63. Kleine Sonne

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Avery P.O.V.

Als Adrian ins Hotelzimmer zurückkommt, ist die Atmosphäre sofort angespannt. Er sagt nichts, seine Augen gehen mir aus dem Weg, als er die Tür hinter sich schließt. Ich beobachte ihn, wie er seinen Mantel abstreift und ihn über den Stuhl wirft, bevor er sich die Schuhe auszieht.

Er geht direkt zum kleinen Tisch, klappt seinen Laptop auf und setzt sich. Die Stille zwischen uns ist schwer und bedrückend. Er wirkt, als hätte er einen inneren Kampf, den ich nicht sehen kann und ich frage mich, was in seinem Kopf vorgeht.

„Der Flug geht um 23 Uhr.", sagt er schließlich, ohne den Blick von seinem Bildschirm zu nehmen. Seine Stimme ist ruhig, aber ich höre die Anspannung darin.

„Okay.", antworte ich leise. Ich weiß, dass wir zurückmüssen, dass es sicherer ist, aber trotzdem ist da ein leichter Widerstand in mir.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das fühlen würde, aber irgendwie will ich nicht einfach so aus dieser Stadt verschwinden.

Mein Blick wandert zu Adrian, der mit zusammengezogenen Augenbrauen auf den Bildschirm starrt. Es ist eine dumme Idee, ihn jetzt zu fragen, das weiß ich. Aber irgendetwas in mir drängt mich dazu, es trotzdem zu tun. Ich atme tief durch und versuche, die Worte so behutsam wie möglich zu formulieren.

„Adrian?" frage ich vorsichtig, und als er zu mir aufschaut, sehe ich die Müdigkeit in seinen Augen, die hinter der Maske aus Härte und Kontrolle lauert. „Könnten wir vielleicht... ich meine, bevor wir heute Abend zurück fliegen... könnten wir noch einmal rausgehen?"

Er runzelt die Stirn, und ich sehe, wie er einen Moment zögert. „Rausgehen?"

„Ja," sage ich schnell, bevor ich den Mut verliere. „Nur ein letztes Mal durch die Straßen spazieren."

Seine Augen verengen sich leicht, und ich frage mich, ob er denkt, dass ich verrückt geworden bin, das ich rausgehen möchte nachdem was passiert ist.

„Nein. Ich muss arbeiten.", blockt er ab und zwingt seinen Blick wieder auf den Bildschirm. Ich seufze einmal hörbar aus.

Aber so leicht gebe ich nicht auf.

„Adrian, biiitte...", flehe ich leise, meine Stimme so sanft, wie ich sie nur hinbekomme.

„Avery, nein. Und wenn du mich jetzt wieder so ansiehst dann werd—" Er stoppt mitten im Satz, als er seine Augen vom Bildschirm nimmt und unsere Blicke sich treffen. Ich sehe, wie sich seine Haltung verändert. Er versucht es zu verbergen, aber ich weiß, dass er gerade gegen sich selbst ankämpft. Ich setze meinen Blick bewusst noch intensiver ein.

Er presst die Lippen zusammen, schaut kurz weg, als würde das helfen, aber ich gebe nicht nach. Langsam sieht er wieder zu mir, vermutlich mit der Hoffnung, dass ich aufhöre ihn so anzusehen. Aber ich bleibe standhaft.

„Dein Ernst?", fragt er schließlich, seine Stimme klingt angestrengt, fast frustriert. Ich sehe, wie er die Kontrolle verliert, Stück für Stück.

„Was denn?", entgegne ich unschuldig, doch mein Blick bleibt fest auf ihm.

„Hör sofort auf, mich so anzusehen", knurrt er, aber ich spüre, dass sein Widerstand bröckelt.

Ich ignoriere ihn einfach, setze noch einen drauf. „Biiitte..."

Er stößt einen tiefen Seufzer aus. Er klappt seinen Laptop hart zu, seine Bewegungen sind angespannt und frustriert.

„Ich kann es nicht fassen...", murmelt er, als er vom Stuhl aufsteht. Seine Augen funkeln warnend, als er mir einen strengen Blick zuwirft. „Aber bevor es dunkel wird, gehen wir wieder zurück ins Hotel."

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt