26. Noch einen bitte

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Avery P.O.V.

Die Augen des Mannes weiten sich leicht, als er Adrian erkennt. Für einen Moment scheint er nachdenklich, als ob er überlege, was er tun soll. Das Messer in seiner Hand schimmert im schwachen Licht.

„Wer schickt dich?", fragt Adrian ernst.

Der Mann hält für einen Moment inne, doch beschließt nicht zu antworten. Wortlos geht er langsam einen Schritt auf uns zu. Fast instinktiv greift Adrian zu mir nach hinten und drückt mich weiter hinter sich.

Der Mann hebt das Messer leicht, während er langsam Schritt für Schritt näher kommt. Es ist als wolle er testen, wie lange es dauert bis Adrian reagiert. Bis er eine Waffe zieht. Doch es scheint als würde selbst dem Mann langsam bewusst werden, das Adrian unbewaffnet ist.

Doch Adrian bleibt still, eine steinharte Ruhe umgibt ihn. Der Mann bleibt etwa drei Meter vor uns stehen, zögert – vielleicht verunsichert durch Adrians Haltung, vielleicht durch die Kälte in Adrians Augen. Aber dann, ganz plötzlich, setzt er sich doch in Bewegung, das Messer bereit zum Angriff.

Er macht 2 große Schritte auf uns zu, das Messer gehoben und in diesem Moment reagiert Adrian.

Mit einer blitzschnellen Bewegung ergreift Adrian das Handgelenk des Mannes, dreht es hart nach außen, sodass der Mann aufschreit und das Messer klirrend zu Boden fällt. Der Mann versucht, sich zu befreien, tritt um sich, doch Adrian bleibt unerbittlich. Er zieht den Mann an sich heran und rammt ihm mit voller Wucht den Ellenbogen in den Magen.

Der Mann stöhnt auf und sackt in die Knie, seine Atemzüge kommen schwer und angestrengt. Aber Adrian lässt ihm keine Chance, sich zu erholen. Mit einem fließenden, fast mühelosen Schwung zieht er den Mann hoch und presst ihn gegen die Wand neben mir.

Adrian ballt die Hand zu einer Faust und holt aus. Seine Faust trifft gegen die Wange des Mannes und sofort prallt dessen Körper hart auf den Boden. Ich kann sehen, wie ihm die Luft entweicht. Er ringt keuchend nach Atem, unfähig, sich zu bewegen.

Adrian steht über ihm, atmet ruhig und gleichmäßig, als wäre nichts passiert. Der Mann liegt benommen, halb bewusstlos am Boden, das Messer außer Reichweite.

Ich starre Adrian an, mein Herz rast noch immer, aber ich kann nicht glauben, was gerade geschehen ist. Ohne eine Waffe, ohne einen einzigen Schuss, hat Adrian den Mann mühelos überwältigt.

Adrian kommt zu mir und bleibt dicht vor mir stehen.

„Was hast du dir dabei gedacht?" schnautzt er mich an, schärfer als die Klinge des Messers. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was hätte passieren können?". Sein Blick wandert über mein Gesicht, als würde er prüfen, ob ich verletzt bin. Für einen kurzen Moment sehe ich etwas in seinen Augen flackern – Besorgnis, vielleicht sogar Angst, die er sonst so gut verbirgt. Doch diese Regung verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist. Seine Miene wird wieder hart, seine Augen kalt.

Ich presse mich unwillkürlich noch ein Stück gegen die Mauer, fühle mich schuldig und gleichzeitig überrollt von seiner plötzlichen Härte.

„Du kannst nicht einfach..." er wird kurz lauter, doch plötzlich bricht er mitten im Satz ab, ringt einen Moment um Fassung, und als er weiterspricht, klingt er ruhiger. „Dein Leichtsinn bringt uns beide in Gefahr."

Ich öffne den Mund, will etwas sagen, mich rechtfertigen, doch Adrian hebt sofort eine Hand und bringt mich zum Schweigen. „Kein Wort", zischt er, seine Stimme leise, aber voller Schärfe.

Ich spüre, wie meine Kehle sich zuschnürt, und Tränen steigen mir in die Augen. Adrians Blick verfinstert sich, er wirkt angespannt, als wüsste er nicht, wie er damit umgehen soll. „Hör auf", sagt er scharf „Hör auf zu weinen, Avery."

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt