Elender Mistkerl

412 25 2
                                    

Die Nacht war über den Drachenhort hereingebrochen. Valka hatte sich im Schutze der Dunkelheit zu der Insel aufgemacht, zu der Hicks die Drachen geführt hatte. Sie sollte auf Neu Berk dafür sorgen, dass sie geschützt vor Drago sein würden, falls er nach ihnen suchte. Und sie sollte ebenso Astrid benachrichtigen, dass alles wieder gut und der Fluch gebrochen sei.
Hicks hatte sich derweil im Inneren des Hortes postiert. Die Drachenjäger hatten mittlerweile ihr Lager aufgeschlagen und sich in der Haupthöhle versammelt. Es war nicht zu überhören, dass der Unmut bei den Männern groß war.
„Nicht einen Drachen haben wir gefunden. Alles was mit Drachen zu tun hatte, waren diese komischen Menschen auf dem Sturmschneid und den Nachtschatten. Und nicht zu vergessen der andere Überwilde. Drago hat uns in leeres Nest von Verrückten und übergroßen Drachen gelotst. Hier gibt es keine Drachen.", meckerte einer der Soldaten, als er sich ans Feuer setzte und einen Krug Met in wenigen Zügen nach seinem Vortrag lehrte.
Andere Soldaten stimmten ihm zu: „Ich habe gehofft, hier viele Drachen jagen zu können, stattdessen haben wir nur leere Höhlen und einen toten Überwilden. Was sollen wir mit dem, der vermodert da nur und fängt bald an die ganze Insel mit seinem Verwesungsgestank zu verpesten.", gab ein anderer von sich.
Hicks ballte seine Fäuste bei diesen Worten, doch er musste Ruhe bewahren. Sich jetzt bemerkbar machen, war nicht Teil seines Plans gewesen. Dann änderte sich aber einiges, als eine Person auftauchte, mit der er nicht gerechnet hatte.
„Drago verspricht viel, aber hält sein Wort, das könnt ihr mir glauben. Ich habe nicht umsonst all die Jahre alle Inseln des Archipels ausspioniert, habe die Füße von allen Stammesoberhäuptern küssen müssen, um herauszufinden, wo sich die meisten Drachen befinden. Ich habe hier immer sehr viele Drachen gesehen, die müssen nur irgendwo anders hingebracht worden sein. Schließlich waren Menschen beim Gegenangriff dabei. Das war doch nur ein Ablenkungsmanöver, um die anderen Drachen zu verstecken."
„Johann?! Dieser elende Mistkerl. Wenn ich den in die Finger bekomme...", murmelte Hicks. Er konnte nicht glauben, dass der Mann, der am harmlosesten erschien solch eine böse Natur entfaltete. Wut kochte in dem jungen Haddock hoch. Am liebsten würde er ihn hier gleich sofort töten, aber er musste sich fassen.
Johann setzte sich wiederrum zu den anderen Drachenjägern und trank selber etwas von dem Met. Er spülte einige Schlucke seine Kehle hinunter und begann weiter mit den anderen zu reden: „Ich kann mir schon vorstellen, wer dem Überwilden geholfen hat. Es gibt da so eine Insel, darauf leben einige wenige Wikinger, die sich mit den Drachen erst kürzlich angefreundet hatten. Vielleicht sind die Drachen dort. Die Insel liegt im Westen von hier. Wenn ich Drago das erzähle, wird er Kurs darauf nehmen und sich die Drachen holen. Ich wette mit euch, dass sich die Drachen dort befinden." Er gestikulierte etwas halb angetrunken und setzte sich wieder ans Feuer.
Die Drachenjäger staunten nicht schlecht, als er das von sich gegeben hatte: „Ist das wahr? Es gibt Wikinger, die mit den Drachen Freundschaft geschlossen haben?" – „Aber wenn ich es euch doch sage. Ich war erst kürzlich bei denen und hab den ein paar meiner Wahren verkauft. Bisher haben die nur sehr wenige Drachen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die mit dem Überwilden hier unter einer Decke stecken." Johann nahm noch einen Schluck und wollte weiter reden, als er von einer dunklen Stimme aufgehalten wurde.
„Nun du glaubst, dass wir von einem Wikingerstamm reingelegt wurden?" Ein Mann mit schwarzen Haaren, einem mit Narben übersäten Gesicht und einem Umhang aus Drachenhaut betrat den Ort des Geschehens.
„Drago Blutfaust. Oh ich habe nicht geahnt, das ihr kommen würdet." – „Schweig still, Johann. Ich werde mir diese Insel schon früh genug vorknöpfen. Meine Männer sollen den Hort aber noch gründlich untersuchen, denn wenn du trinkst, verdrehst du schon einmal die Wahrheit mit Vorstellungen aus dem Reich der Fantasie." Mit diesen Worten nahm er Johann die Flasche weg und trank selber einen Schluck.
„Mein Überwilder wird die anderen Drachen schon finden. Ich habe ihn seitdem ich ihn habe darauf getrimmt, die Drachen zu versklaven. Sein Blick reicht und sie folgen ihm. Wenn wir die Drachen find, werden sie schutzlos sein. Wir werden leichtes Spiel mit ihnen haben."
Hicks hatte aufmerksam zugehört. Der Plan hatte sich also doch geändert. Er müsste so schnell wie möglich zur Insel fliegen und die anderen waren, denn Drago schien ihm sehr abgekocht zu sein.
Hicks beschloss, sich zurück zu ziehen und in einer kleine abgelegenen Höhle zu Ohnezahn zurück zu gehen.

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt