Komm jetzt!

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Hicks hatte wieder unruhig geschlafen. Die ganze Nacht ging ihm das durch den Kopf, was am Abend passiert war. Seine Mutter hatte erfahren, dass er der neue Nachtschatten war und dass er durch einen anderen so verwandelt wurde. Auch hatte sie Ohnezahn kennen gelernt.
Es war sehr viel für einen Abend gewesen und Hicks dachte sich schon, dass Valka sicher genauso unruhig geschlafen hatte, wie er, wenn überhaupt. Die nächste Nacht hatte er sich vorgenommen, auf jeden Fall länger zu schlafen, als jetzt, denn lange machte das sein Körper nicht mehr mit.
„Was denkst du, wird Valka dem großen Überwilden erzählt haben?", Km es von Ohnezahn, der sich in Hicks Gedanken meldete.
„Ich weiß es nicht, hoffentlich alles so, dass der große Überwilde es wagt, uns wieder zurück zu verwandeln. Denn er könnte sicherlich auch sehr wütend sein und uns es Hortes verweisen. Dann hätten wir unsere letzte Chance verspielt."
Ohnezahn verstand den Einwand des Wikingers, aber er wusste auch, dass Valka den Überwilden sehr lange kennen musste und sie dadurch sicherlich ihr Geschick im Umgang mit diesen Drachen einsetzte, um Hicks doch noch wieder zurückverwandeln zu lassen. „Bleib ganz ruhig Hicks. Wir werden das schon schaffen. Deine Mutter wird den großen Überwilden schon überzeugt haben. Immerhin ist sie deine Mutter. Auch wenn sie es seit erst einem Tag weiß, kann man die Muttergefühle nicht unterdrücken. Du magst zwar 20 sein, aber die wird dich immer noch beschützen und dein Bestes wollen."
Da musste Hicks zustimmen. Eine Mutter würde Alles für ihre Kinder tun. Alles was sie machen mussten, war warten, bis sie wieder da sein würde.
„Ich habe mal eine Frage, Ohnezahn." – „Ja." – „Falls wir wieder unsere eigenen Körper besitzen, wirst du dann bei mir blieben? Ich meine mit Nachklaue wären wir dann eine Wikinger-Drachen-Familie." Ohnezahn wusste, worauf der verwandelte Wikinger hinaus wollte. Es war klar, dass jeder seinen eigenen Lebensweg gehen konnte. Hicks hätte ihn auch sicherlich nicht daran gehindert. Aber bei Hicks und den anderen im Dorf gab es ein geregeltes Leben. Ohnezahn hatte immer zu tun gehabt, eine Bleibe für die Nacht zu finden. Und weitere Wikingerdörfer zu überfallen, wollte er nicht. Da Nachtklaues Mutter tot war, wollte er für den kleinen Nachtschatten ein Vater sein und wenigstens einen Teil der Familie darstellen.
„Ich bleibe bei euch. Warum auch nicht. Da gibt es Fisch im Überfluss und ich habe einen Sohn. Der bedarf meiner Aufmerksamkeit und Fürsorge."
Das stimmte Hicks sichtlich froh, denn einen guten Freund wie Ohnezahn wollte er nicht mehr vermissen. Beide hatten sich im Kampf kennengelernt und gegenseitig gehasst. Aber es bewies, auch aus alten Gegnern konnten Freunde werden. Und wenn erst einmal alle Dörfer im Archipel mit dem Drachentöten aufhören und sich mit ihnen anfreunden würden, gäbe es keinen Krieg mehr. Endlich Frieden zwischen beiden Spezies.
Mit einem Mal wurde die Ruhe gestört. Ein großer Drache landete vor der Höhle. Hicks war sich nicht sicher, aber es musste sich um Wolkenspringer handeln.
„Was will der denn hier?", fragte sich Hicks noch, da war der Sturmschneid schon in die Höhle eingetreten und sprach zu dem Nachtschatten: „Komm, folge mir. Ich bringe dich zu dem großen Überwilden. Er will mit dir reden."
Hicks war ganz verwundert. So schnell ging es nun? Aber was, wenn er zornig gestimmt und ihn töten wollte, weil er ein ehemaliger Drachenjäger war. Hicks konnte es nicht ahnen. Er wusste nur, dass er dem Drachen folgen sollte. Er hätte ihn auch überrumpeln und fliehen könne, aber dann hätte er den Zorn aller anderen Drachen im Hirt auf sich gezogen. Diese Option blieb also nicht offen.
Hicks atmete tief ein. Es blieb kein anderer Weg, als die Flucht nach vorne. Er würde sich dem Alpha stellen, komme was da wolle. Hoffentlich hatte Valka viele gute Wörter für ihn eingelegt.
„Komm jetzt. Wir warten nicht ewig auf dich!", forderte der Sturmschneit den Nachtschatten auf und begab sich wieder aus der Höhle. Hicks folgte ihm, nicht wissend, was komme würde. Beide hoben ab und flogen in eine Richtung, die Hicks noch nie in diesem Hort eingeschlagen hatte. Hoffentlich würde alles gut ausgehen.

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt