98. Sprich mit mir

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Adrian P.O.V.

„Dein verfluchter Ernst?! Was bist du für ein Mann!?" Hunters Stimme überschlägt sich, er schüttelt Matteo, als würde er ihn zur Vernunft zwingen wollen. „Du verdammter Bastard." Jedes einzelne seiner Worte ist wie ein Schlag, doch Matteo blinzelt nur, verzieht den Mund zu einem schmalen, bitteren Lächeln, das meinen Magen umdreht.

„Wie auch immer", murmelt Matteo, als wäre es die banalste Sache der Welt, als hätte er keinen Funken Reue in sich.

Hunter schüttelt Matteo noch einmal, als wollte er das letzte Bisschen Menschlichkeit aus ihm herauspressen, aber Matteo bleibt stumm, ungerührt, fast triumphierend in seinem Schweigen. In einer fliesenden Bewegung packt Hunter seine Pistole und hält sie mit einer überwältigenden ruhigen Hand an Matteos Schläfe. „Soll ich's tun, Boss?", fragt Hunter schließlich todernst. „Soll ich dieses Schwein erledigen?"

Ich schweige, lasse den Moment in mir nachhallen. Ich spüre den Blick von Matteo, wie er mich herausfordert, als könnte er mich damit bezwingen. Doch es ist nicht nur der Hass, der in mir lodert. Es ist das Bild von Avery, verletzt, gebrochen, von diesem Mann. Der letzte Funke Mitgefühl, den ich vielleicht noch gehabt hätte, erlischt.

„Nein, Hunter", sage ich. Meine Stimme ist leise, aber jedes Wort trägt das Gewicht meiner Entscheidung.. Mein Blick lässt Matteo keine Flucht. „Der Tod wäre zu gnadenvoll für ihn. Er hat Avery immer und immer wieder vergewaltigt... für jedes Mal wird er ein Jahr in der Zelle im Keller verrotten. Wir werden ihm Essen geben. Genug damit er lebt. Aber so wenig wie möglich. Wasser alle 3 Tage, gerade dass er überlebt. Sollte er streiken zu Essen oder Trinken schieben wir es ihm den Hals runter. Er soll fühlen, was es heißt, lebendig zu sterben."

Hunter nickt langsam, seine Hand mit der Waffe sinkt, aber die Kälte in seinen Augen bleibt. Ich sehe, wie Matteos Gesicht leicht erblasst, wie das herausfordernde Lächeln in seinen Augen stirbt. Die Realität dessen, was ihn erwartet, beginnt durchzudringen.

"Und wenn die Jahre vergangen ist", füge ich hinzu, meine Stimme ist leise, beinahe sanft, „..werde ich ihn eigenhändig mit bloßen Händen umbringen."

Hunter nickt stumm, sein Blick hart und voller Entschlossenheit. „Das klingt gut Boss.", sagt er. Ohne ein weiteres Wort beugt er sich zu Matteo hinunter, packt ihn grob an den Schultern und zieht ihn mit einer erbarmungslosen Kraft hoch. Matteo zappelt, versucht sich loszureißen, seine Beine treten ins Leere, seine Hände schlagen wild um sich - ein jämmerlicher Versuch, sich aus Hunters Griff zu befreien. Doch Hunter ist unerbittlich.

„Lass mich los, verdammt!", keucht Matteo, seine Stimme schneidet durch die bedrückende Stille.

„Genug jetzt", knurrt Hunter leise. In einer fließenden Bewegung holt er mit der freien Hand aus und schlägt Matteo hart ins Gesicht. Matteos Kopf schnellt zur Seite. Er sackt sofort in Hunters Griff zusammen, sein Körper schlaff, die Lippen leicht geöffnet, das Gesicht blutverschmiert und reglos.

Mein Blick ruht auf Matteo, der nun bewusstlos und wehrlos in Hunters Armen hängt, die Maske der Arroganz von einem dunklen Schatten des Elends abgelöst. Es ist der Anfang dessen, was ihm bevorsteht - der Anfang einer Qual, die er nicht mehr kontrollieren kann und aus der er nicht mehr entkommen kann.

„Tut mir leid, Boss. Aber das musste sein. Dieses Schwein hat das verdient."

„Alles gut. Solang du ihn am Leben lasst damit er sein Leiden mitbekommt, kannst du mit ihm machen was du willst."

Hunter nickt und ohne ein weiteres Wort schleppt er Matteo bis zur Kellertür. Ich folge ihnen. Matteos Füße schleifen über den harten Boden, seine schlappe Gestalt wirkt zerbrechlich in Hunters festem Griff und doch liegt keine Spur von Mitleid in Hunters oder meinen Augen. Die eisige Kälte des Kellers empfängt uns, als wir Stufe für Stufe die Treppe hinuntergehen.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt