90. Viel Glück. Arschloch.

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Adrian P.O.V.

Ich spüre, wie sich ein Knoten in meiner Brust bildet, aber ich versuche, ruhig zu bleiben.

Noch.

„Warum sperrst du Zeus alleine in ihrem Zimmer ein?" frage ich, eine leise Anspannung in meiner Stimme.

Sofia sieht mich direkt an, als ob sie auf meine Reaktion wartet. „Er ist doch nicht alleine," sagt sie ruhig. „Avery ist bei ihm."

Sofort explodiert etwas in mir. Ein Blitz aus Wut durchfährt mich und ich merke, wie meine Hände sich zu Fäusten ballen. „Was?!" brülle ich, meine Stimme hallt durch den Raum. „Ist das dein Ernst? Sag mir, dass du sie nicht ernsthaft aus der Zelle gelassen hast!"

Sofia sieht mich an, ohne einen Hauch von Reue. Sie zuckt wieder mit den Schultern. „Doch habe ich. Wieso regst du dich so auf?" sagt sie, völlig unbeeindruckt von meinem Ausbruch.

Ich verliere die Beherrschung. „Sie ist eine verdammte Verräterin!" brülle ich, meine Stimme überschlägt sich fast vor Wut. „Du hast den Verstand verloren..." Die Worte kommen wie ein Sturm, und ich spüre, wie die Adern an meinem Hals pochen.

„Beruhig dich Mal immerh-"

„Ich will dass du gehst.", schneide ich ihr ins Wort und gehe bedrohlich einen Schritt auf sie zu.  Sofia verdreht provokant die Augen, als ob meine Worte sie langweilen.

„Gut, ich hatte heute ohnehin keine Lust mehr. Bis morgen." sagt sie genervt und mit einem beiläufigen Schulterzucken setzt sie sich in Bewegung, vorbei an mir, Richtung Eingangstür. Ihre Schritte sind selbstbewusst, fast trotzig.

„Du brauchst auch morgen nicht kommen." sage ich ernst, meine Stimme schneidet durch die Stille des Raumes.

Sofia, die schon die Hand auf der Türklinke hat, hält plötzlich inne. Ihre Finger umklammern das kalte Metall, und für einen Moment ist nur das Ticken der Uhr zu hören. Langsam, fast zögerlich, dreht sie sich zu mir um, ihre Augen blitzen vor Unverständnis.

„Wie bitte?" fragt sie, als könnte sie nicht glauben, was sie gerade gehört hat.

„Du hast schon richtig gehört," wiederhole ich, meine Stimme ruhig, aber fest. „Du brauchst gar nicht mal zurückzukommen, denn du wirst nicht mehr für mich arbeiten."

Ihr Blick verändert sich, das Selbstbewusstsein weicht einem Hauch von Unsicherheit. „Das ist jetzt nicht dein Ernst?" entgegnet Sofia, ihre Stimme scharf, als ob sie versucht, die Oberhand zurückzugewinnen. Doch ich sehe die Spannung in ihrer Haltung, wie ihre Schultern leicht verkrampfen.

Ich trete einen Schritt auf sie zu und lasse meine Worte bewusst langsam und kalt klingen. „Denkst du, es hat keine Konsequenzen, wenn man die Waffe gegen den eigenen Boss richtet? Und wenn man dann auch noch gegen die Anweisungen verstößt und sein eigenes Ding durchzieht?"

Sofias Augen verengen sich. Sie verdreht sie erneut, diesmal mit mehr Verachtung.

„Oh nein, ein verletztes Männer-Ego!", sagt sie. Ein Lächeln, das vor Spott trieft, huscht über ihre Lippen. „Schon mal in Erwägung gezogen, dass deine Anweisungen idiotisch waren? Und die Waffe, die ich auf dich gerichtet habe, war absolut gerechtfertigt."

Für einen Moment lasse ich die Worte in der Luft hängen, mein Blick fest auf sie gerichtet. Ihre Provokation prallt an mir ab. „Du gehst." sage ich schließlich, leise, aber mit einer Kälte, die nicht zu überhören ist. „Aufgrund unserer... Beziehung...werde ich davon absehen, jemanden zu schicken, der dich aus dem Weg räumt. Aber ich denke ich muss dir nicht erklären, was sonst mit Personen passiert, die dem Kartell untreu werden."

Sofia lacht leise, aber es ist kein amüsiertes Lachen. Es ist hart, fast spöttisch. Sie neigt leicht den Kopf, ihre Augen blitzen vor Zorn, doch sie zwingt sich, die Kontrolle zu bewahren. Wütend verschränkt sie ihre Arme vor der Brust. „Ich hab dir dein verficktes Leben gerettet. Wäre ich nicht gewesen hätte Dominic dich ohne Probleme getötet." Sie tritt näher, bis nur noch ein Hauch zwischen uns liegt. „Und du wirfst mich weg, weil ich dir einmal widersprochen habe?"

Ihre Worte treffen mich, doch ich lasse mir nichts anmerken. Es wäre ein Fehler, ihre Argumente an mich heranzulassen. Das hier ist keine Verhandlung, das ist das Ende. „Es geht nicht um einmal." sage ich kalt.

Sofia verengt ihre Augen, ihre Lippen pressen sich zu einem schmalen Strich zusammen. „Nach all dem was ich für dich gemacht habe willst du mich entlassen? Einfach so?"

••

Sofia P.O.V.

„Nach all dem was ich für dich gemacht habe willst du mich entlassen? Einfach so?" Meine Stimme klingt ruhig, kontrolliert, aber in mir tobt es vor Wut. Der Anblick seine arroganten Blickes macht mich gerade einfach aggressiv.

„Ja." kommt es schlicht von Adrian, ohne einen Hauch von Zögern. „Weil ich mir keine Feinde im eigenen Haus leisten kann. Und du hast mir klar gezeigt, dass du bereit bist, gegen mich zu arbeiten."

Was für ein Idiot.

Für einen Moment herrscht Stille, unsere Blicke ineinander verhakt. Ich spüre, wie er mich beobachtet, wahrscheinlich darauf wartet, dass ich die Beherrschung verliere. Doch ich atme tief durch, kämpfe die Wut hinunter, die in mir brodelt.

Ich weiß, dass er den Schmerz in meinen Augen sieht, aber er ist zu selbstgerecht, um es wirklich zu verstehen.

„Weißt du was?" sage ich schließlich leise, meine Stimme voller Gift, das ich kaum zurückhalten kann. „Vielleicht ist es besser so."

Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, langsamer als nötig. Mein Blick - provokant, herausfordernd. Ich will, dass er sich unwohl fühlt, dass er merkt, dass er hier nicht die Kontrolle hat.

„Weißt du, was dein Problem ist, Adrian?" fahre ich fort, meine Worte klingen beinahe gelangweilt, als wäre seine Dummheit ermüdend. Ist sie auch. „Du versinkst in deinem Selbstmitleid, weil du armer Kerl verraten wurdest und bist blind für das, was direkt vor deinen Augen passiert ist."

Sein Gesicht verzieht sich vor Verwirrung und Wut. Gut so.

„Wovon sprichst du?" fragt er scharf.

Ich lache leise, ohne Freude. „Du warst zu dumm und zu sehr mit deinem verletzten Stolz beschäftigt, um zu sehen, dass Avery dich nicht aus freien Stücken verraten hat. Aber wie lange hätte es wohl gedauert, bis du und deine kleine süße Jungstruppe - Hunter, Matteo - das kapiert hättet? Wochen? Monate?"

Seine Geduld schwindet. „Verdammt, Sofia, rede Klartext, oder ich raste aus!"

Da ist es. Ich genieße den Moment, das rechtmäßige Grinsen, das sich auf meinem Gesicht breitmacht. Ich habe ihn da, wo ich ihn haben will. Ich lasse die Worte einen Moment in der Luft hängen, bevor ich leise, aber brutal fortfahre.

„Avery wurde vergewaltigt."

Ich sehe, wie ihm das Wort ins Gesicht schlägt, aber ich halte nicht inne.

„Nicht nur einmal. Immer wieder. Bis sie innerlich zerbrochen ist. Und genau deshalb hat sie dich verraten. Nicht, weil sie es wollte. Sondern weil sie keine andere Wahl hatte."

Seine Augen weiten sich. Jetzt versteht er, aber es ist zu spät.

Ich drehe mich um, gehe zur Tür, spüre seine Augen im Rücken. Kurz bevor ich die Villa verlasse, bleibe ich stehen und werfe ihm einen Blick zu.

„Ach ja, und...er hat ihr dabei immer eine Waffe an die Schläfe gedrückt. So wie du es bei ihr getan hast als du Dominic erpressen wolltest. Und als sie am Boden lag und du auf ihr oben warst, habe ich die Waffe auf dich gerichtet, weil ich wollte, dass du von ihr runtergehst. Sie hatte in dem Moment Todesangst. Aber selbst das hast du nicht erkannt, weil du so fixiert darauf warst dass du das Opfer dieser Geschichte warst. Aber du hast schon recht, Adrian. Versink ruhig weiter in deinem Selbstmitleid."

Ich öffne die Tür, trete hindurch, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Aber bevor ich gehe, schmeiße ich ihm meine letzten Worte kalt und schneidend ins Gesicht:

„Es ist in der Villa passiert. Viel Glück dabei, herauszufinden, wer es war. Arschloch."

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt