71. Nichts Auffälliges

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Avery P.O.V.

Ich liege im Bett. Der Raum ist still, bis auf das leise Atmen von Zeus neben mir. Er ist schwer und warm an meiner Seite. Chloe liegt zusammengerollt an meinen Füßen. Obwohl alles ruhig ist, ist in mir drin nichts ruhig. Es ist leer und laut gleichzeitig.

Die Tür öffnet sich.

Ich sehe ihn nicht an, aber ich weiß, dass es Matteo ist. Mein Blick schweift zu seiner Hand. Zur Pistole. Meine Augen bleiben daran hängen, als wäre das alles, was noch real ist.

Ich kann es schon fühlen, wie der kalte Lauf meine Schläfe berührt. Ein kurzer Moment und dann... nichts mehr.

Zeus knurrt leise, steht auf, das Gewicht seines Körpers verschwindet von meiner Seite. Er steht zwischen mir und Matteo. Sein Knurren füllt den Raum, ein drohendes Grollen. Aber Matteo bleibt ruhig. Er spricht, als wäre nichts anders. Als wäre das hier eine normale Unterhaltung.

"Ich wollte nur fragen, ob du es dir überlegt hast. Den Schlüssel. Wirst du ihn mir besorgen?"

Seine Stimme ist ruhig, fast freundlich. Ich spüre nichts. Kein Zorn, keine Angst. Nur diese Leere, die immer da ist.

Der Schlüssel.

Natürlich.

Das alles für einen Schlüssel.

Ich nicke. Es ist einfacher so. Einfacher, als weiter zu kämpfen.

„Na sieh einer an. Du bist doch noch zu Verstand gekommen, sehr gut. Das kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt denn rate wer heute zurück kommt.."

Es ist mir egal.

Ich besorge den Schlüssel. Und dann laufe ich weg.

Matteo sieht mich an, lange und ohne ein Wort zu sagen. Ich spüre seinen Blick auf mir, aber ich schaue nicht zu ihm. Meine Augen sind auf den Punkt an der Wand gerichtet, wo das Licht schwach flackert. Ich warte. Auf was, weiß ich nicht.

„Du siehst schrecklich aus," sagt er schließlich. Seine Stimme hat einen kalten Unterton, etwas, das fast nach Abscheu klingt. Aber es trifft mich nicht.

Es ist einfach ein weiteres Geräusch im Raum.

„Wenn Adrian merkt, dass etwas nicht stimmt, wird das alles scheitern. Der Plan wird nie aufgehen."

Ich höre das Rascheln, als er in seine Hosentasche greift. Er zieht etwas heraus, wirft es in meine Richtung. Ich sehe es kaum, nur einen flüchtigen Blick auf die beiden kleinen Tüten, die auf das Bett neben mir fallen. Pillen. Kokain. Der weiße Staub schimmert im schwachen Licht.

Ich bewege mich nicht. Ich sehe ihn immer noch nicht an. Es ist, als ob meine Augen ihn nicht erreichen können, als ob sie durch ihn hindurchsehen.

„Nimm das," sagt er mit einem harten Lächeln in der Stimme. „Vielleicht siehst du dann nicht mehr aus wie eine Leiche."

Seine Worte prallen an mir ab. Ich spüre sie, aber sie sinken nicht tief genug. Wie alles andere. Nur eine weitere Sache, die mich nicht berührt.

Ich starre weiter auf den Punkt an der Wand. Das Licht flackert noch immer.

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Adrian P.O.V.

16:50 Uhr

Als der Wagen endlich vor der Villa zum Stehen kommt, atme ich tief durch. Endlich wieder zurück. Der Flug von Kolumbien war lang, und ich konnte kaum Ruhe finden. Meine Gedanken kreisen unaufhörlich um Avery. Aber jetzt bin ich hier und ich muss alles was zwischen und passiert ist, hinter mir lassen. Das ist der einzige Weg, um sie zu schützen.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt