifen—Filet Mignon, Hummer, Trüffelpasta. Die Preise daneben sind absurd hoch, und für einen Moment zögere ich.

Doch dann kommt mir ein Gedanke, der mir ein leichtes, Lächeln auf die Lippen zaubert. Wenn Adrian mich schon hier einsperrt, kann er wenigstens dafür zahlen. Er hatte schließlich selbst gesagt, ich kann mir etwas bestellen, wenn ich Hunger habe.

Entschlossen nehme ich den Hörer vom Telefon auf dem Nachtkästchen und drücke die Nummer für den Zimmerservice. Es klingelt nur einmal, bevor eine freundliche Stimme sich meldet. „Zimmerservice, wie kann ich Ihnen helfen?"

„Guten Tag", sage ich mit einer Selbstsicherheit, die ich eigentlich gar nicht fühle. „Ich würde gerne etwas zu Essen bestellen."

Ich zögere keine Sekunde und fange an, die teuersten Gerichte von der Karte aufzuzählen.

„Ich nehme einmal das Filet Mignon, medium rare, dazu die Hummer-Bisque, und bringen Sie bitte die Trüffelpasta mit extra Parmesan. Außerdem hätte ich gerne die Käseplatte als Vorspeise. Und zu trinken hätte ich gern die Flasche Dom Pérignon."

Ich höre, wie die Person am anderen Ende kurz innezuhalten scheint, dann notiert sie ruhig die Bestellung.

„Ach und...", füge ich hinzu. „Machen sie gerne von allem nur eine kleine Portion. Aber wir zahlen natürlich trotzdem den normalen Preis."

„Natürlich, wird in etwa 40 Minuten bei Ihnen sein."

Ich lege auf, fühle eine seltsame Mischung aus Triumph und Nervosität in mir aufsteigen. Adrian wird sicher nicht begeistert sein, aber das ist mir gerade egal. Ich lasse mich wieder aufs Bett fallen und strecke mich aus, während ich auf das Klopfen an der Tür warte.

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15:06 Uhr

Kurz nach 15 Uhr höre ich das leise Klicken des Türschlosses, und die Tür schwingt langsam auf. Adrian tritt ein, zieht die Tür hinter sich zu. Er zieht sich in aller Ruhe die Schuhe aus, stellt sie ordentlich neben die Tür und hängt seine Anzugjacke sorgfältig an den Kleiderhaken. Erst dann dreht er sich um und sieht mich an.

Ich sitze mit angezogenen Beinen auf dem Bett, die Trüffelpasta auf dem Teller vor mir. Ich kann nicht anders, als zu grinsen, während ich eine weitere Gabel der cremigen Pasta esse. Adrians Blick verfinstert sich, als er den Rollwagen neben mir entdeckt, der mit halb leeren Tellern, der Käseplatte und der teuren Flasche Champagner beladen ist.

Er atmet einmal tief durch, sein Kiefer angespannt.

„Was zum Teufel ist das?" fragt er todernst.

Ich halte inne, lasse mir bewusst Zeit, um die nächste Gabel voll Trüffelpasta langsam in den Mund zu schieben, und genieße den Geschmack, während ich ihn herausfordernd ansehe. „Ich hatte Hunger", antworte ich mit gespielter Unschuld, während ich genüsslich kaue.

Mein Grinsen wird breiter, als ich sehe, wie seine Augen sich verengen.

Irgendwie macht es total Spaß ihn zu ärgern.

Adrian bleibt stehen, starrt auf die Reste meines kleinen Festmahls, und ich kann förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitet.

„Das ist nicht dein Ernst", sagt er, und seine Stimme klingt noch kühler als sonst. Doch in mir lodert nur die Genugtuung, denn das hier ist ein kleine Akt gegen die Kontrolle, die er über mich hat.

„Du hast doch gesagt, ich soll bestellen, was ich will", füge ich mit einem unschuldigen Schulterzucken hinzu, ohne dabei den belustigten Ausdruck aus meinem Gesicht zu verlieren.

Adrian bleibt einen Moment stehen, seine Augen fest auf mich gerichtet.

„Weißt du eigentlich, wie viel diese Champagnerflasche kostet?" Seine Stimme ist ruhig, doch der Hauch von Ärger ist nicht zu überhören.

Ich nicke nur grinsend, die Gabel immer noch in der Hand. „Natürlich", sage ich betont gelassen. „Die Preise stehen doch in der Karte.", sage ich während ich mir noch einen Bissen gönne. Adrian atmet hörbar aus, bevor er genervt die Augen verdreht.

„Wie auch immer", murmelt er schließlich, als würde er den Kampf gar nicht erst aufnehmen wollen.

Er streicht sich mit der Hand über die Stirn und sieht mich wieder an.

„Zieh dich langsam um", sagt er streng. „Die Autofahrt wird etwas länger dauern."

Ich lege die Gabel beiseite und sehe ihn an, meine Neugierde und Unsicherheit geweckt.

„Wohin fahren wir?"

Adrian ignoriert die Frage und fährt fort, als hätte ich nichts gesagt.

„Es ist ein edler Anlass. Zieh dir ein Kleid an." Er geht zum Schrank, öffnet ihn und wirft einen prüfenden Blick auf die Kleider, die dort hängen, bevor er sich wieder mir zuwendet. „Ich will keine Diskussionen, verstanden? Nicht hier und schon gar nicht bei der Feier."

Ich spüre, wie sich meine Augenbrauen leicht heben, aber ich sage nichts. Denn um ehrlich zu sein, stört es mich nicht, dass er mich dieses Mal wieder mitnimmt.

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16:18 Uhr

„Wir müssen in 10 Minuten los.", sagt Adrian streng, um mich daran zu erinnern ja nicht für Verspätung zu sorgen.

„Ich bin schon fertig.", rufe ich ihm vom Bad aus zu und zupfe noch mein schwarzes Kleid zurecht. Der seidige glänzende Stoff schmiegt sich angenehm an meinen Körper, nicht zu locker, nicht zu eng. Der Rücken des Kleides ist eine edle Kombination aus Schnüren, die bis zum unteren Rücken reichen. Mit einem letzten tiefen Atemzug trete ich aus dem Badezimmer ins Zimmer.

Adrian sitzt am Schreibtisch, seine Augen auf den Laptop gerichtet.

„Wurde auch Zeit", murmelt er ungeduldig und wirft nur einen kurzen Blick in meine Richtung.

Doch kaum hat er sich wieder seinem Bildschirm zugewandt, huscht sein Blick zurück zu mir, diesmal länger, intensiver. Ich sehe, wie sich seine Augen langsam über meinen Körper bewegen, als würde er jedes Detail des Kleides in sich aufnehmen. Seine Miene bleibt kühl, aber ich kann das Aufblitzen von etwas Unausgesprochenem in seinen Augen erkennen.

Einen Moment lang herrscht Stille, und ich spüre die Wärme seiner Blicke auf meiner Haut. Doch anstatt sich dazu zu äußern, sagt er kein Wort. Seine Lippen bleiben fest geschlossen, während er den Laptop zuklappt, doch seine Augen verlieren sich immer wieder an mir. Etwas an seiner Reaktion lässt mich zögern. Ich verschränke unsicher die Arme vor der Brust, ein Versuch, die Nervosität zu verstecken, die mich plötzlich überkommt.

„Soll ich... soll ich etwas anderes anziehen?" frage ich unsicher, während ich nach Anzeichen dafür suche, was er denkt.

„Nein." kommt es knapp von ihm, fast zu schnell, und ich merke, wie er den Blick abwendet. Es ist als wolle er mehr sagen, doch die Worte bleiben ihm im Hals stecken. „Das Kleid ist-", beginnt er und stockt kurz. „Es passt.", beendet er seinen Satz.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt