57. Falle

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Avery P.O.V.

Ich starre aus dem Fenster und versuche, die Gedanken an Adrians Worte zu sortieren. Die Lichter der Stadt verblassen allmählich hinter uns. Die Häuser werden weniger, während wir immer mehr aus der Stadt herausfahren.

Das Auto holpert plötzlich, als wir von der Hauptstraße auf eine kaum beleuchtete Freilandstraße abbiegen. Der Boden ist uneben, und das Ruckeln geht durch meinen ganzen Körper.

Durch das Fenster sehe ich nur Dunkelheit und schemenhafte Umrisse von Sträuchern, die rechts und links des Weges fast schon unheimlich wirken. Es gibt keine Straßenlaternen, nur die Scheinwerfer des Autos schneiden durch die Finsternis.

Ein Ast kratzt am Fenster, und ich zucke heftig zusammen. Adrian dreht sich nach hinten und sieht mich an. Er sagt nichts, aber seine Augen mustern mich als ob er sichergehen will das alles okay ist.

Er atmet einmal angespannt ein und wendet seinen Blick wieder nach vorne.

Plötzlich wie aus dem Nichts, kommt der Wagen abrupt zum Stehen, und ich werde gegen den Gurt gedrückt. Das ruckartige Anhalten lässt mein Herz schneller schlagen, und für einen Moment scheint die Luft um uns herum stillzustehen. Matteo lehnt sich blitzschnell zu Adrian, sein Blick angespannt.

„Was ist los?" fragt Matteo gestresst, seine Stimme durchdringt die plötzliche Stille im Wagen.

Doch bevor Adrian antworten kann, fällt mein Blick nach draußen, und ich sehe sie. Drei Männer stehen auf der Straße, bewaffnet mit Gewehren, die sie locker in den Händen halten. Sie tragen Uniformen, die auf den ersten Blick offiziell wirken – vielleicht von der Regierung oder einer militärischen Einheit.

Mein Atem stockt. Die Männer nähern sich langsam dem Wagen, ihre Bewegungen selbstsicher und bedrohlich. Der Fahrer zögert einen Moment, wirft einen fragenden Blick zu Adrian, der nur knapp nickt. Dann lässt er die Scheibe runter.

Ich presse mich instinktiv tiefer in den Sitz, das Herz hämmert in meiner Brust. Adrian scheint völlig ruhig und konzentriert, als wäre er auf alles vorbereitet. Seine Augen folgen jedem Schritt der Männer.

Einer der Männer, offensichtlich der Anführer, bleibt direkt neben der geöffneten Scheibe stehen. Er beugt sich leicht vor, das Gewehr locker in der Hand, und mustert uns mit einem durchdringenden Blick.

„Documento de identidad" verlangt er knapp, ohne eine Miene zu verziehen.

Der Fahrer nickt stumm und greift nach dem Handschuhfach, während der zweite Mann mit seinem Gewehr in einer lässigen Geste über die Motorhaube streicht. Der dritte bleibt ein paar Schritte zurück und hält uns im Auge, bereit, bei der geringsten Bewegung zu reagieren.

Meine Hände sind schweißnass, und ich halte die Luft an, während der Fahrer die Dokumente überreicht. Die Männer sehen tatsächlich wie Regierungsbeamte aus, aber irgendetwas an ihnen fühlt sich falsch an.

Ein unangenehmes Schweigen legt sich über uns, während der Mann die Papiere durchsieht.

Schließlich gibt er die Papiere zurück, seine Augen fixieren Adrian.

„Bajen del coche. Todos." befiehlt er knapp und macht eine Geste mit dem Gewehr, die keinen Widerspruch duldet.

Adrian beugt sich leicht nach vorne, seine Stimme bleibt ruhig, aber bestimmt. „Puede la señora quedarse en el coche?"

Der Mann schüttelt sofort den Kopf, seine Miene unverändert streng. „No. Todos tienen que salir. Ahora."

Mein Herz schlägt bis zum Hals, und ich kann die Furcht kaum unterdrücken, die in mir aufsteigt. Matteo wirft mir einen kurzen Blick zu, aber er sagt nichts. Adrian hält den Blick des Mannes fest, als würde er ihn abschätzen, doch es ist klar, dass es keine Diskussion geben wird.

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt