45. Geh rein

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Avery P.O.V.

Wir schlendern durch die Straßen von Bogotá, und ich kann nicht anders, als von der Lebendigkeit der Stadt verzaubert zu sein. Diese Stadt hat einfach was besonderes – und ich kann nicht genug davon haben. Mein Kopf dreht sich ständig, als ob ich jedes Detail aufsaugen will.

Neben mir läuft Adrian, stumm wie immer, seine Schultern angespannt, der Blick geradeaus und immer fokussiert als wäre er auf der Suche nach etwas.

Weshalb ist er immer so paranoid?

Die Stille zwischen uns stört mich nicht, denn um ehrlich zu sein ist es mir immer noch verdammt unangenehm dass ich einfach neben ihm aufgewacht bin.

Auf einmal bleibt mein Blick an etwas hängen – ein kleines Restaurant, mit einer knallblauen Fassade und einer verschnörkelten Tafel, auf der in großen Buchstaben geschrieben steht:

"Traditional Colombian Cooking Class"

Sofort bleibe ich stehen. Meine Augen leuchten auf. „Adrian, sieh mal! Ein kolumbianischer Kochkurs!". Ich zeige auf das Schild und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Das will ich unbedingt machen."

Adrian wirft einen Blick auf das Schild, sein Gesicht bleibt so verschlossen wie immer.

„Ganz bestimmt nicht," sagt er trocken und wendet sich schon wieder ab, als wäre die Diskussion damit beendet. Ohne mich noch zu beachten geht er einfach weiter.

Ich laufe ihm die wenigen Schritte schnell nach und stelle mich vor ihn, sodass er nicht weitergehen kann.

Ich lege meinen Kopf ihn den Nacken und sehe ihn mit großen, flehenden Augen an. „Komm schon...biiiiittte...."

Er atmet tief ein, die Kiefermuskeln angespannt. „Hör verdammt nochmal auf mich so anzusehen.", sagt er wütend und lässt seinen Blick über mein Gesicht wandern.

Ich sage nichts und sehe ihn einfach weiter an.

Er verdreht die Augen.

„Geh rein.", sagt er kalt und nickt in Richtung Restaurant Eingang.

Mein Herz macht einen Sprung, und bevor ich es verhindern kann, strahlt mein Gesicht vor Freude. „Echt jetzt ?"

Er sieht mich an, seine Augen noch immer halb genervt, aber da ist etwas Weiches in seinem Blick, das ich nicht übersehen kann. „Ja und jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege."

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Wir betreten das kleine, aber charmante Restaurant, in dem der Kochkurs stattfindet. Es sind etwa fünfzehn andere Teilnehmer da, eine bunte Mischung aus Touristen und Einheimischen, alle fröhlich plaudernd und gespannt auf das, was kommt. Die Atmosphäre ist lebendig, und ich spüre sofort, wie meine Aufregung wächst.

Die Tische des Restaurants wurden zur Seite geschoben und in der Mitte steht nun ein großer Holztisch auf dem schon einige Zutaten warten, verarbeitet zu werden.

Adrian wirkt absolut fehl am Platz, als ob er lieber alles andere tun würde, als hier zu sein, aber trotzdem beklagt er sich bisher nicht.

Die Frau, die den Kurs leitet, ist eine ältere, sympathische Kolumbianerin mit einem breiten Lächeln. Als sie uns sieht kommt sie lächelnd auf uns zu.

„Bienvenido! Estás aquí para el curso?", fragt sie und sieht uns erwartungsvoll an.

„Sí, pero podemos ir de nuevo. Parece que ya hay suficientes participantes aquí.", antwortet Adrian.

„No, por favor quédate aquí! Estamos contentos con cada nuevo participante. Hay suficiente espacio para todos.", sagt die Dame freundlich.

Adrian atmet einmal angespannt ein.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt