Es dauerte eine Weile bis sich der Gestank verzogen hatte. Das war gar nichts für Hicks feine Nachtschattennase gewesen und auch Ohnezahn, der Hicks Sinne spürte, schaltete den Geruchssinn ab. „Das stinkt ja wie die Pest.", entgegnete der Nachtschatten in Gedanken, als er sich noch einmal die Nase rümpfte und wieder in die Schmiede ging.
„Ja das ist Muffelchen Hicks. Er ist etwas speziell, doch macht er mir immer meine Esse warm. Dann ist auch endlich das Problem mit dem fehlenden Feuerholz bei mir zu Ende. Das können jetzt die nehmen, die es dringender brauchen als ich." Trotz des immer noch moderigen Gestanks in der Schmiede, konnte Hicks ein Lächeln zeigen. Grobian war halt jemand, der auf die anderen achtete. Es war schon damals in der Schmiede in Berk so gewesen. Für jeden hatte er ein offenes Ohr gehabt und wenn es Probleme gab, konnte er sie meiste genauso gut lösen, wie Haudrauf es getan hatte.
Wenn Hicks so drüber nachdachte, tat es ihm erneut in der Brust weh. Es war noch nicht lange her, da hatte sein Vater in der großen Halle ihm gesagt dass, er trotzt seiner Nachtschattengestalt immer sein Sohn bleiben würde. Ein wirklich rührender Moment, denn so etwas hatte Haudrauf noch nie zu seinem Sohn gesagt. Es war ein Ausdruck wirklicher Väterliebe. Etwas, was bei Haudrauf sehr selten war, musste er immer das starke Oberhaupt Berks darstellen.
Ohnezahn entging das nicht. Schnell schaltete er sich aus den Gedanken ein und versuchte Hicks aufzumuntern: „Ich habe gerade gesehen, an was du gedacht hast. Es ist traurig Hicks und ich glaube, dass du noch lange nicht drüber hinweg bist. Doch ich werde, genau wie Astrid und Nachtklaue, immer für dich da sein." – „Danke Kumpel." – „Kein Ding.", gab der Nachtschatten von sich und verschwand wieder in den Tiefen von Hicks Bewusstsein.
„So ich werde jetzt nach der kleinen Stinkattacke wieder mal ans Werk gehen. Ich habe noch einiges vor mir, denn es wurden in den letzten Tagen Acht Schwerter geordert. Ach was. Ich schaffe achtzehn, mit Muffel an meiner Seite." Grobian grinste freundlich und machte sich voller Enthusiasmus wieder an die Arbeit.
Als Hicks und Ohnezahn die Schieder wieder verlassen hatten, hörten sie noch das Tönen von Grobianes Hammer, als er wieder das Metall verarbeitete und weiter seine Schwerter fertigte.
„Er ist wirklich ein sehr netter Mensch. Und sorgt sich immer um die anderen.", kam es von Ohnezahn. Hicks konnte dem nur besteuern. „Er hat sein Schmiedeholz den anderen angeboten. Das ist wirklich eine gutmütige Geste. Ich werde es nachher Astrid sagen. Dann kann sie alles Nötige veranlassen, um de das Holz auf die Dorfbewohner zu verteilen." Somit schlug Hicks den Weg zum Trainingsfeld ein, um weiter mit Ohnezahn an der Drachenmagie zu üben. Schließlich brauchte es noch einiges an Training, bis sie zum großen Überwilden gehen und ihm um einen Gegenzauber bitten könnten, der den Fluch von Ohnezahn wieder rückgängig machen würde.
Im neuen Dorf war es immer noch friedlich. Viele der Wikinger, die sich die Yakmilch besorgt hatten, waren schon wieder in ihren beheizten Häusern verschwunden und nahmen ihr kräftiges Frühstück zu sich. Manchmal konnte man einige Hühner gackern hören, die aus ihren Ställen wollten. Doch die Eiseskälte ließ das auf keinen Fall zu.
Hicks hatte als Nachtschatten eine dicke Unterhautfettschicht, die ihn isolierte. Ihm machte die Kälte noch nichts aus. Die Wikinger jedoch hatten sich ihre dicksten Felle herausgeholt und sich damit eingehüllt. Auch Astrid musste sich eines umhängen, wenn sie draußen im Dorf Erledigungen machen wollte. Sie hasste ihr Fell, stank es widerlich und schränkte es sie in ihrer Bewegungsfreiheit ein. Dies mochte sie besonders nicht, war sie dann schwächer in einem möglichen Kampf.
Hicks musste bei diesem Gedanken ein kleines Lächeln von sich geben. Astrid hatte immer noch diesen Kampfgeist, alles zu bewältigen, was es gab. Und das liebte er auch so an ihr. Sie hatte ihn niemals aufgegeben, ihn nicht im Stich gelassen, als er sich in einen Nachtschatten verwandelt hatte. Sie wachte bei ihm und liebte ihn immer noch.
Hicks fragte sich schon oft, wie er das wieder gut machen könnte, wäre erst wieder ein Mensch, denn für solche Leistungen gab es so gut wie nichts, was man dagegen halten könnte.
Als sie endlich an dem Trainingsfeld angekommen waren, schaltete sich sofort Ohnezahn ein. Er hatte sich in Gedanken einen heutigen Trainingsplan zurecht gelegt, indem Hicks eine bessere Kontrolle mit den Plasmabällen erlenen sollte. Das würde die ganze Woche beanspruchen und deswegen sollte man so früh wie möglich mit dem Training begonnen werden.
„Nun Hicks. Heute konzentrieren wir uns besonders auf die Kontrolle von Plasmabällen und wo sie einschlagen sollen. Das kann im Kampf mit anderen Drachen als auch mit Drachenjägern und Wikingern sehr von Vorteil sein. Nur wenige Drachen haben so eine Kontrolle über ihre Feuer und wenn du mal nicht richtig treffen solltest, kannst du mit der Drachenmagie dein Ziel doch noch zerstören."
Hicks war kurz verwirrt. Hieß das etwa, dass man auch ohne Zielen sein Ziel treffen würde? Das wäre ein enormer Vorteil. „Ist ja wirklich interessant.", gab er fasziniert von sich und schaute hoffnungsvoll. Aber Ohnezahn warnte ihn: „Diese Kräfte darfst du aber nur im äußersten Notfall verwenden. Ein Drache der diese Magie besitzt, sollte trotzdem immer noch auf sein Zielvermögen zurückgreifen, denn wird dieses nicht ausreichend trainiert, dann verlässt du dich nur noch auf diese Art der Drachenmagie uns wirst faul. Das kann dir dann, wenn die Drachenmagie sich abschwächen sollte, dir zum Verhängnis werden."
Der Wikinger in Gestalt des Nachtschattens begriff. Es wäre schön gewesen einfach den Plasmaball per Kraft der Drachenmagie zu steuern und nicht mehr zielen zu müssen. Aber wenn Ohnezahn das sagte, und der war schließlich sein ganzes Leben lang ein Drache, musste das wohl stimmen.
Da kam Hicks in den Sinn: „Meine Drachenmagie kann schwinden?" – „Ja Hicks. Wenn du sie zu oft benutzt, kann deine mentale Kraft sie nicht mehr vollständig regenerieren und sie schwindet. Deswegen ist unser Magietraining auch immer so kurz und intensiv gewesen. Du stehst noch am Anfang der Ausbildung und musst noch sehr viel lernen. Dich jetzt zu überanstrengen, kann dich deiner Drachenmagie kosten. Aber nun genug geredet. Wir sollten mit dem Training anfangen und deine Magie stärken. Also Hicks. Mache es wie beim letzten Mal und lasse einen Plasmaball erst vor dich hin schweben. Bewege ihn dann in die Richtungen und feure ihn ab."
Hicks tat, wie ihm gesagt wurde und ließ einen großen Plasmaball vor sich schweben. Diese Übung hatte er schon einmal gemacht und er hatte es auch fertig gebracht, ihn zu lenken und zu schießen. Es war auch nur die Erwärmung, denn Ohnezahn gab sofort das Signal: „Jetzt lasse ihn sich auflösen. Der eigentliche Aufgabenteil kommt erst jetzt. Schieße einen Plasmaball weit in die ferne und versuche ihn dann mit deiner Drachenmagie zu lenken. Das schwierige ist, den Ball wieder zu erfassen, da er sich so schnell bewegt."
So tat Hicks und schoss einen kleineren Plasmaball in die Ferne. Die klare Sich an diesem Tag half dabei, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
Als der Plasmaball schließlich einige hundert Meter von ihnen entfernt war, versuchte Hicks seine Drachenmagie einzusetzen. Als Ziel hatte er sich einen Felsbrocken ausgesucht, der ein wenig abseits des eigentlichen Einschlagsortes lag.
Der junge Wikinger strengte sich an. Er versuchte den Plasmaball zu erfassen, doch es wollte nicht gelingen. Immer weiter flog er von ihnen in den Himmel und nichts schien ihn aufhalten zu können. Ohnezahn merkte, wie sehr sich sein Schüler anstrengte. Doch wie sich Hicks auch Mühe gab, konnte er sein Geschoss nicht mehr erfassen. Es flog einfach in den Himmel und löste sich auf.
„Mist.", fluchte Hicks, als er es nicht geschafft hatte, den Plasmaball wieder unter seine Kontrolle zu bringen. „Das macht nichts. Ich habe es auch nicht gleich beim ersten Mal geschafft ihn zu erfassen Hicks. Das braucht seine Zeit, bis du es kannst. Und viele erneute Versuche. Aber ich bin mir sicher. Mit deinem Talent, schaffst du es sicherlich in dieser Woche noch, einen Plasmaball im Flug wieder zu kontrollieren und ihn in ein Ziel deiner Wahl einschlagen zu lassen."
Hicks sah ein, dass nicht alles sofort gehen würde, doch so schnell gab er nicht auf. „Ich werde es noch einmal versuchen." – „Gut Hicks. Noch ein versuch, aber ich bitte dich. Überanstrenge dich nicht, denn dann kannst du in Ohnmacht fallen. Einen Plasmaball im Flug zu kontrollieren..." – „...ich weiß, zehrt sehr an den Kräften der Drachenmagie.", ergänzte Hicks.
Ohnezahn sah ein weiteres Mal zu, wie Hicks Plasma in sein Mau lud und abfeuerte. Der Plasmaball schoss wieder in den Himmel. Genau so groß wie der Erste, erwartete Ohnezahn, dass er es wieder nicht schaffen würde, war es eindeutig viel zu viel Plasma, was Hicks hätte unter Kontrolle bringen müssen.
Hicks jedoch strengte sich weiter an. Er nahm alles zusammen, was er an Drachenmagie hatte und konzentrierte sich erneut auf den Plasmaball, der, so weiter er wartete, von ihm weg flog. Der junge Wikinger kniff leicht die Augen zusammen und peilte seine gesamte Aufmerksamkeit auf diesen Plasmaball.
Dann auf einmal. Das Geschoss blieb stehen. Hicks schien es tatsächlich geschafft zu haben. Für einen kurzen Zeitraum blieb der Plasmaball wirklich weit von ihm in der Luft stehen. Aber die Freude währte nur kurz, als sich der Ball aus Feuer und Licht weiter auflöste.
„Mist.", wieder fluchte Hicks. Doch Ohnezahn sah keinen Grund dazu. „Das war wirklich bemerkenswert, ihn nach dem zweiten Versuch schon so weit in der Luft stehen zu lassen. Hicks, wenn du so weiter machst, dann werden wir, wenn der Schnee geschmolzen ist, die Reise zum überwilden antreten können. Denn ich denke, bis dahin hast du genug Drachenmagie, um auch im Notfall vor dem Überwilden fliehen zu können."
Hicks nickte nur. Es hatte ihm wirklich viel Kraft gekostet, so viel Magie auf einen weit entfernten Punkt zu konzentrieren. Mit schwerem Atem ließ er seinen Kopf hängen und schaute auf den verschneiten Waldboden.
„Wir sollten für heute aufhören, deine Drachenmagie weiter zu trainieren. Es hat dich doch mehr mitgenommen, als ich dachte." – „Gut Ohnezahn. Aber ein wenig fliegen werden wir noch?" – „Ja werden wir, nachdem zu dich ein wenig zu Hause ausgeruht hast. Dann werde ich dir noch einiges zeigen."
So begaben sich Hicks und Ohnezahn wieder nach Hause. Eine Pause hatten sie sich wirklich verdient.
DU LIEST GERADE
Der Fluch des Nachtschattens
FanfictionHicks verfolgt nur ein Ziel: Der beste Drachentöter zu werden, den die Welt je gesehen hat. Als er jedoch bei Grobians Drachenunterricht nicht zugelassen wird und niemand sich für die Interessen des Häuptlingssohns einsezt, bekommt er eine Chance, e...