113. Schritt für Schritt

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Avery P.O.V.

11:15 Uhr

Ich liege auf dem Bett und lasse meine Finger gedankenverloren durch Zeus Fell gleiten. Seine Wärme und das leise Heben und Senken seines Brustkorbs beruhigen mich ein wenig.

Der Raum ist still, bis auf das kaum hörbare Ticken der Uhr an der Wand. Mein Blick bleibt an der Decke hängen, aber meine Gedanken driften, verlieren sich in einem Strudel aus Erinnerungen und Gefühlen, die ich nicht sortieren kann.

Dann klopft es plötzlich an der Tür.

Ich schrecke hoch, mein Herz rast, und Zeus hebt den Kopf, aufmerksam, aber ruhig. Für einen Moment sitze ich nur da, unfähig, mich zu rühren, bevor ich die Füße über die Bettkante schwinge. Etwas zögerlich gehe ich zur Tür, unsicher, wer da sein könnte. Als ich vor der Tür stehe, halte ich inne.

„Ich bin's. Sofia," höre ich von der anderen Seite, ihre Stimme kühl und klar.

Ich zögere kurz, dann öffne ich die Tür. „Sofia," sage ich leise, ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Es ist nicht groß, aber echt. „Hey.."

Sie sieht mich mit einem durchdringenden Blick an, fast so, als würde sie nach etwas suchen, das ich nicht zeigen will. „Wie geht's dir?" fragt sie schließlich, ihre Stimme klingt sachlich, fast distanziert.

Ich zucke mit den Schultern. „Geht so," sage ich nur, unfähig, mehr in Worte zu fassen. Ich trete zur Seite und deute ins Zimmer. „Komm rein."

Sofia nickt und geht an mir vorbei, setzt sich auf die kleine Couch. Ihre Bewegungen sind ruhig, kontrolliert, fast unnahbar. Ich bleibe für einen Moment in der Nähe der Tür stehen, bevor ich mich zurück aufs Bett setze. Zeus legt den Kopf wieder auf meine Beine, als wüsste er genau, dass ich ihn brauche.

Die Stille breitet sich aus. Ich schaue zu Sofia, sie sieht aus dem Fenster, ihre Finger spielen mit einer losen Naht am Polster. Es dauert eine Weile, bevor sie spricht.

„Wird es nicht besser?" fragt sie schließlich, ohne mich anzusehen.

Die Frage trifft mich wie ein Schlag. Ich spüre, wie sich meine Kehle zuschnürt und die Tränen aufsteigen. Ich schüttle den Kopf, unfähig zu sprechen, während eine einzelne Träne meine Wange hinunterläuft.

Sofia seufzt, tief und lang, fast genervt, aber nicht von mir – von der Situation, von der Last. Sie lehnt sich zurück, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich jetzt direkt an. „Avery, du musst lernen zu verstehen, dass Mattheo keine Kontrolle mehr über dich hat. Er kann dir nichts mehr tun. Soweit ich weiß verrottet er unten in der Kellerzelle."

Ich halte den Blick gesenkt, streiche Zeus über die Ohren. Ihre Worte sind wahr, das weiß ich, aber sie fühlen sich nicht so an. Nicht jetzt.

„Ich weiß es eigentlich...", sage ich schwach. „Aber...mein Kopf will es nicht ganz verstehen."

Sofia beobachtet mich noch einen Moment, dann richtet sie sich ein wenig auf. „Ich hab da eine Idee," sagt sie.

Ich blinzele und hebe den Kopf, als ich höre, was Sofia sagt. „Eine Idee?" frage ich skeptisch.

Sofia lehnt sich ein Stück nach vorn. Ihr Blick ist fest, fast herausfordernd, als sie antwortet. „Wir gehen zu Matteo runter."

Die Worte hängen schwer im Raum. Für einen Moment bin ich zu schockiert, um zu reagieren, aber dann schüttele ich heftig den Kopf. „Nein." Meine Stimme zittert leicht, und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt. „Ich kann das nicht."

Sofia bleibt ruhig, ihre Haltung verändert sich nicht. „Warum nicht?" fragt sie und neigt den Kopf leicht zur Seite, ihr Ton ist sachlich, fast kühl. „Wovor hast du Angst?"

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt