20. Von Nutzen

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Avery P.O.V.

„Komm. Zum Auto.", befielt Adrian streng und beginnt loszugehen. Ich versuche ihm zu folgen, meinen Beinen zu befehlen einen Schritt nach dem anderen zu machen. Doch meine Schritte sind kaum mehr als ein Taumeln, ein Stolpern.

Adrian wirft einen kontrollierenden Blick zu mir zurück. Sofort wirkt er angespannt, als er meinen Zustand sieht. Abrupt kommt er auf mich zu

Er packt meinen Arm, als ich gerade wieder ins Stolpern gerate. Ich sehe zu ihm auf, seine Kiefermuskeln sind angespannt, irgendwas passt ihm nicht.

„Reiß dich zusammen," zischt er und zwingt seinen Blick von mir weg.

Es klingt fast wie ein Vorwurf, als wäre meine Schwäche eine persönliche Beleidigung für ihn. Doch als er mich näher zu sich zieht, spüre ich, dass es mehr ist – die Art, wie seine Hand an meinem Arm hält, ist nicht nur fest, sondern auch ungewohnt beschützend.

Als wir endlich beim Auto ankommen, lässt er mich los, nur um sich dann seine maßgeschneiderte Anzugjacke auszuziehen. Er hält sie mir entgegen, seine Augen kühl und unnachgiebig. „Zieh die an."

Ich zögere, sehe erst die Jacke an und dann ihn. „Das geht schon..." beginne ich, aber meine Stimme klingt brüchig. Sein Gesicht verzieht sich ungeduldig.

„Das war keine Frage, Avery. Das ist ein Befehl." Seine Stimme ist ruhig, fast beiläufig,

Ich nehme die Jacke zögernd entgegen und schlinge sie um meine Schultern. Die Wärme des Stoffes schmiegt sich an meine Haut, und der schwere Duft von ihm umgibt mich.

Adrian öffnet die Autotür und schiebt mich fast schon grob auf den Rücksitz. „Setz dich." Ich gehorche. Er schlägt die Tür zu, die Stille im Inneren des Wagens dröhnt in meinen Ohren. Ich erwarte, dass wir losfahren, endlich weg von diesem Ort. Doch stattdessen geht Adrian zur Autotür auf Carters Seite, öffnet sie und gibt ihm einen knappen Befehl.

„Steig aus."

Carter wirft ihm einen kurzen Blick zu, sagt nichts, tut aber, was Adrian ihn befielt. Als die Tür sich hinter ihm schließt, wird der Innenraum des Autos wieder von einer bedrückenden Stille erfüllt.

Was machen die zwei denn jetzt noch?

Ich werfe einen vorsichtig Blick aus dem Autofenster.

Durch das getönte Fenster kann ich nur schemenhaft erkennen, wie Adrian und Carter sich gegenüberstehen. Adrians Schultern sind angespannt, seine Haltung wirkt bedrohlich, während Carter ihm unbeeindruckt gegenübersteht.

Die beiden Männer sprechen, aber durch die geschlossene Tür kann ich nichts verstehen. Die Spannung in ihrer Körpersprache ist unverkennbar - das hier ist mehr als nur ein kurzer Wortwechsel. Es ist ein Streit, und ich kann die unterdrückte Wut in Adrians Blick deutlich erkennen.

Mein Herzschlag beschleunigt sich, als ich sehe, wie Adrian einen Schritt auf Carter zugeht. Ich will wegsehen, mich zurückziehen und so tun, als würde mich das alles nichts angehen, aber meine Neugierde ist stärker.

Langsam öffne ich die Autotür einen Spalt, gerade genug, um die leisen Worte ihres Gesprächs zu hören.

„Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?" höre ich Adrian scharf sagen „Ich habe dir doch klare Anweisungen gegeben."

Carter verschränkt die Arme vor der Brust.

„Klar. Aber ich habe gemacht, was ich für richtig hielt. Sie hat es verdient, nach allem, was sie getan hat."

Meine Brust zieht sich zusammen, als die Worte zu mir durchdringen. Sie reden über mich. Ich drücke mich noch näher an den Türspalt, mein Herz rast.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt