89. Nicht mehr

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Avery P.O.V.

„Ich will wissen wer dich vergewaltigt hat, wann und wo es war und ob es etwas mit dem Schlüssel zu tun hat.", Sofias Stimme hallt in den Kellerräumen wider.

Ich werde mich wohl nie an ihre Direktheit gewöhnen.

Sie kommt näher, ihre Schritte hallen auf dem Betonboden wider. Sie bleibt direkt vor der Zelle stehen, keine Regung in ihren Augen. Nur dieser unerbitterliche Fokus der auf mir liegt.

„Avery. Wer war es?", wiederholt sie streng.

Doch ich bleibe still.

Ich kann es nicht aussprechen, ich kann nicht darüber sprechen. Also schüttle ich nur den Kopf und starre auf den Boden, als könnte er mir eine Flucht bieten.

Sofia atmet leise aus, fast wie ein Seufzen. „War es, als wir noch in Bogota waren?"

Mein Blick bleibt auf dem Boden. Doch ich nicke leicht mit dem Kopf.

„Du warst also nie krank wie alle dachten...", spricht Sofia laut ihre Gedanken aus. „Kanntest du diese Person?"

Ich schweige.

„Okay aber eines musst du mir sagen." Sie beugt sich etwas näher zur Zelle. „Hat er dich gezwungen den Schlüssel zu stehlen?"

Ich spüre ihren durchdringenden Blick, doch ich zögere. Die Erinnerung an diesen Moment zieht mich wie ein Sog nach unten. Dann hebe ich langsam den Kopf, schaue ihr in die Augen. Ich nehm all meine verbleibende Kraft zusammen und nicke.

Sofia atmet angespannt ein und wendet für einen Moment den Blick weg. Sie beginnt, vor der Zelle auf und ab zu gehen. Ihre Schritte sind leise, aber das Echo des Aufpralls hallt von den Wänden wider. Ich beobachte sie aus dem Augenwinkel, während sie die Arme vor ihrer Brust verschränkt. Ihre Miene bleibt hart, doch ihre Bewegungen verraten, dass sie nachdenkt.

„Ich kann es einfach nicht fassen," murmelt sie, mehr zu sich selbst als zu mir, „Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich genau so dumm war wie Adrian. Ich wusste einfach nicht, dass all das zusammenhängt."

Ihre Worte hinterlassen ein undefinierbares Gefühl in meinem Magen.

„I-ich...ich wollte das nicht..", beginne ich mich aus irgendeinem Grund zu rechtfertigen und spüre bereits wie mir dir Tränen unkontrolliert die Wangen hinablaufen. „D-das musst du mir glauben..i-ich habe gesagt ich werde es nicht tun..aber..er..er hat nicht aufgehört damit. I-ich konnte nicht mehr.."

Ich sehe wie Sofia einmal schwer schluckt. Plötzlich bleibt sie abrupt stehen. Ihre Augen bohren sich in meine, als sie sich wieder vor der Zelle aufbaut.

„Du musst es Adrian sage." sagt sie leise, aber bestimmt. Da ist keine Bitte in ihrer Stimme, es ist ein Befehl.

Mein ganzer Körper spannt sich an. Sofort schüttle ich heftig den Kopf.

„Nein...Nein...N-Nein," sage ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ich kann nicht...A-auf gar keinen Fall.."

Sofias Augen verengen sich, als sie einen Schritt näher kommt, ihre Finger legen sich um die Gitterstäbe. „Warum nicht?" Ihre Stimme ist scharf, beinahe herausfordernd. Ich sehe weg, kann ihren Blick nicht ertragen.

„Du vertraust ihm nicht.", beantwortet Sofia ihre Frage selbst. Ich schüttel meinen Kopf.

„Nicht mehr..", flüstere ich schwach.

„Weil er ein Mann ist?"

Ihre Frage bringt mich zum nachdenken, doch ich finde keine Antwort darauf. Ich weiß es einfach nicht.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt