59. Distanz

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Adrian P.O.V.

Es dauert fast zehn Minuten bis Avery wieder gänzlich bei Bewusstsein ist und mein Herz setzt einen Schlag aus, als sie mich endlich ansieht. Ihr Blick ist verwirrt, ihre Augen wandern suchend über mein Gesicht, als würde sie versuchen, zu begreifen, was passiert ist.

Dann sehe ich, wie ihr plötzlich das Adrenalin durch den Körper schießt. Sie setzt sich ruckartig auf, die Verwirrung in ihren Augen wechselt zu einer intensiven Sorge, als sie mein Gesicht und das Blut sieht. Ich kann den Schock in ihrem Blick lesen, und es zerreißt mich.

„Vorsichtig, Avery," murmle ich, meine Stimme ist rau und zittrig. „Du bist verletzt...". Aber bevor ich den Satz beenden kann, ignoriert sie meine Worte völlig. Ihre Hände greifen nach meinem Gesicht, sanft, aber bestimmt, und der Schmerz durchzuckt mich, als ihre Finger meine Haut berühren.

Tränen steigen in ihre Augen, als sie mich ansieht, ihr Gesicht ist verzerrt vor Schmerz und Entsetzen. „Adrian...d-dein Gesicht.." flüstert sie, ihre Stimme bricht, und ich sehe, wie ihr Tränen über die Wangen laufen. „W-was haben sie getan?"

Ich kann es nicht fassen. Hier liegt sie, verletzt, schwach, kaum bei Bewusstsein – und doch ist das Einzige, was sie in diesem Moment beschäftigt, mein Zustand. Es ist, als wäre sie völlig blind für ihre eigene Verletzung, für das Blut, das immer noch aus der Wunde an ihrem Bauch sickert. Ich spüre, wie mir alles zu viel wird, die Sorge, der Schmerz, die Erschöpfung – aber am meisten der Gedanke, dass sie sich jetzt ernsthaft um mich sorgt.

„Mir gehts gut, mi solecito.", flüstere ich ihr zu und setze ein Lächeln auf. Ich kann nicht begreifen, wie sie in diesem Moment so stark sein kann.

Ihr Blick wandert hektisch umher, als würde sie nach den Männern suchen, die uns angegriffen haben. Panik flackert in ihren Augen, und ich weiß, dass ich sie beruhigen muss, bevor sie die Panik packt.

„Hey, sieh mich an," sage ich so ruhig, wie es mir möglich ist. Ich greife nach ihrem Kinn und zwinge ihren Blick sanft in meine Richtung. „Sie sind weg, okay? Die Männer sind weg."

Ihre Augen fixieren sich wieder auf mich, noch immer voller Angst und Schmerz.

„Du bist sicher." Ich weiß, dass ich diese Worte mehr für mich selbst sage als für sie. Sie schüttelt leicht den Kopf, ihre Lippen zittern, und ich sehe, wie das Entsetzen in ihren Augen immer größer wird, als sie wieder mein verletztes Gesicht mustert.

Ich werfe einen kurzen Blick zu Matteo, der am Rand steht und uns mit weit aufgerissenen Augen beobachtet. Er sieht aus, als wüsste er nicht, was er tun soll. Und gleichzeitig als wäre er von der Sorge die Avery und ich füreinander haben vereinnahmt.

„Wir müssen hier sofort weg," sage ich mit rauer Stimme und zwinge mich, den Schmerz zu ignorieren, der durch meinen ganzen Körper pulsiert. Ich schaffe es, mich auf die Füße zu zwingen, obwohl alles in mir schmerzt, und greife sanft nach Averys Arm. „Komm, wir müssen los."

Sie sieht mich mit an, noch immer benommen, aber sie nickt schwach und versucht, sich aufzurichten. Ich unterstütze sie, halte sie fest an meinen Körper gedrückt, während wir langsam in Richtung des Autos gehen. Jeder Schritt ist eine Qual, jeder Atemzug ein Kampf, aber ich blende alles aus. Das Einzige, was jetzt zählt, ist, sie in Sicherheit zu bringen.

Matteo öffnet die Beifahrertür und setzt sich wortlos hinein. Der Fahrer, steigt ebenfalls ein, und ich helfe Avery auf den Rücksitz. Ihre Bewegungen sind langsam, vorsichtig, und ich sehe, wie sie bei jedem Schritt zusammenzuckt.

„Ganz ruhig, ich hab dich," flüstere ich, als sie für einen Moment vor Schmerz zusammensackt. Als sie am Rücksitz sitzt, schließe ich die Tür, gehe einmal ums Auto und setze mich ebenfalls auf die Rückbank neben sie.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt