16. Du kommst mit

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Avery P.O.V.

Die Schublade ist leer.

Nein nein nein nein. Das kann nicht sein.

Ein stechendesGefühl breitet sich in meinem Magen aus. Das kann nicht sein. Sofort steigt die Panik in mir auf und ich schlucke schwer. Meine Gedanken rasen, während meine Hände hektisch zur nächsten Schublade greifen. Ich reiße sie auf – Papierkram, Stifte, nichts, was ich brauche. Mein Atem geht schneller.

Die nächste Schublade. Und die nächste. Ich öffne sie alle und durchwühle sie hektisch.

"Verdammt!" flüstere ich verzweifelt und greife nach der letzten Schublade. Als ich sie aufziehe, durchzuckt mich ein plötzlicher Schmerz an meinem Hinterkopf. Etwas Kaltes, Metallenes drückt sich gegen meinen Schädel. Mein Herz bleibt für einen Schlag stehen, und ich gefriere auf der Stelle.

Langsam, viel zu langsam, wird mir klar, was es ist – eine Pistole.

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schock. Meine Gedanken kommen zu einem abrupten Halt, während mein Körper steif und meine Hände zittrig werden. Ich wage kaum zu atmen.

„Na, ist dir nicht mehr schwindlig?" Adrians Stimme ist nur ein leises Flüstern, aber sie schneidet durch die Stille des Raumes wie eine Klinge.

Ich bleibe stocksteif, starre in die offene Schublade vor mir, die leer ist, genauso wie die restlichen. Ein Zittern durchfährt meine Finger, die den Rand der Schublade umklammern.

„D-das... ich...", stammle ich, meine Gedanken überschlagen sich. Was kann ich sagen? Wie komme ich hier raus? Adrian drückt die Waffe fester gegen meinen Hinterkopf, und mein Atem stockt.

„Dreh dich langsam um", befiehlt er mit einer Ruhe, die mir eine Gänsehaut über den Körper jagt. „Und keine plötzlichen Bewegungen, sonst bläst du dir schneller das Hirn raus, als du dich entschuldigen kannst."

Langsam, so langsam, dass es mich wahnsinnig macht, drehe ich mich zu ihm um. Die kalte Mündung der Pistole folgt meinem Kopf, bis ich ihm direkt ins Gesicht sehe und der Lauf der Pistole sich gegen meine Stirn drückt. Seine Augen sind lodernd vor Wut, trotzdem wirkt er bedrohlich ruhig.

„Was suchst du hier, Avery?" fragt er leise.

Ich öffne den Mund, aber kein Laut kommt heraus. Mein Herz hämmert, und ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. „Ich-", beginne ich, aber er unterbricht mich sofort.

„Was denkst du, was passiert, wenn ich merke, dass jemand in meinen Sachen rumwühlt?" Er neigt den Kopf leicht zur Seite, seine Augen funkeln gefährlich.

Sein Finger spannt sich um den Abzug, und ich weiß, dass ich jetzt handeln muss, bevor alles außer Kontrolle gerät.

„Es ist nicht, wie du denkst!", rufe ich und höre wie erbärmlich das klingt.

„Ach, wirklich?" Er hebt eine Augenbraue. „Dann erleuchte mich. Was genau habe ich hier missverstanden?"

„Sie haben Mila", sage ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Sie haben Mila entführt und drohen ihr wehzutun wenn ich ihnen irgendso einen dämlichen Schlüssel nicht bringe."

Adrian blinzelt, für den Bruchteil einer Sekunde blitzt etwas auf in seinen Augen – Überraschung? Zweifel?

„Wer hat Mila?" fragt er, und diesmal ist die Kälte in seiner Stimme deutlich spürbar.

„Ich... ich weiß nicht, wer sie sind", sage ich, und meine Augen füllen sich mit Tränen. „Aber sie haben sie. Und wenn ich den Schlüssel nicht besorge, werden sie ihr wehtun."

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt