Die Tötung

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Das Werk war vollbracht. Hicks hatte es endlich geschafft einen Nachtschatten zu erlegen. Den unheiligen Emporkömmling aus Blitz und Tod höchst persönlich. Noch nie wurde das von einem Wikinger geschafft oder überhaupt in Versuchung genommen, da man dachte, dass diesem Drachen übernatürliche Kräfte zu gesprochen wurden. Sie sollten eine sehr stark ausgeprägte Magie besitzen und damit so einiges an Schaden anrichten können.
Aber Hicks selbst glaubte an solchen Humbug nicht. Magie war etwas, was ins reich der Fantasie und Märchen gehörte und nicht in diese reale Welt. Er konnte immer nur die Augen verdrehen, wenn Grobian davon sprach, dass man einen Nachtschatten aufgrund seiner Magie nicht töten könnte, doch Hicks bewies hier und jetzt das Gegenteil auf. Der tote Nachtschatten lag direkt neben ihm und atmete auch nicht mehr. Der Bolzen aus Gronckeleisen, dem er den Drachen durch den Kopf gejagt hatte, zerfetzte sein ganzes Gehirn und bei solch einer schweren Verletzung konnte nichts und niemand überleben.
Leblos lag der Körper des Drachen da. Der junge Meister konnte es immer noch nicht fassen, was er da gerade getan hatte. Nun würden ihn alle als den besten unter den Drachentötern ansehen und respektieren. Über die Grenzen hinaus, würde er bekannt sein, als Hicks, der den Nachtschatten erlagt hatte. Der, der es geschafft hatte, trotzdem er eigentlich als Junge so schwach war, zu einem der besten Drachentöter aller Zeiten zu werden. Es wäre auch ein sicherer Ansporn gewesen, für andere seines Schicksals zu trainieren und auch ein Umdenken anregen, in denen Köpfen, die dachten, dass ein Hicks zu nichts nutze sei.
Nach einiger zeit entfernte er wieder den Bolzen aus dem Kopf des Drachen. Das Blut dieses Wesens blieb dabei in Massen an seinen Händen kleben. Der Bolzen war schnell heraus geholt und wieder verstaut und Hicks wischte sich seine Hände an der Kleidung ab. Die Rüstung hätte eh nach diesem Tag gereinigt werden müssen. Noch einmal starrte er den Nachtschatten an. Dieses Wesen war überwältigend. Er Gefühl von endloser Freude, Stolz und Glück durchströmte seinen Körper. Sein ganzes Leben war dies sein Ziel gewesen und nun hatte er es heute vollbracht. Hicks war der Tod des Nachtschattens. Er hatte über dieses mächtige Wesen gerichtet. Aber auch zurecht, denn schließlich hatte er die Katapulte fast alle zerstört, mit denen sie sich gegen die Drachen verteidigten. Das war sogar fast noch schlimmer, als das Vieh der Menschen auf Berk zu stehlen.
Hicks kehrte wieder um und lief so schnell wie möglich zurück nach Berk. Er musste sofort es allen erzählen, was er hier getan hatte. Er hatte es geschafft. Und zum dank würde sein Vater ihm sicher den Segen für Astrid uns die daraus folgende Hochzeit geben. Hicks freute sich schon darauf und Astrid vielleicht sogar noch mehr. Sie würden zusammen eine Familie gründen. Hicks würde irgendwann seinen Vater als Häuptling ablösen und die Akademie mit seinem neuen Training reformieren. Dadurch könnten auch andere, welche nicht von Berk stammten, hier trainieren und wenn die Nachricht erst einmal sich unter den vielen Inseln hier verbreitet hätte, wer da in Berk die Jugendlichen zu Drachentötern aus bildete, dann konnte sich Hicks schon gefasst darauf machen, dass sie ihm die Arena ein trampeln würden, so viele hätte er erwartet. Wer würde denn nicht vom besten der besten trainiert werden.
Als er endlich das Dorf erreichte, schritt er schnell zu seinem Haus. Er wusste, dass sein Vater meistens um diese Tageszeit sich dort aufhielt, da am Nachmittag eh nicht mehr viel los war. Dann genoss das Oberhaupt Berks einen Krug Met und lies den Tag langsam ausklingen.
Die Tür sprang auf. Haudrauf hätte sich fast so erschrocken, dass er vom Stuhl gekippt und das ganze Met über seine Kleidung geschüttet hätte. „Was in Odins Namen!? Hicks, was platzt du hier denn so rein? Ist etwas mit Astrid? Ist etwa Rotzbacke aus gebrochen und hat sie entführt?" Doch Hicks schüttelte grinsend bei allen Fragen den Kopf. „Astrid geht es gut. Und Rotzbacke sitzt in seinem Gefängnis und wird morgen von Alvin persönlich ab geholt. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen und außerdem sind es positive Nachrichten, die ich dir überbringe." Jetzt wusste Haudrauf nicht mehr, was er denken sollte. Hatten diese positiven Nachrichten etwas mit ihm, oder mit seinem Sohn, oder vielleicht auch gar mit Astrid zu tun? Ja genau. Es musste sich um Astrid handeln, wenn er so glücklich hier hierein gestürmt wäre.
„Ist Astrid etwa schwanger von dir? Ist es das?" - „na so schnell geht das nun auch wieder nicht und hatten wir noch nicht zusammen miteinander geschlafen Vater." Er schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Doch Haudrauf wurde ungeduldiger und ungeduldiger. Er benahm sich fast schon wie ein kleines Kind, was unbedingt etwas wissen wollte. „Nun sag schon, worum geht es. Ich will es wissen!"
Hicks hielt kurz inne und fing gleich darauf mit einer Frage zu antworten: „Du weist doch, dass uns gestern nach Mehltaus Trauerfeier die Drachen an gegriffen hatten? Richtig?" Darauf nickte das Oberhaupt Werks zustimmend und bekam gleich die nächste Frage von seinem Sohn ins Gesicht geworfen: „Und darunter war auch ein Nachtschatten, der unsere Katapulte zerschossen hatte?" - „Ja Hicks, ich habe es dich gesehen, aber nun spucke es endlich aus. Ich will es endlich wissen, was dich so veranlasst, hier hinein zu stürmen und deinem alten Herrn das Met zu verschütten." Haudrauf wurde etwas strenger im Ton. Er mochte es überhaupt nicht, wenn sein Sohn mit solch einer Nummer kam. Also fing diese an endlich auf den Punkt zu kommen.
„Also halte dich fest Vater. Ich habe es geschafft den Nachtschatten mit einer meiner Erfindungen, die du immer so unnütz fandest, endlich ab geschossen. Der Drache stürzte darauf tief in den Wald Berks und war gefesselt durch Seile, die sich nach dem Aufprall um seinen Körper wickelten. Ich habe diesen Drachen gesucht, gefunden und erlegt. Wie findest du das?"
Jetzt war Haudrauf völlig baff gewesen. Hatte sein Sohn gerade wirklich erzählt, dass er tatsächlich einen Nachtschatten getötet hatte? Was das etwa sein Sohn gewesen? Aber es hatte sich in den letzten tagen sehr viel um seinen Hicks getan und man konnte von ihm schon erwarten, dass er so etwas hätte bewerkstelligen können. Nur langsam ließ er diese Information sacken und starrte Hicks darauf folgend fassungslos an. Er konnte es noch einfach nicht glauben, was sein Sohn da gerade getan hatte und schon hakte er noch einmal nach. Doch von Hicks kam nur noch einmal ein bestätigendes Nicken worauf der Häuptling Berks sich zu freuen begann, wie er es noch nie tat.
„Komm her und lass dich drücken. Du bist der beste Sohn, den man sich nur wünschen kann Hicks. Du hast endlich dieses Problem mit dem Nachtschatten gelöst und dafür danke ich dir. Du bist dir vielleicht gar nicht bewusst, welchen Dienst du dafür für unser Dorf getan hast." Er schritt nach vorne und nahm Hicks in seine starken Arme. Der aber fing an nach Luft zu schnappen um lief schon ein wenig blau an. „Vater, wenn du mich bitte nicht so drücken würdest, dann wäre ich dir dankbar." Sofort lockerte Haudrauf seinen griff und die leicht blaue Färbung in Hicks Gesicht verschwand wieder.
Als sie sie endlich von einander lösten, gab der junge Meister und schwarze Tod von sich, während Haudrauf am liebsten noch einen Freudentanz hin gelegt hätte, was ziemlich peinlich nebenbei gewesen wäre: „Wir müssen den toten Drachen nur noch in die Arena schaffen, damit ich ihn dort sezieren kann. Das mache ich immer mit allen Drachen, die ich fange und die für mich komplett neu sind. Den Kopf werde ich präparieren und mit oben an die Wand hängen." Aufmerksam hörte Haudrauf seinem Sohn zu und ließ sich jedes Wort genaustens durch den Kopf gehen.
„Ist gut Hicks. Ich werde einige Wikinger zusammen trommeln, die den Drachen für dich in die Arena bringen würden. Dann musst du mir nur sagen, wo er sich befindet."
Gesagt, getan. Hicks beschrieb den Standort des toten Drachen genau und wies die Wikinger an ihm zu folgen. Haudrauf war dabei auch die ganze zeit über dabei und auch Grobian hatte sich dem Dutzend Wikinger an geschlossen, welches den Nachtschatten aus dem Wald holen und in die Arena bringen würde.
Sie liefen lange durch den Wald und kamen schließlich an die besagte Stelle. Sofort blieb den Männern die Spucke weg. Da lag wirklich ein toter Nachtschatten und erst frisch erlegt. Die Männer konnten nicht mehr aus dem Staunen heraus. Sie dachten, dass Hicks sich vielleicht getäuscht hatte oder sie rein legen wollte, doch lag da vor ihnen wirklich ein toter Nachtschatten. Den Drachen, den sie all die Jahre und Generationen über gefürchtet und gejagt hatten. Man sagte eigentlich, dass man ihn nicht töten konnte, aber Hicks hatte es geschafft.
„Na los kommt schon, es ist nur ein toter Drache, oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?", sprach schließlich Hicks und verwies auf den toten Drachen. So packen die Männer mit an und brachten das Wesen durch den ganzen Wald, abseits vom Dorf schließlich in die Arena. Dort hatte Hicks dann alles genau vor bereitet, um einen Blick in das Innere des Tieres zu werfen. Man konnte dann den Körperbau ganz detailliert beschreiben und mögliche Schwachstellen ausmachen. So wie zum Beispiel beim Nadder. Wenn man mit einer Axt oder einem leichten Hammer eine ganz bestimmte Stelle am Schädel traf, stieß ein Knochensplitter ins Gehirn des Drachen und er war sofort tot.
Hicks bereitete sich vor. Die anderen Wikinger wollten das lieber nicht sehen, denn trotz dass sie so ab gehärtet waren. Einen Drachen auf zu schlitzen und ihm die Organe zu entnehmen, um sie dann auch noch an zu fassen, war ihnen zu viel. Aber Hicks Ekelgrenze war sehr weit nach oben an gesiedelt, womit er auch keine Probleme hatte, die durch zu führen, schließlich hatte er das auch mit Mehltau zusammen gemacht.
Als er daran dachte, musste r kurz inne kehren. Schließlich hätte er auch heute dabei sein können, wenn er nicht gestorben wäre. Aber das Leben konnte man halt nicht ändern. Auch den Tod konnte man nicht verhindern.
So setzte Hicks zum Generalschnitt mit einem Messer aus Sockelleisten an, um die Bauchdecke zu öffnen.

Astrid hatte sich in der zeit, als Hicks im Wald nach dem Nachtschatten suchen war, sich um die Hafenanlage gekümmert. Sie musste nach dem gestrigen Drachenangriff wieder in Stand gesetzte werden und das bedeutete eine Menge Arbeit.
Aber schließlich war sie dort damit auch fertig geworden und erkundigte sich auf dem Dorfplatz nach dem verbleib von Hicks. Der Abend näherte sich langsam und noch hatte sie nichts von ihrem Freund gehört. Sie machte sich Sorgen. Sorgen, dass Hicks den Nachtschatten gefunden hätte und der Drache ihn doch getötet hätte, bei Hicks Versuch ihn zu erlegen. Wie eine fessel legte sich das um ihr Herz und sie wusste nicht, ob sie ihn wieder sehen würde. Doch da kam gerade Grobian mit einigen anderen Wikingern aus der Richtung der Arena auf sie zu. Sofort fragte sie den ehemaligen Drachentöter Berks nach Hicks Verbleib. „Grobian, kannst du mir sagen wo Hicks ist? Ich mache mir Sorgen um ihn." Doch Grobian schaute sie nur verwirrt an uns sprach zu ihr: „Weist du es noch nicht? Das ganze Dorf redet schon darüber. Hicks hat den Nachtschatten gefangen und erlegt. Jetzt befindet er sich in der Arena und schnippelt an der Bestie herum. Wir konnten das uns nicht länger ansehen, weil es einfach ekelig war, wie er dem Drachen jedes einzelne Organ entnahm." Beim letzten Satz musste Grobian mit dem Brechreiz kämpfen, denn so etwas, was Hicks da gerade tat, hatte noch kein Wikinger erlebt.
„Danke Grobian.", sagte sie nur und rannte zur Arena. Grobian wollte sie noch warnen, dass sie dort nicht hin gehen sollten, doch war sie schon zu weit weg, um etwas zu hören. Wenn sie sich bei diesem blutigen Anblick die Kleider voll reierte, dass war sie selbst schuld, dachte sich der Schmied und ging von dannen.
Astrid lief immer schneller. Sie hatte schon fast die Arena erreicht und legte nochmals an Tempo zu. Und schließlich war sie an gekommen. Un wirklich es sah wie auf einem Schlachthof in der Arena aus. Überall lag Blut in Strömen. Irgend welche Fetzen von Muskeln und Fleisch. An einem anderen Ende des Kampffeldes lag eine perfekt heraus getrennte Flügelmembran, welche komplett schwarz war. Un schließlich erblickte sie den ausgeweideten Körper des Nachtschattens. Hicks hatte den Brustkorb mit Klammern geöffnet und jedes Organ entnommen. Diese lagen jetzt in Reihenfolge auf den Boden und waren mit kleinen Zetteln nummeriert.
„Da bist du ja endlich, habe mir schon sorgen gemacht, wo du steckst.", kam es auf einmal von der Seite. Hicks stand da mit einer ledernen Schürze, welche voller Blut war und eben so verschmutzen Handschuhen. Astrid blickte zu ihm und sagte etwas angewidert vom Anblick, der sich hier in der Arena bot: „Das musst du alles wieder auf räumen. Glaub nur ja nicht, dass ich als deine Freundin und vielleicht auch bald Frau bei diesem hier hinterher putzen werde." Hicks musste kurz lachen. Ja das war Astrid. Eigensinnig und mit viel Temperament.
„Ist schon gut, ich werde die Sauerei hier eh beseitigen. Ich bin ja auch schon fertig. Alles ist ein getragen und der Kadaver kann weg geschmissen werden. Nur der Kopf ist noch nicht ab getrennt, aber das werde ich morgen erledigen." Er zog die Schürze und die Handschuhe aus und ging auf seine Freundin zu. „Der Drache war mein Traum und jetzt habe ich ihn. Und du bist mein Traum gewesen und nun habe ich dich auch." Mit diesen Worten presste er seine Lippen auf ihre und küsste sie mit voller Leidenschaft. Astrid erwiderte sofort, obwohl es nicht der geeignete Ort zum Küssen war.
Als sie sich wieder vom Kuss lösten, wandte Hicks sich ab und verwies auf etwas: „Schau her, das muss ich dir unbedingt zeigen, was ich heraus gefunden habe. Das habe ich noch nie bei einem anderen Drachen gesehen." Hicks schritt auf ein großes Organ zu, welches Astrid völlig Fremd erschien. Sie hatte auch schon den auf geschlitzten Körper eines Drachen gesehen, doch nie wirklich die Anatomie dahinter.
„Und was ist das?" - „Das meine Liebe Astrid ist ein Magen, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Der Nachtschatten hat im Gegensatz zu vielen anderen Arten zwei Mägen. Dabei einen sehr großen vorderen und einen kleinen hinteren. Der vordere kann wie es scheint keine Säure produzieren, doch der hintere hatte es in sich gehabt. Als ich ihn öffnete, kam gleich Säure heraus und hätte mir fast meine Füße weg geätzt. Ich konnte noch schnell die Stiefel aus ziehen." Astrid hörte gespannt zu, was ihr Freund zu sagen hatte. Der fuhr fort: „Und der erste große Magen kann nichts anderes sein, als ein Futterspeicher. Er kann äußerst gedehnt werden. Damit könnt ein Nachtschatten Monate ohne Nahrung aus kommen, denn es wir alles frisch in diesem Magen gehalten." Jetzt kam Astrid aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hicks wusste so viel über die Drachen, aber der Abend hatte sich über sie gesenkt und beide waren müde gewesen.
Astrid und Hicks gingen in sein Haus und machten sich bettfertig. Heute gab es mal keine perversen Ausdrücke von Hicks. Nein. Dieses mal wollten sie es wagen.

Danach plagte Hicks ein fürchterlicher Albtraum...

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt