23. Nur eine Figur

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Avery P.O.V.

Es ist bereits 20:20 Uhr, und ich bin immer noch im Zimmer und kämpfe mit meinem Kleid. Ist ist eng anliegend, zartrosa und sitzt perfekt, doch der Verschluss am Rücken erweist sich als absolute Hürde. Ich versuche, meinen Arm weiter nach hinten zu strecken, doch es ist zwecklos. Der Stoff spannt sich und rutscht, und ich verliere beinahe das Gleichgewicht.

Frustriert lasse ich die Hände sinken und seufze. Meine Finger zittern vor Nervosität und machen es mir unmöglich den winzigen Verschluss zu schließen.

Plötzlich fliegt die Tür zu meinem Zimmer auf, und Adrian stürmt angespannt herein, seine Miene ist finster.

„Wo bleibst du?" knurrt er, sichtlich verärgert. „Du bist längst zu spät."

Ich drehe meinen Kopf nach hinten zu ihm und sehe ihn verzweifelt an. „Ich kann mein Kleid nicht schließen," erkläre ich knapp und fummle mit meinen zittrigen Händen weiterhin am Verschluss herum.

Adrian seufzt genervt, doch nach einem kurzen Moment tritt er näher, bis ich seine Wärme an meinem Rücken spüre. Fast instinktiv halte ich die Luft für einen Moment an.

„Gib deine Hände zur Seite..", sagt er ruhig und ich gehorche.

Ohne ein weiteres Wort nimmt er zaghaft den Verschluss des Kleides in die Finger, und zieht ihn langsam nach oben. So langsam als könnte man meinen er wolle den Moment in die Länge ziehen. Selbst als der Verschluss bereits zu ist, verweilt seine Berührung länger, als nötig und ich spüre wie seine Fingerspitzen auf meiner Haut ruhen.

Plötzlich tritt er hastig einen Schritt zurück und räuspert sich einmal.

„Komm jetzt." befiehlt er, seine Stimme wieder gewohnt streng. Er dreht sich ohne weiteres Wort um und geht.

Ich nicke nur und folge ihm schließlich, mit zögernden Schritten nach draußen in den Flur. Adrian wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter zu, seine Augen mustern mich bedrohlich, als ob er auf irgendeine falsche Bewegung von mir wartet.

Adrian betritt gerade die erste Stufe der Steintreppe die in den Eingangsbereich führt, als ich abrupt stoppe. Sofort bekommt er mein Zögern mit und dreht sich zu mir um.

„Komm jetzt. Sofort.", sagt er streng doch die Angst betäubt mich fast. Ich kann von hier bereits die zahlreichen fremden Stimmen aus dem Wohnbereich hören.

Ich will nicht. Ich will das nicht machen müssen. Ich will zurück ins Bett und mit Chloe kuscheln.

„Hör auf, so zu zittern," zischt er bedrohlich. „Reiß dich zusammen."

Er klingt genervt, aber in seinen Augen sehe ich auch etwas anderes.

„Häng dich bei mir ein," befiehlt er, und wendet seinen Blick von mir weg. Seine Stimme ist leise, aber unmissverständlich. Ich gehe auf dieselbe Stufe wie er. Doch dann zögere ich, die Hand halb gehoben.

Seine Geduld scheint am Ende zu sein. Adrian schnappt sich meinen Arm und legt ihn mit Nachdruck um seinen Arm. Die Berührung ist hart, fast grob und mein Herz schlägt schneller, als wir plötzlich die ersten Stufen hinabsteigen.

Meine Hand zittert in seinem festen Griff, aber ich wage nicht, sie zurückzuziehen. Er bemerkt es, sieht mich einmal stirnrunzelnd an, doch er sagt nichts. Schritt für Schritt nähern wir uns dem leeren Eingansbereich und mit jedem Schritt scheint die Luft schwerer zu werden.

Adrian bleibt kurz stehen, dreht sich zu mir und blickt mir direkt in die Augen, sein Blick eindringlich. „Vergiss nicht, eine falsche Aktion und du erlebst den morgigen Tag nicht mehr." sagt er, und es klingt weniger wie eine Drohung und mehr wie eine unausweichliche Wahrheit, die mir einen Schauer über den Rücken jagt.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt