Die Nacht zog über die beiden, welche sich wieder auf dem Boden zusammen gekuschelt hatten und begleitete sie sanft in das Land der Träume. Astrid hatte sich wieder dicht an Hicks weiche Bauchschuppen gedrückt und wurde sanft von einem seiner riesigen Flügel umschlossen. Wieder diente ihr als Kissen eine von Hicks Pranken und das was im Bett lag. Trotz, dass der Körper des Nachtschattens ihr Wärme spendete, war die Decke unabdingbar, denn die Nächte waren kalt auf Berk. Sehr kalt. Und gerade in dieser Nacht erlebten die Temperaturen wieder einen Sturz, wie es kein Wikinger voraus gesagt hatte. Deswegen kuschelte sie sich noch enger an ihren Freund, der sie komplett bedeckte.
Warm wurde es. Angenehm warm für sie. Hier befand sie sich in Sicherheit. Es hatte schon was an sich, das man jetzt einen Drachen auf seiner Seite hatte, der einen beschütze und alles daran tat, dass einem nichts passierte. Hicks war aber auch schon vorher eine Person gewesen, die immer nur das Beste für seine Lieben wollte. Und selbst als Nachtschatten hatte sich daran nicht viel geändert. Im Gegenteil. Seitdem er in dieser Gestalt war, so hatte Astrid zumindest das Gefühl gehabt, war er noch fürsorglicher geworden. Er kümmerte sich um sie und sorgte dafür, dass ihr an nichts fehlte. Zwar war Astrid eine starke junge Frau, eine Hofferson, die sich nicht so schnell als solche vom weiblichen Geschlecht sah, doch hier bei Hicks konnte sie ihre weiche feminine Seite zeigen. Nach außen hin in der Öffentlichkeit spielte sie immer die starke Wikingerin, die auch den Männern zeigen konnte, was ein Faustschlag bedeutet. Nicht zuletzt Rotzbacke als auch die andere, die ihr hinterher liefen bekamen das zu spüren. Und Astrid hatte einen wirklich harten Schlag drauf.
Einmal als sie jemand angegraben hatte, da schlug sie ihn so grün und blau, dass der Kerl für einige Wochen sich nicht aus seinem Haus traute, da er dachte, noch nicht genug Schläge von der blonden Wikingerin bekommen zu haben. Noch besser war aber, wie sie einem anderen den Kiefer gebrochen hatte, sodass er nichts essen konnte. Dieser arme Typ, der nicht dünner als Fischbein war, war nachdem die Knochen wieder verheilt waren, so dünn wie eine Bohnenstange. Ein Strich in der Landschaft, so lange konnte er durch die Schmerzen beim kauen nichts essen.
Doch hier bei Hicks war das ganz anders. Sie liebte es, wenn er sie in die Arme, oder jetzt besser gesagt Klauen, nahm und ihr das Gefühl gab, dass jemand in dieser weiten Welt da war, der sie beschützte und auf den man sich immer verlassen konnte. Astrid kannte das von keinem weiteren Jungen. Sie hörte doch immer nur zu gut heraus, wie die Männer schon nach einigen Jahren ihre Frauen betrogen und sich eine nächste bessere suchten. Das brachte sie auf die Palme. Doch nicht Hicks. Er war so anders. Nicht so wie diese Machos, die einfach nur das angrabschten, was gerade das beste am Platz war. Hicks schien da nicht so zu sein. Er hatte immer erfahren, was es hieß gemieden zu werden. Also vertraute er niemanden. Und wenn man sich einmal sein vertrauen erworben hat, dann kann man sich sicher bei Hicks sein, dass er es auch nicht bricht. Ja so sicher war sich Astrid.
Der Wind heulte leicht. Er kam von der See und suchte sich seinen Weg durch ein Fenster, das noch mit einem Spalt offen war. Die Kälte drang in das Haus und machte es nicht gerade einer menschlichen Seele leicht, ein zu schlafen. Doch nicht bei Astrid. Mittlerweile hatte sie sich so dicht an ihren Hicks gekuschelt, dass sie wieder sein Herz hören konnte. In diesem ruhigen und langsamen Takt, der ihr Sicherheit und Geborgenheit gab, legte sie ihr Ohr an seinen Bauch und horchte. Horchte, wie seine kräftigen Lungen bei jedem Atemzug wie das Meer rauschten.
Hicks hingegen gefiel es einfach nur wie sie an seinem Bauch lag. Er machte sich keine weiteren Gedanken darüber, wie es jetzt erst einmal mit ihm weiter gehen würde. Jetzt zählte nur der Moment, den er besonders genoss. In dieser Form konnte er sie beschützen, wie kein andere es vermochte. Sie war sein ein und alles und würde für sie in den Tod gehen. Und mit dem Kuss, der immer noch ihre Liebe zueinander bewies, konnte er sich sicher sein, dass sie ihn nie um alles in der Welt verlassen würde. Nicht könnte sie davon abbringen.
Doch für Hicks gab es auch andere Probleme. Der Machtschatten in seinem Kopf würde ihn bis an sein Lebensende verfolgen. Nicht nur das bereitete ihm ein wenig Angst. Doch war da auch dieses verlockende, das diesen Körper ausmachte. In der tat. Hicks war jetzt ein Nachtschatten und zugleich der schnellste und gefährlichste Drache, den es je gab. Warum sollte er nicht einfach seine Macht nutzen. Sicherlich könnte er die gleiche Magie erwerben, wie auch der, welcher ihn verwandelt hatte. So könnte er auch Astrid zu einem Nachtschatten machen. Dann wären auch alle Probleme gelöst. Sie könnten eine Familie gründen und in Ruhe und Frieden alt werden. Und das war wichtig, denn aus legenden wusste man, dass Drachen ungeheuerlich alt werden konnten. Also warum nicht. Wenn er schon nicht mehr ein Mensch sein kann, dann wäre dies die beste Lösung. Aber müsste auch Astrid zustimmen, was aber eigentlich eher eine Nebensache war. Sie würde alles tun, um wieder mit ihm zusammen zu sein.
„Und an was denkst du gerade?", kam auf einmal eine Stimme wie aus einem Traum. Hicks war nun komplett ein gedöst und fand sich wieder an dem wunderbaren Talkessel. Die Sonne schien und die Luft war angenehm mild. Sicher war es Sommer, denn die Bäume erstarrten in ihrer grünen Pracht, in der viele Vögel nisteten. Doch dann er. Der Nachtschatten, den Hicks erlegt hatte. Er stand am See und hatte sich gerade einige Fische aus dem Wasser geholt, als er zu ihm herüber blickte. Mit einem Gesichtsausdruck, der Hicks eigentlich nichts sagte, starrte er ihn an und schien ihn irgendwie zu fixieren. „Ich hatte dich gerade gefragt, an was du gerade denkst?", sprach er auf einmal in einem etwas strengeren Ton zu ihm.
„Eigentlich an nichts weiter, nur wie ich wieder aus dieser Gestalt komme.", kam es genau so streng von dem ehemaligen schwarzen Tod zu ihm herüber, doch der verzerrte sein Gesicht in eine noch wütendere Miene als vorher und sagte: „Lüge mich nicht an Hicks. Du hast daran gedacht, wie du dir ein leben mir Astrid als Nachtschatten vorstellst. Wie du mit ihr eine Familie gründest. Die Welpen aus dem Ei schlüpfen werden und wie ihr sie beide als Drachen groß zieht und gemeinsam alt werdet!" Er wusste natürlich wieder genau bescheid. „Aber warum fragst du mich das denn dann, wenn du es doch eh weist?!", kam es folgend von Hicks in wieder einer strengen Tonlage.
Doch der Nachtschatten vor ihm senkte seinen Blick und seufzte: „Ich hätte es nur gerne von dir gehört. Du weist ja, dass du mich nicht anlügen kannst. Doch es zu verleumden, was du denkst, ist für mich wie ein Stich ins Herz. Wir Nachtschatten sind nämlich sehr ehrliche Wesen, sind treu zu unseren Lieben und ehren und respektieren unseres gleichen. Das machst du auch mit den anderen, besonders mit Astrid, aber wieso bringst du ihn mir nicht entgegen?"
Diese Frage brachte Hicks völlig aus dem Konzept. Der Nachtschatten vor ihm war gar nicht mehr wütend auf ihn gewesen. Scheinbar war es wohl jetzt eher so, dass er, dadurch dass Hicks ihn immer ausblendete, in eine Situation gekommen ist, wo niemand um einen war, der sich um einen kümmerte. Hicks kannst die Situation und schwor sich, nie so zu werden. Doch das tat er gerade mit der Seele des Drachen, den er kaltherzig umgebracht hatte. Selbst bei ihm senkte sich der Blick und Hicks schritt langsam auf den Nachtschatten zu. Er bereute es ja, dass er ihn umgebracht hatte, doch ihn jetzt auch noch so zu quälen, indem seine Seele leidet, das wollte er nun auch wirklich nicht. Klar hasste er ihn, dass er ihn in einen Drachen verwandelt hatte, doch auch für feinde sollte man ein Herz haben. Nicht umsonst lehrte ihn Mehltau ein ganz besonderes Sprichwort, was Hicks eigentlich nie richtig begriffen hatte: „Ehre deine Feinde und zolle ihnen deinen Respekt."
Hicks hatte nie verstanden, was diese Zeilen bedeuteten, doch in diesem Traum schien die Erkenntnis gekommen zu sein, die er so lange bei diesem Vers gesucht hatte. Die Drachen waren immer die feinde gewesen, auf die es die Wikinger abgesehen hatten, doch ehrten sie sie in vielen Flaggen, Symbolen und anderen Emblemen als stolze und mächtige Tiere. Dabei zollten sie ihnen immer Respekt, der nur bei diesen kaltblütigen Kämpfen verloren ging. Und Hicks begann zu verstehen. Die ganze Zeit hatten sie die Drachen, hatte er vor allem sie als Monster bezeichnet. Doch jetzt in diesem Moment wurde ihm klar, dass er eigentlich das Monster war. Er war der schwarze Tod, der schon dutzenden das Leben aus den Körpern genommen hatte. Er war es gewesen, der sie seziert und aufgeschlitzt hatte. Er war es auch, der dieses wunderbare Wesen, was sich Nachtschatten nannte, vom Himmel geholt hatte und tötete.
Das brachte ihm ein schlechtes Gewissen. Ein sehr schlechtes Gewissen, dass ihm sagte, dass es falsch war, ihn zu töten. Nicht nur, dass er jetzt in dieser Misere steckte. Nein auch dieser Drache. Dieser Nachtschatten den er umgebracht hatte, konnte jetzt nicht mehr das Leben leben, was er einst hatte. Nie mehr würde er frei und alleine fliegen können. Nie mehr könnte er sich frei bewegen. Immer nur gefesselt an Hicks Seele.
„Darf ich?", sagte Hicks vorsichtig, als er neben dem Nachtschatten hielt und um einen Fisch fragte. „Bitte nimm dir einen.", kam es ehe kalt von dem Drachen gegenüber ihm. „Ich weiß, es war falsch dich zu töten, doch können wir jetzt an der Situation auch nichts ändern, denn..." - „Was hast du da gerade gesagt?", kam es plötzlich vom Nachtschatten, der eher nur mit einem halben Ohr zu gehört hatte. Hicks schlang indes den Fisch runter, als er auf einmal sprach. Aber jetzt schien ihm erst richtig klar geworden zu sein, was der Nachtschatten da fragte.
„Ich habe gesagt, dass es doch falsch war dich zu töten.", wiederholte er sich und schaute den Nachtschatten nochmals direkt an. „Das..hast du wirklich gesagt?! Und warum ist dir das nicht früher eingefallen!? Eigentlich sitzen wir beide durch deine Taten hier fest!!" - „ich weiß, doch wenn wir vielleicht...ge....gemeinsam arbeiten würden, dann hätten wir zusammen eine Chance und dich könnte man auch retten, vielleicht können wir zu dem hin fliegen, der dir den Auftrag gegeben hatte, diese Königin und ihren Bann zu beseitigen." Doch der Nachtschatten blieb wütend und stur: „Du zum Überwilden fliegen?! Das ich nicht lache. Er hasst alles, was mit Drachentöten zu tun hat abgrundtief. Und außerdem warum sollte ich dich dort hinführen?"
Hicks schien wie auf eine Wand gekommen zu sein. Es war so, als ob der Nachtschatten jetzt komplett auf Wut und Sauer machte. Er blockte alles ab, doch wollte sich Hicks jetzt annähern, da er begriff, um was es hier ging. „Jetzt hör mir doch mal zu!!!", brüllte Hicks aus sich heraus. Sofort veränderte sich die Miene des Nachtschattens. Er konnte nicht glauben, wie viel Mut dieser ehemalige Mensch zusammen gefasst hatte. „Es tut mir aufrichtig leid, was ich dir angetan habe. Dass du mir verzeihst, erwarte ich gar nicht. Doch ich sage dir. Das Abblocken kann nicht so weiter gehen. Wir teilen uns einen Körper und da müssen wir zusammen arbeiten!", kam die Standpauke von Hicks Seiten. Der Nachtschatten gegenüber ihm wusste damit gar nicht fertig zu werden, doch spürte er ,dass dieser Mensch recht hatte. Sie teilten sich einen Körper und wenn sie sich wirklich aneinander abblocken würden, dann könnte das noch ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
Hicks hingegen fuhr auf Hochtouren. Jetzt konnte dem Nachtschatten sagen, dass auch er einsichtig werden könnte, doch der schien es auf den ersten Moment hin nicht richtig zu begreifen. Doch dann.
„Du hast recht.", kam es in einer ruhigen Tonlage, die Einsicht in seine Sprache mit einbrachte. „Wie bitte?", Hicks hatte es erst gar nicht richtig verstanden. „Ich sagte, dass du recht hast.", kam es nochmals einsichtig von dem Nachtschatten. „Wir teilen uns einen Körper, um ehrlich zu sein, deinen Körper Hicks. Und da bringt es gar nichts wenn wir uns jetzt streiten. Also gut." Der Drache wusste gar nicht, was er da gerade gesagt hatte, doch schienen die Worte ganz tief aus seinem Verstand gekommen zu sein. Er konnte gar nicht richtig fassen, wie es vor allem rüber kam, denn Hicks starrte ihn nur mit großen Augen an. „Es war falsch, so mit dir umzugehen. Und selbst du hast eingesehen Hicks, dass Drachen auch einen Verstand besitzen. Doch verzeihen kann ich dir nicht, was du mir angetan hast, aber trotzdem werde ich dir helfen. Vor allem, wie du in deinem neuen Körper richtig zurecht kommst. Ich meine damit Fliegen und Feuer speien. Das musst du alles lernen und wenn nicht ich, der dir das beibringen kann. Und wer weiß. Vielleicht kann ich dir irgendwann verzeihen." - „Meinst du das wirklich ernst?", fragte Hicks verwundert, der die Worte erst einmal verarbeiten musste.
Der Nachtschatten nickte und streckte seine rechte Pranke vor. Hicks wollte erst zurück zucken, doch dann sagte der Drache: „Ich habe das bei euch Menschen gesehen. Ihr macht das immer wenn ihr eine Art Pakt schließt. Der Händedruck.", sagte er immer noch mit ruhiger Stimme. Erst da viel es Hicks ein. Erst misstrauisch, dann aber immer selbstsicherer hob auch er seine rechte Pranke, bis die seine die von ihm berührte. Die Krallen verhakten sich ineinander und sie beide machten zwei Bewegungen auf und ab.
„Dann haben wir jetzt einen Pakt, wie es aussieht." - „Ja scheint so." Sprachen die beiden schon etwas freundlicher zu einander. „Und nun, da wir einen Pakt geschlossen haben, werde ich dir auch meinen Namen verraten Hicks. Wir Drachen habe nämlich auch so etwas wie Namen. Meiner ist Ohnezahn."
Hicks zögerte kurz. War das wirklich sein Name? Klang aber wirklich komisch, doch warum nicht. Drache schien auch nicht immer höflich zu sein. „Gut Ohnezahn.", sagte er zufrieden und mit ein bisschen Heiterkeit in der Stimme, was sich von seinen Gefühlen wieder spiegelte. „Nun Hicks, nun lass uns diese Fische teilen. Was bei euch der Handschlag ist, ist bei und das gemeinsame teilen einer Mahlzeit als greif...."
Auf einmal verschwamm das Bild schlagartig und es wurden Schreie deutlich. Hicks wundere sich, warum er auf einmal aus seinem Traum gerissen wurde. Das Bild wurde dunkel, bis er wieder die Augen öffnete. Langsam aber sicher wurde das Bild einer besorgten und verängstigten Astrid frei, die schon verzweifelt versuchte, ihren Hicks zu wecken.
„Endlich Hicks du bist wach. Wir müssen sofort fliehen. Dagur hat es irgendwie geschafft, Alvin zu entkommen. Er und das gesamte Gefängnis sind frei gekommen und starten einen Rachefeldzug gegen alle von denen sie verbannt wurden!" Hicks wusste gar nicht, was er jetzt tun sollte, doch wenn dem so war, müssten sie so schnell wie möglich fliehen. Alvin hatte auf der Insel mehrere hundert Gefangene. Und die zusammen unter einem Durchgeknallten als Führer, war eine schlechte Kombination.
Sofort stieg der Geruch von brennendem Holz in seine feine Nase. Die Häuser schienen in Flammen zu stehen. Geschrei konnte man Hören und Gebrüll von jenen, die das schöne Berk überfielen. Und für Hicks, der nicht wusste, wie man in diesem Körper kämpft wurde klar, sie mussten fliehen, sonst würde man ihnen schlimme Sachen antun. Vor allem machte er sich um Astrid Sorgen...
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Der Fluch des Nachtschattens
FanfictionHicks verfolgt nur ein Ziel: Der beste Drachentöter zu werden, den die Welt je gesehen hat. Als er jedoch bei Grobians Drachenunterricht nicht zugelassen wird und niemand sich für die Interessen des Häuptlingssohns einsezt, bekommt er eine Chance, e...