55. Zwei Zigarren

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Avery P.O.V.

17:35 Uhr

„Wann müssen wir los?", rufe ich Matteo vom Badezimmer aus zu, während ich noch mein zartrosa Seidenkleid zurecht zupfe.

„In etwa 10 Minuten. Aber nimm dir alle Zeit die du brauchst.", antwortet er.

Ich tapse schließlich aus dem Badezimmer als ich Matteo am Bett sitzen sehe. Seine Augen wandern einmal mein Kleid entlang und ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen.

„Wow das Kleid passt dir wirklich gut, Avery."

„Dankeschö-"

Ich schaffe es nicht, fertig zu sprechen, da plötzlich die Tür aufgerissen wird. Matteo und ich zucken zusammen, unsere Blicke fliegen zur Tür. Adrian stolpert ins Zimmer, die Schultern leicht nach vorne gebeugt, als hätte er sich gerade so auf den Beinen halten können. Mit einem lauten Knall wirft er die Tür hinter sich zu, das Geräusch hallt durch den Raum und lässt uns beide aufschrecken.

Matteo und ich starren ihn an. Für einen Moment herrscht Stille, die nur von Adrians schwerem Atem unterbrochen wird. Matteo ist der Erste, der etwas sagt.

„Bist du betrunken?", fragt Matteo und sieht Adrian entgeistert an.

Adrian verdreht genervt die Augen, als hätte er diese Frage erwartet. „Nein.", sagt Adrian knapp. Er lehnt sich an die Wand, die Augen halb geschlossen.

Dann wendet er den Blick zu mir. Seine Augen sind rötlich und glänzen im gedämpften Licht des Zimmers, als hätte er die halbe Nacht nicht geschlafen. Oder geweint. Wobei ich letzteres nicht für möglich halte.

Seine Pupillen fixieren mich, wandern langsam über meinen Körper, jede Kurve, jeden Zentimeter des Kleides entlang. Doch er sagt kein Wort. Nur dieses Schweigen, das in der Luft hängt, schwer und drückend.

Er nimmt seinen Blick wieder von mir und schließt seine Augen, während er noch an der Wand lehnt.

„Adrian, reiß dich zusammen", sagt Matteo mit einer Strenge in der Stimme, die ich bisher noch nicht von ihm gehört habe. „Wir haben in 15 Minuten eine Reservierung im El Cielo."

Adrian reagiert nicht sofort, nur ein leises Schnauben, als wäre der Gedanke an ein elegantes Abendessen in diesem Moment völlig absurd. Dann atmet er tief durch und stößt sich von der Wand ab.

„Ja beruhig dich", murmelt er schließlich.

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Als wir aus dem Hotel, die Treppen hinabgehen, fällt mein Blick immer wieder zu Adrian. Er sieht absolut nicht gut aus. Sein Gesicht ist blass und er geht irgendwie unbeholfen die Treppen hinunter, gerade dass er nicht hinfällt.

Macht ihn das echt alles so fertig?

„Kumpel lass mich dich wenigstens stützen, du bist ja sogar zu besoffen zum Gehen..", sagt Matteo und nimmt Adrian stützend am Oberarm.

„Lass mich los.", sagt Adrian wütend und entreisst sich wieder aus Matteos Griff. „Ich komm schon klar."

Sieht nicht danach aus.

Adrian geht zur Beifahrertür, steigt ein und knallt die Tür hinter sich zu.

„Er beruhigt sich schon wieder", flüstert Matteo mir zu und schenkt mir ein schwaches Lächeln. Trotzdem ist da ein Hauch von Sorge in seinen Augen, der nicht ganz zu dem beruhigenden Tonfall passen will. Er atmet tief durch bevor er sich wieder zu mir dreht.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt