Erwartungsvoll schaute der Nachtschatten auf den Albtraum drein. Hicks würde es wirklich gerne interessieren, was mit ihm denn nun passierte. Schließlich kann niemals ein Drache dieser Größe solche Wunden bekommen. Irgend etwas musste Hakenzahn schwer zu schaffen gemacht haben.
Auch Ohnezahn hielt es nicht mehr aus. Tief in Hicks Gedanken versteckt wartete er auch darauf, dass der Albtraum beginnen würde, zu reden. Sicherlich könnte er ihnen sagen, wer dies ihm angetan hatte. Und vielleicht wären die auch in der Lage, das neu gegründete Berk anzugreifen. Doch wollte der Nachtschatten den Teufel nicht an die Wand malen.
„Also gut Hicks. Welche Fragen soll ich dir beantworten, obwohl ich schon denken kann, was du wissen willst. Mein Zustand verrät es ja schon."
Sein Gegenüber nickte ihm nur zu. Es lag auf der Hand, dass Hicks ihm dies fragen würde, also fing er gleich an: „Kannst du uns bitte sagen, wer oder was dir das angetan hat? Ich bin mir sicher, dass du weit geflogen bist, doch könnte die Möglichkeit bestehen, dass die, die dir das angetan haben, auch uns angreifen könnten."
Der Albtraum nickte. Er hatte Verständnis dafür, dass sich der schwarze Drache, der sich mittlerweile vor ihm hingesetzt hatte, es erfahren wollte, warum er so zugerichtet wurde.
Doch da war auch etwas anderes. Dieser Drache strahlte so eine Aura aus. Eine Art mächtige Präsenz, wie es der rostrote Drache noch nie verspürt hatte.
„Bevor ich dir alles erzähle, darf ich noch bitte eine Frage stellen?" Hicks war zwar erst verwundert darüber gewesen, doch gewährte er.
„Was es auch ist. Frage ruhig." Nur einmal atmete der Albtraum tief und schwer ein, als er von sich gab: „Du strahlst so eine Präsenz aus und du scheinst dich sehr hier um alle zu kümmern. Du scheinst einer von denen mächtigen Drachen zu sein, die behüten. Es gibt nicht viele von diesen. Du bist gutmütig. Bist du also der Anführer beider Spezies hier? Der Menschen als auch der Drachen?"
Hicks war leicht erstaunt, als er das aussprach. Er hatte mit der Präsenz eher gerechnet, dass er Verdacht geschöpft hatte, was ihn und Ohnezahn anging. Doch dies ging in eine völlig andere Richtung.
Sicherlich, wenn der Albtraum die Geschichte mit Hicks und Ohnezahn heraus finden würde, hätte der große Drache allen guten Grund, sehr böse zu werden. Also lies er es einfach sein.
Hicks antwortete: „Nun ja, ich war das mal. Doch jetzt macht es dort die blonde Wikingerfrau, die du dort neben dem kleinen Nachtklaue und dem Jungen mit den schwarzen Haaren siehst." - „Aha, obwohl ich sagen muss, dass du ein geborener Anführer wärst, Hicks. Doch lassen wir jetzt das Thema. Do wolltest also wissen, wie sich dazu gekommen bin, dass ich so aussehe? Also gut. Ich werde es dich wissen lassen."
Mit diesen Worten legte sich Hicks auf den Bauch und spitzte seine Ohren. Er wollte wirklich nichts verpassen, was der große Drache zu erzählen hatte.
Jedes einzelne kleine Detail könnte wichtig sein, um Berk und seine Bewohner vor einem möglichen Angriff zu schützen, wer das auch immer war, der das dem Halbtraum angetan hatte.
„Also.....", begann Hakenzahn zu erzählen:
>>Es war knapp eine Woche bevor ich bei euch landete. Ich wohnte an einer Klippe, an der es sehr viele Albträume wie mich gab. Kaum andere Drachen hatten sich dort eingenistet und für Wikinger waren diese Höhlen oben in den Felswänden so gut wie nie erreichbar.
Wir lebten in Harmonie, Ruhe und Glück. Unser Leben war von Frieden geprägt und um Nahrung mussten wir uns nie Gedanken machen. Es schwammen so viele Fische vor der Küste, dass jeder Drache immer satt wurde. Und selbst wenn nicht, teilten wir immer das, was übrig blieb.
Du siehst also, dass wir nicht immer so sind, wie es der Name von unserer Spezies zu glauben versucht zu machen.
Jedenfalls lebten wir dort sehr abgeschieden vom Rest der Welt und bauten uns eine Kolonie auf, die ihres gleichen suchte. Es gab zwar einen Anführer, doch konnte jeder mit bestimmen. Keiner war so richtig dem anderen unterlegen. Ich auch nicht, denn ich war der letzte gewählte Anführer dieser Kolonie.
Aber nach vielen Jahren meiner Herrschaft ereilte sich langsam das Ende unserer Siedlung.
Es war Nacht. Wir hatten uns alle zu den Höhlen begeben, um die Fische, die wir über den Tag gefangen hatten, zu verspeisen. Wir hatten da auch wie hier bei den Wikingern eine Art große Halle, in der alle speisen durften.
Es war viel los. Die Gemeinsamkeit der Albträume war immer sehr schön. Nur selten gab es Streit untereinander. Auch ich konnte mich wirklich freuen, denn hatte ich eine Partnerin gefunden, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Sie war gutmütig und konnte einen immer aufheitern, wenn man mal einen etwas schlechteren Tag hatte.
Doch dann passierte es. Ein Wachdrache kam von außen her geeilt. Er sagte, dass Schiffe gesichtet wurden. Sehr viele Schiffe, die immer schneller auf die Kolonie zusteuern würden. Hunderte nach seinen Schilderungen.
Erst wollte ich es ihm nicht glauben, also folgte ich ihm nach draußen. Zwar konnte ich am Horizont nicht sehr viel erkennen, doch tauchten plötzlich immer mehr Masten auf. Aus den Masten wurden schließlich immer mehr Schiffe, die tatsächlich auf die Küste zu steuerten.
Wir wussten natürlich nicht sofort, dass es Drachenfänger waren. Es hätten auch Piraten sein können, die regelmäßig in einer der Buchten der Insel Unterschlupf suchten, nachdem sie die Waffenhändler der Wikinger angegriffen hatten. Deswegen waren sie es auch, die wir duldeten. Sie taten uns nichts und wir taten ihnen nichts.
Nach einer weiteren halben Stunde, in der auch die anderen nach draußen kamen, unter anderem auch meine geliebte Partnerin, konnten wir aber plötzlich Schüsse hören. Sie waren jedoch nicht so fein und leise, wie Katapulte der Wikinger.
Es war, als ob Thors Zorn uns persönlich getroffen hatte. Ein Donnergrollen bei jedem Schuss. Links und Rechts von uns schlugen steinerne Kugeln ein, die dem Stein zu schaffen machten.
Angst breitete sich unter uns aus. Wir wussten wirklich nicht, was wir hätten tun sollen, lebte unser Volk doch so lange ohne Konflikt und Krieg zwischen den Menschen. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Warum ausgerechnet jetzt und warum überhaupt? Wir alle wussten es nicht. Ich nicht und auch die Älteste unter uns konnte dafür keine Erklärung finden. Wir waren hoffnungslos unterlegen, als sie uns beschossen.
Doch irgend etwas musste ich tun. So gab ich den Befehl, die Frauen und Kinder weiter in das Innere der Insel zu schicken. Sie sollten nicht in das Gefecht mit eingebunden werden, während wir, die starken unter uns, die Schiffe attackieren würden und unsere Heimat verteidigen.
Wir waren schließlich Riesenhafte Albträume und dachten uns, wenn jeder ein Schiff mit seiner brennenden Haut in Flammen aufgehen lassen würde, hätten wir diese Flotte in wenigen Stunden zur Strecke gebracht. Nichts wäre übrig geblieben.
Aber wir waren Naiv. Zu naiv. Als ich den Befehl gab, die immer näher kommende Flotte anzugreifen und wir los flogen, konnte ich nicht glauben, was passierte. Gepanzerte Drachen stürmten auf uns zu. Eine Art, die ich vorher noch nie gesehen habe. Sie waren kompakt gebaut, mit etwas kleineren Flügeln. Doch woher auch diese Art kam, sie hatte einen mächtigen Kiefer mit Zähnen, die mit der Beißkraft zusammen wie Schraubstöcke wirkten.
Wir konnten uns es nicht erklären, doch flogen sie sehr viel schneller als es ihre kurzen Flügel andeuteten. Ihre Rüstungen hätten sie doch bremsen müssen.
Irgendetwas war da faul, dachte ich mir. Etwas musste diese Drachen geisterhaft antreiben, damit sie solche Taten überhaupt vollbringen könnten, haben doch sich alle Spezies ausgemacht, nicht mehr aneinander zu bekriegen.
Als die ersten Drachen aufeinander prallten, kam es zu einem Blutbad, das ich nie wieder vergessen werde. Die anderen verbissen sich in denen von uns und zogen sie mit in die Tiefe, bis sie auf der Meeresoberfläche aufschlugen.
Sie verbissen sich so tief, dass es unmöglich war, wieder frei zu kommen. Andere verschleppten sie gleich auf die Schiffe am Horizont, doch achteten die gar nicht darauf, dass manche von uns dabei so schwer verletzt wurden, dass sie, falls dem so wäre, noch dem Feind von Nützen sein könnten.
In dem Moment war mit klar, dass diese Menschen da auf den Schiffen und diese Drachen zusammen arbeiten mussten. Anders konnte ich es mir auch nicht erklären, denn diese Drachen mussten unter einer Art Rausch stehen.
Sicherlich haben die Menschen sie mit Drachenwurz so aggressiv gemacht, dass sie über und hinweg gefallen waren, wie blutrünstige Wölfe das Vieh.
Immer mehr verloren ihr Leben und dabei waren wir noch nicht mal an den Schiffen angekommen, die wir eigentlich verbrennen wollten.
Auch ich hatte zu kämpfen, dass sich keiner von anderen Drachen in mich verbeißen würde. Immer musste ich ausweichen oder gar meine Flügel für mehrere Sekunden zusammen falten. Denn ich hatte gesehen, wie sie einigen Drachen die Flügel so zerbissen hatten, dass sie einfach nicht mehr fliegen konnten.
So erschüttert von der Grausamkeit, gab es für mich nur noch einen Weg: Die Flucht. Bevor der Angriff überhaupt richtig starten konnte, rief ich alle zum Rückzug. Ich konnte es einfach nicht ertragen, all meine Freunde und Weggefährten sterben zu sehen.
Sie schrien um Hilfe, die aber nicht kam. Sie litten Höllenqualen, die man sich nicht einmal dem schlimmsten Feind wünschen würde. Ich war verzweifelt.
So schnell, wie ich nur konnte, sammelte ich diejenigen, die es geschafft hatten, wieder zusammen und flog so schnell, wie es ging, zur Insel zurück. Wir mussten von hier weg.
Noch konnten wir hoffen, denn die Drachen des Feindes konnten zwar schnell fliegen, aber waren wir ihnen trotzdem zu schnell. Sie kamen nicht hinterher. Vielleicht mussten sie auch uns gar nicht folgen. Ich hatte damals einen verdacht gehabt, der mit bis ins Mark die Angst brachte. Und dieser sollte sich noch bestätigen.
Als wir wieder zurück waren und ich alle Frauen und Kinder lebend sah, konnte ich aufatmen. Doch nicht für lange.
Trauer verbreitete sich in der Runde. Viele der Männer waren gefallen. Knapp die Hälfte war getötet, verletzt oder verschleppt worden. Viele der Drachen brachen in Tränen aus. Es brach mir persönlich das Herz, doch konnte ich nicht lange Zeit verbringen, zu trauern. Wir mussten hier weg. Irgendwie mussten wir einen Weg finden, diese Insel, die einst unserer Heimat war, zu verlassen. Also rief ich alle zusammen, um ihnen mit zuteilen, dass es noch nicht vorbei sein würde. Die Flotte würde gut in einer halben Stunde hier vor Anker gehen und Gnade uns dann den Göttern.
Wir wollten es nicht erfahren. Also erhoben wir uns, obwohl einige psychisch nicht dazu in der Lage waren in die Lüfte zu steigen.
Die Not war viel zu groß gewesen, als dass wir jetzt hätten trauern können. An einem sicheren Ort, wenn es den denn gegeben hätte. Hätten wir dies alles nachholen könnten, doch galt es besonders für mich als Oberhaupt, die Drachen zusammen zu halten, und sie in Sicherheit zu führen.
Doch als wir uns in die Lüfte erhoben hatten, war uns kein besseres Schicksal gegönnt worden, als der Anblick einer Flotte, die nicht nur von einer Seite kam.
Die Dunkelheit hatte die Oberhand gewonnen und zwang die Seemänner oder Drachenfänger, es sollte sich letzteres heraus stellen, die Lichter an zu zünden. Und der Anblick gefiel uns gar nicht. Von allen Seiten her konnte ich hunderte Schiffe ausmachen, die die Insel umkreisten. Alle in verschiedenen Größen, aber wusste ich, dass selbst das kleinste von jenen sehr gefährlich sein würde.
Aber war nun tun? Panik ging um. Niemand wusste mehr so richtig, was er tun sollte. Aussagen wie: „Wir werden alle sterben!", oder, „Gnade uns nun den Göttern!" gingen umher.
Doch ich musste sie zur Räson bringen. Schließlich trug ich eine riesige Verantwortung.
Aber es sollte nicht besser werden, als es jetzt schon war. Ich konnte sehen, wie wieder diese Drachen angeflogen kamen. Dieses Mal waren es aber sicher zehnmal mehr.
Ich konnte mir ausmalen, wie die Chancen stehen würden, doch durfte ich auch nicht als Oberhaupt die nerven verlieren. Wir saßen in der Falle. Und du wirst es sicher ahnen Hicks. Jetzt kommt der Teil, wo auch meine Verletzungen ins Spiel kommen. Und das war das schlimmste von allem...<<
DU LIEST GERADE
Der Fluch des Nachtschattens
FanfictionHicks verfolgt nur ein Ziel: Der beste Drachentöter zu werden, den die Welt je gesehen hat. Als er jedoch bei Grobians Drachenunterricht nicht zugelassen wird und niemand sich für die Interessen des Häuptlingssohns einsezt, bekommt er eine Chance, e...