31. Auf gar keinen Fall

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Avery P.O.V.

„Aufwachen.", reisst mich Adrians strenge Stimme aus dem Schlaf. Ich sehe mich verwirrt um. Es ist bereits hell. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster, als ich begreife das wir schon gelandet sind.

Adrian packt konzentriert seinen Laptop weg. Trinkt sein Wasser aus und zupft sein Hemd zurecht.

Hat er die gesamte Nacht gearbeitet?

Ich richte mich auf und nehme Adrians Jacke, die den gesamten Flug über mein Polster war. Etwas unsicher reiche ich ihm sie wieder.

„Danke..nochmal.." meine Stimme ist mehr ein Flüstern. Adrian mustert mich einmal, nickt wortlos und greift nach der Jacke, welche sichtlich zerknittert ist.

„Tut mir leid falls sie zerknittert ist..", sage ich schwach.

Adrian legt die Jacke beiseite und räumt weiterhin unbekümmert seine Sachen weg.

„Die werde ich ohnehin nicht brauchen.", sagt er.

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Die warme Luft schlägt mir ins Gesicht, als ich hinter Adrian die Stufen des Jets hinabsteige. Ich schaue mich kurz um. Links und rechts erstreckt sich die verlassene Landebahn. Der Horizont ist von Bergen umgeben und es scheint als würden wir uns mitten im Nirgendwo befinden.

Unten warten mehrere Männer in dunklen Anzügen. Ihre Gesichter verraten nichts, aber ihre Blicke sind aufmerksam, als würde jede unserer Bewegungen genau beobachtet. Adrian geht voraus.

„Señor Sanchez," begrüßt uns ein Mann mittleren Alters als wir unten ankommen. Er lächelt uns höflich an und reicht Adrian die Hand. „Bienvenidos."

„Gracias, Señor Ortega." erwidert Adrian knapp, während er mich kurz ansieht, um sicherzugehen, dass ich hinter ihm bin. Der Mann wendet sich mir zu und nickt freundlich, bevor er mühelos ins Deutsche wechselt. „Willkommen Mrs. Smith. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise."

„Ja...danke," antworte ich, bemüht, ruhig und sicher zu klingen, obwohl mein Herz vor Nervosität etwas schneller schlägt.

„Das Taxi steht bereit," sagt der Mann und zeigt auf einen schwarzen SUV, der am Rand der Landebahn parkt. Der Motor läuft bereits, und zwei weitere Männer in Anzügen stehen daneben, die Arme verschränkt und die Augen wachsam.

„Sehr gut," sagt Adrian und wendet sich zu mir. „Komm, gehen wir."

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Die Autofahrt dauert fast eine Stunde, aber es vergeht für mich wie im Flug, da ich meinen Blick fast gar nicht vom Fenster wegnehmen kann.

Das Leben und die Kultur in dieser Stadt sind absolut vereinnahmend. Motorräder schlängeln sich durch den dichten Verkehr, während Straßenverkäufer Früchte, Getränke und kleine Souvenirs anbieten. Die Gebäude sind ein Mix aus bunten Fassaden, modernen Glasstrukturen und bröckelnden Altbauten.

Ich bin fasziniert.

Jede Ecke, jede noch so kleine Gasse scheint etwas Neues zu verbergen. Ich lehne mich weiter ans Fenster, sauge alles in mich auf. Für einen Moment vergesse ich alles um mich herum.

Adrian sitzt neben mir, still wie immer. Ich spüre seinen Blick auf mir, ohne ihn anzusehen, und als ich mich schließlich zu ihm wende, sehe ich, wie er die Stirn runzelt. Seine Augen wandern über mein Gesicht, und ich frage mich, ob er sich insgeheim über mich und meine Faszination amüsiert.

„Was ist?" frage ich schließlich.

Er zuckt nur mit den Schultern, sein Ausdruck bleibt unbewegt. „Nichts."

AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt