Avery P.O.V.
In einer fließenden Bewegung zieht auch Adrian eine Waffe hervor - aber er zielt nicht auf Dominic. Stattdessen spüre ich den kalten Lauf der Pistole plötzlich an meiner Schläfe.
„Also, Dominic," sagt Adrian mit gefährlicher Ruhe. „du hast jetzt eine Wahl. Gib mir den Schlüssel - oder du kannst zuschauen, wie das hier endet."
Ich kann nicht atmen.
Alles, was ich spüre, ist dieser kalte, Druck der Waffe an meiner Schläfe. Mein Herzschlag rast in meiner Brust, laut, ohrenbetäubend.
Die Zeit bricht. Die Gegenwart zerfällt. Das Hier und Jetzt verschwimmt und ich sehe nur mehr eine Person.
Matteo.
Er ist wieder da. Diese Kälte.
Diese Waffe. Diese Macht. Ich sehe sein Gesicht. Sein verfluchtes Grinsen.Seine Augen, die mich durchbohren, während er das metallene Ding an meine Schläfe drückt, jede Sekunde der Angst auskostet
Ich bin wieder dort, in diesem Moment.Die Pistole zittert leicht, genau wie damals, und dann... dann ist alles schwarz. Alles taub. Alles schmerzt.
Ich kann nicht. Ich kann nicht...
Meine Kehle schnürt sich zu.
Ich schreie.
Ich weiß, dass ich schreie, aber ich höre nichts.
Ich spüre nur, wie sich mein Körper verkrampft, wie ich um mich schlage, mich winde, versuche, diesem Griff zu entkommen.
Ich muss weg.
Ich muss hier raus.
Er darf das nicht noch einmal tun.
Meine Hände finden seinen Arm, krallen sich hinein.
Ich schlage, ich spüre meinen eigenen Schweiß, der mir über die Stirn läuft.
Mein Körper gehorcht mir nicht mehr.
Die Panik übernimmt alles.
••
Adrian P.O.V.
„Also, Dominic," sage ich „du hast jetzt eine Wahl. Gib mir den Schlüssel - oder du kannst zuschauen, wie das hier endet."
Die Waffe liegt kalt und sicher in meiner Hand, ihr Lauf an Averys Schläfe gepresst. Ich spüre, wie sie sich versteift. Aber das ist gut – sie soll Angst haben. Auch wenn ich sie nicht wirklich erschiessen würde. Dominic braucht einen Schubs, einen Grund, zu handeln, und das hier wird ihn sicher dazu bringen.
Doch plötzlich kippt etwas. Averys Atmung stockt, sie wird flach, hektisch. Sie beginnt zu zittern, immer heftiger. Ihre Augen sind nicht mehr auf Dominic gerichtet. Sie wirken leer, weit weg. Schweifen orientierungslos durch die Gegend.
Plötzlich schreit sie.
Ein schriller Laut, der mir fast die Ohren zerreißt. Sie schlägt um sich, tritt, windet sich in meinem Griff, als würde ihr Leben davon abhängen, mich loszuwerden. So heftig, dass ich Schwierigkeiten habe, sie zu halten. Ich halte die Pistole fest, aber sie macht es mir verdammt schwer, die Kontrolle zu behalten.
"Hey! Avery!", rufe ich, aber sie hört mich nicht. Sie kämpft gegen mich an, als wäre ich das Monster. Dabei ist sie die Verräterin.
„Verdammt nochmal, Avery!" Ich ziehe sie mit einem Ruck näher an mich, presse ihren Körper an meinen, um sie ruhig zu halten. Sie ist stark, stärker als ich gedacht hätte. Ihr Zittern überträgt sich auf mich, und ich spüre, wie mein Griff an der Waffe unsicherer wird.
Ihre ganze Körperspannung ist außer Kontrolle, als ob sie am Rande des Zusammenbruchs steht. Aber ich habe jetzt keine Zeit, um über die Gefühle die ihr Zustand in mir auslöst nachzudenken.
„Den Schlüssel, Dominic," sage ich mit gepresster Stimme, meine Geduld am Ende.
Er bleibt stehen. Kein Zittern, keine Regung. Sein Blick ist fest auf mich gerichtet, aber leer, kalt. Er schüttelt nur leicht den Kopf, als hätte ich ihm eine triviale Frage gestellt. „Ich habe ihn nicht," sagt er ruhig, fast schon gleichgültig.
Die Wut kocht in mir hoch. Wie kann er so ruhig bleiben? Sie steht hier, seine Stieftochter, ihre verdammte Schläfe unter dem Lauf einer Waffe, und er tut so, als wäre es ihm egal?
„Du lügst!" Ich presse die Waffe fester an Averys Kopf. Sie schreit auf, ein wilder, herzzerreißender Laut, der mir durch Mark und Bein fährt. Sie versucht sich wieder zu wehren, aber ich halte sie hart fest. Ich kann es mir nicht leisten, sie loszulassen. Nicht jetzt. Ihre Reaktion lässt keinen Zweifel daran dass sie scheinbar mittlerweile doch überzeugt ist, dass ich abdrücken würde.
„Was ist, Dominic?" Meine Stimme wird lauter, schärfer, unkontrollierter.
Ich spüre, wie die Wut sich in mir zu einem Sturm zusammenbraut. „Ist es dir scheißegal, wenn ich sie hier und jetzt erschieße? Wenn ich deiner verdammten Stieftochter eine Kugel in den Kopf jage? Ist dir das egal?!", schreie ich. Doch Dominic... bewegt sich nicht.
Er zuckt nicht mal. Seine Augen sind auf mich gerichtet, aber leer. Eiskalt. Da ist keine Panik, kein Zorn, keine Verzweiflung - nichts.
Ich warte darauf, dass er irgendetwas tut. Irgendetwas, das zeigt, dass ihm das hier nicht egal ist. Aber er senkt nur langsam seine eigene Waffe.
Ein stechendes Gefühl schleicht sich in meine Gedanken, eine Erkenntnis, die mich innerlich erstarren lässt.
Es... ist ihm wirklich egal.
Avery zittert noch immer in meinen Armen, ihre Schreie verhallen, aber Dominic... nichts. Keine Angst, kein Flehen, keine Sorge.
Es gibt kein Zucken in seinem Gesicht, keine Regung, die zeigt, dass er auch nur ein Fünkchen Mitgefühl für sie empfindet. Er schaut nicht einmal in ihre Richtung. Die Wahrheit trifft mich wie ein Schlag in den Magen. All die Zeit... Avery war nie das Druckmittel, das ich dachte. Dominic... er würde nicht mal für sie kämpfen. Sie war ihm die ganze Zeit egal.
Mein Puls hämmert in meinen Ohren, als mir die schreckliche Wahrheit bewusst wird..
Alles, worauf ich gesetzt habe, fällt in sich zusammen und ich muss schnell handeln. Der Griff um Avery lockert sich, als ich die Pistole langsam von ihrer Schläfe nehme und sie stattdessen auf Dominic richte. Sofort sehe ich die Veränderung. Seine Gleichgültigkeit schwindet, seine Augen werden schmal, und sein Körper spannt sich an. Endlich - jetzt habe ich seine Aufmerksamkeit.
Er zieht seine Pistole wieder und plötzlich steht die Situation kurz vor der Eskalation.
Avery hängt schwer in meinem Arm, fast leblos, ihr Körper zittert immer noch leicht. Sie ist kaum bei Bewusstsein. Ich kann ihren zerbrechlichen Zustand spüren, als wäre sie weit weg, irgendwo, wo ich sie nicht erreichen kann. Aber ich lasse sie nicht los.
„Glaubst du wirklich, dass du mit dem Scheiß hier durchkommst?" brülle ich und richte die Pistole fest auf Dominic. „Ich werde mir den verdammten Schlüssel in aller Ruhe holen, sobald du tot bist. Und bis dahin verwende ich deine Stieftochter eben als Schutzschild!"
Für einen Moment flackert in Dominics Augen etwas auf, etwas Dunkles und Gefährliches, doch bevor er antworten kann, höre ich plötzlich Schritte.
Zwei Männer tauchen aus den Schatten des oberen Stockwerks der Villa auf, beide schwer bewaffnet. Die Spannung steigt sofort ins Unermessliche.
Sofia und Valentina reagieren sofort. Ihre Bewegungen sind präzise und geübt, als sie ihre Pistolen ziehen und sie auf die Männer richten. Die Luft ist schwer von unausgesprochenen Drohungen, ein Funke reicht, um alles explodieren zu lassen.
Ich halte Avery immer noch fest, spüre, wie sie in meinem Griff fast in sich zusammenfällt. Dann höre ich Dominics Stimme.
„Schießt. Zögert nicht.", befiehlt Dominic seinen Sicherheitsmännern.
Und dann passiert alles in einem Augenblick.
Der erste Schuss fällt.
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Avery
RomanceAvery Nach außen hin scheint Avery alles zu haben: Geld, Luxus und ein Leben in der High Society. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine tiefe Einsamkeit. Sie ist reich an Besitz, aber arm an echten Verbindungen und glaubt trotzdem immer an d...