77. Frei

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Avery P.O.V.

01:36 Uhr

Nervös gehe ich im Zimmer auf und ab. Ich muss hier weg. Heute Nacht.

Aber ich brauche einen Plan.

Über das Fenster kann ich nicht. Es ist kein Baum in der Nähe über den ich abhauen kann.  Durch die Eingangstür schaffe ich es niemals. Dort sind überall Securitymänner.

Moment.

Ich weiß es.

Ich nehme den Seitenausgang im Erdgeschoss. Den über den ich damals bei der Feier rausging.

Okay.

Was brauche ich mit. Es ist kalt. Ich brauche definitiv eine Jacke.

Meine Hände zittern, als ich den Schrank aufreiße. Ich greife nach der erstbesten Jacke. Sie fühlt sich schwer an, als ich sie über Adrians Hoodie überziehe, fast wie eine Last. Aber es ist egal, was es ist. Es muss einfach schnell gehen. Ich kann nicht nachdenken. Nicht jetzt.

Was als nächstes.

Schuhe... ich laufe in die Ecke des Zimmers wo ich sie stehen hab, ziehe sie hastig über. Alles verschwimmt, meine Gedanken sind wie ein Rauschen, ohne klaren Anfang oder Ende. Nur Bewegung, immer weiter.

Mein Blick fällt auf Chloe, die auf dem Bett liegt und mich ansieht. Ihr Blick trifft mich wie ein Schlag. Ich will etwas sagen, irgendetwas, aber meine Kehle ist wie zugeschnürt. „Ich komme zurück," flüstere ich, aber es klingt leer.

Eine Lüge, vielleicht? Ich weiß es nicht. Adrian wird sich kümmern... Er wird sich kümmern. Er muss es.

Ich kann nicht hier bleiben. Ich kann nicht.

Meine Augen brennen bereits von den Tränen und ich wage es nicht mehr in Chloes Richtung zu sehen.

Ich schleiche zur Tür, mein Herz rast, aber ich fühle es kaum noch. Ich drücke die Klinke der Tür nach unten und überschreite die Türschwelle.

Alles fühlt sich dumpf an, wie Watte in meinen Ohren, während ich mich langsam durch den Flur bewege. Die Stimmen aus dem Wohnbereich dringen nur schwach zu mir, als wären sie in einer anderen Welt. Ich halte die Luft an, als ich die Treppe nach unten eile. Niemand sieht mich.

Kaum bin ich unten biege ich schnell nach links ab in den Flur, sodass mich die Menschen aus dem Wohnbereich nicht sehen können.

Der Flur ist dunkel. Kaum beleuchtet. Gut so.

Ich gehe in zügigen Schritten den langen dunklen Gang entlang und habe nur eine Sache in meinem Fokus.

Die Tür am Ende des Flurs.

Es fühlt sich an als würde ich ewig brauchen, es waren vermutlich nur Sekunden bis ich endlich davor stehe. Ich greife nach dem Griff und drücke ihn langsam herunter. Geräuschlos, öffne ich die Tür. Kein Zurückblicken. Einfach durch.

Der kalte Nachtwind schlägt mir ins Gesicht, als ich die Tür leise hinter mir schließe. Draußen ist es dunkel, aber nicht dunkel genug. Der Mond wirft ein fahles Licht über den Garten, und jeder Schatten scheint sich gegen mich zu verschwören. Ich ducke mich sofort, bleibe so nah an der Mauer wie möglich. Meine Beine fühlen sich wie Blei an, aber ich zwinge mich, weiterzugehen. Bedacht darauf nicht ins direkte Licht der Außenbeleuchtung zu gehen.

Langsam. Kein Geräusch. Keine hastige Bewegung.

Ich überlege fieberhaft, wie ich dieses Grundstück verlassen kann. Die Villa ist komplett von einer hohen Mauer umgeben, die wie ein unüberwindbares Hindernis wirkt. Die Auffahrt kommt nicht in Frage. Von hier aus sehe ich, dass sie voller Sicherheitsmänner und Autos ist. Sie patrouillieren ständig.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt