72. Flecken

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Adrian P.O.V.

08:20 Uhr

Ich gehe den Flur entlang, an Averys Zimmer vorbei und zwinge mich nicht stehen zu bleiben. Angespannt gehe ich die Treppen nach unten in die Küche.

Ich trete in die Küche, das Sonnenlicht fällt sanft durch die großen Fenster. Marta steht an der Kücheninsel und hat bereits das Frühstück vorbereitet. Der Geruch von frischem Kaffee und Toast hängt in der Luft, aber ich nehme ihn kaum wahr.

„Guten Morgen, Mr. Sanchez," begrüßt sie mich mit einem freundlichen Lächeln.

„Morgen," erwidere ich schwach, mein Kopf ist woanders, bei Avery. Wie immer. „Wie geht es Avery?", frage ich Marta und sehe sie hoffnungsvoll an.

Marta seufzt einmal aus und mir ist gleich bewusst, dass das kein gutes Zeichen ist.

„Fieber hat Mrs. Smith nicht, aber sie isst kaum und scheint Schüttelfrost zu haben." sagt Marta ruhig, während sie die Teller auf den Tisch stellt.

Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, meine Atmung flach zu halten, die Fassade aufrechtzuerhalten. Doch innerlich zerreißt es mich. Diese Vorstellung, dass es Avery nicht gut geht. „Bring ihr trotzdem Frühstück," sage ich und versuche, mich auf meine Stimme zu konzentrieren, sie fest klingen zu lassen. „Früchte vielleicht. Sie mag Früchte. Erdbeeren, Blaubeeren... alles, was du finden kannst."

Marta nickt. „Natürlich, Mr. Sanchez. Setzen Sie sich doch trotzdem erstmal."

Ich nicke nur, gehe zu einem der Barhocker an der Kücheninsel und lasse mich darauf sinken. Mein Blick starrt auf den Tisch, aber meine Gedanken wandern immer wieder zu Avery.

Plötzlich höre ich Schritte hinter mir. Sofia stürmt in die Küche. „Kann bitte jemand mal das Warmwasser kontrollieren? Ich hasse es kalt zu duschen", faucht sie uns an.

Ich blicke kaum auf, versuche, ruhig zu bleiben. „Du bist einfach empfindlich, Sofia. Stell dich nicht so an."

Sie wirft mir einen giftigen Blick zu, verschränkt die Arme und setzt sich schließlich neben mich. Ich spüre ihre Spannung, aber ich bin zu müde, um mich darauf einzulassen.

Matteo und Valentina kommen fast gleichzeitig in die Küche. Matteo, wie immer gut gelaunt, klopft mir zur Begrüßung auf die Schulter, als würde er meinen trüben Gedanken einfach so wegschlagen wollen. Er setzt sich auf meine rechte Seite neben mich, während Valentina sich ohne ein Wort einen Kaffee einschenkt.

„Warum schaust du so trübselig, Adrian?" fragt Matteo, während er mich forschend von der Seite ansieht.

Ich schüttle den Kopf, blocke ab, wie ich es immer tue. „Ich hab einfach nicht gut geschlafen," sage ich und starre auf den Teller vor mir.

Matteo zieht die Augenbrauen hoch, mustert mich skeptisch. Ich merke, dass er mir nicht wirklich glaubt, aber er lässt es vorerst stehen. Dann plötzlich lächelt er breit. „Weißt du, ich hab was, das dich aufheitern wird."

Ich werfe ihm einen kurzen, fragenden Blick zu. „Ach ja?"

„Ja," sagt er und lehnt sich zurück, seine Stimme klingt triumphierend. „Ich feiere heute nochmal meinen Geburtstag."

Ich blicke ihn verwirrt an. „Du hast doch schon gefeiert, oder? Marta musste zwei Tage lang das verschüttete Bier aufwischen."

Matteo lacht laut. „Ja, klar, aber da warst du ja nicht dabei! Du musst meinen Geburtstag mit mir nachholen. Heute, mein Freund."

Ich sage erstmal nichts. Meine Gedanken hängen immer noch bei Avery, bei den Sorgen, die sich wie ein ständiger Druck in meiner Brust anfühlen. Eine Feier? Das Letzte, worauf ich mich gerade einlassen kann. Doch als ich sehe, wie Matteo mich mit diesem ungeduldigen Grinsen ansieht, mit dieser Erwartung in den Augen, seufze ich leise.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt