69. Sicherheit

1.5K 68 30
                                    

Avery P.O.V.

Abrupt schrecke ich hoch.

Mein Kopf schmerzt und mein Körper fühlt sich seltsam schwer an. Es dauert einen Moment, bis mir bewusst wird, wo ich bin. Es ist bereits hell draußen. Das Licht brennt in meinen Augen.

Alles um mich herum verschwimmt, die Wände des Zimmers scheinen zu pulsieren, und es ist, als würde die Luft mich erdrücken. Mein Magen rebelliert, ein flaues Gefühl breitet sich aus. Ich zwinge mich, mich aufzurichten, stehe vom Bett auf und stolpere in Richtung Badezimmer.

Kaum erreiche ich die Toilette, überkommt mich eine Welle der Übelkeit. Ich falle auf die Knie, mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, und ich beginne mich zu übergeben. Mein Kopf dröhnt, und ein dumpfes Pochen in meinen Schläfen verstärkt die Übelkeit nur noch.

Langsam hebe ich meinen Kopf, und plötzlich trifft es mich: Ich bin nackt. Komplett nackt.

Ein Schauer läuft über meine Haut, und ich senke den Blick auf meinen Körper. Überall sehe ich blaue Flecken. Meine Oberschenkel, mein Bauch.
Meine Hände zittern, als ich sanft über die schmerzenden Stellen fahre. Jede Berührung tut weh, ein Schmerz der sich in meine Seele brennt.

Und dann kommt die Erinnerung zurück.

Wie ein brutaler Schlag trifft sie mich, Bilder und Geräusche stürmen auf mich ein.

Matteo. Seine Hände. Die Waffe. Die Kälte des Metalls an meiner Schläfe.

Panik durchströmt mich, mein Atem geht stoßweise, und ich habe das Gefühl, zu ersticken. Alles in mir zieht sich zusammen, und mein Herz beginnt zu rasen.

Ohne nachzudenken, stolpere ich in die Dusche, drehe das Wasser auf und es strömt brennheiß über meinen Körper. Aber ich fühle nichts, außer diesen Schmutz, der mich zu erdrücken scheint. Meine Finger krallen sich in meine Haut, während ich versuche, ihn abzuwaschen – jede Spur, jede Berührung, jedes Gefühl, das er hinterlassen hat.

Das Wasser rauscht über mich hinweg, und ich schrubbe meine Haut, härter, immer härter, bis sie brennt. Tränen mischen sich mit dem Wasser, meine Schluchzer hallen von den Wänden wider. Ich wische immer wieder über die gleichen Stellen, sehe die blauen Flecken verschwimmen, aber das Bild in meinem Kopf bleibt scharf und klar.

„Geh weg....geh weg.....", flüstere ich immer wieder. Doch die Bilder lassen mich nicht los. Sein Gesicht, dieses schreckliche Lächeln, seine kalten Augen, die sich in meine brennen, die Pistole an meiner Schläfe, das Gewicht seines Körpers, das mich in die Matratze drückt.

Meine Haut ist rot und gereizt, meine Nägel haben tiefe Spuren hinterlassen, aber ich kann nicht aufhören. Ich muss es wegwaschen, ich muss alles von mir abspülen, als könnte ich ihn einfach wegscheuern, diese Nacht ungeschehen machen. Die Hitze des Wassers durchdringt mich, doch ich spüre kaum etwas außer diesem verzweifelten Drang, mich zu reinigen, irgendwie diese Schande und diesen Schmerz abzuwaschen.

Meine Knie geben nach, ich rutsche auf den Boden der Dusche, das Wasser prasselt weiter auf mich herab. Ich umklammere meine Arme, versuche, mich selbst zusammenzuhalten, während mein Körper unter den Schluchzern zittert. Ich bin völlig ausgelaugt, aber die Panik lässt mich nicht los.

„Adrian..." flüstere ich schließlich, kaum hörbar, als ob allein sein Name mich vor diesem Strudel bewahren könnte. Doch Ich bin allein, gefangen in dieser Dunkelheit, die mich immer weiter verschlingt, während das Wasser über mich hinwegrauscht und meine Tränen in den Abfluss spült.

Ich schleppe mich aus der Dusche, das Wasser tropft von mir herab, und jeder Schritt fühlt sich an, als würde er mich all meine Kraft kosten. Mein Körper zittert, die Kälte hat sich tief in meine Knochen gegraben, doch der Schmutz, dieses grauenvolle Gefühl, bleibt. Ich greife nach einem Handtuch, wickele es um mich und versuche, mich irgendwie zusammenzuhalten.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt