Es ist raus...

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Immer noch starrten viele Wikinger ungläubig in die Arena rein. Der Riesenhafte Albtraum war schon mittlerweile fast vollständig aus geblutet. Der rote Saft des Lebens, der vor noch ein paar Minuten durch die Adern dieses gigantischen Drachens floss verteilte sich auf dem Boden und bildete eine riesige Lache. Hicks schaute derweil immer noch Auge in Auge auf seinen Vater. Vom Rand des Gitters, welches die Kampffläche umgab, getrennt rief Hicks schließlich zu ihm herüber. „Das hast du wohl von deinem Sohn nicht erwartet Vater!" Er schrie es förmlich, sodass es alle mit hören konnten. Haudrauf musste sich fassen. So viele Gefühle gingen durch seinen Kopf. Zum einen wollte er am liebsten vor Wut los brechen, dass sein Sohn hinter seinem Rücken eine Lehre zum Drachentöter gemacht hatte, was von ihm jedoch strengstens verboten wurde. Aber da stand er nun. Sein Sohn Hicks in einer schwarzen Lederrüstung mit einem eben so schwarzen Kapuzenmantel. So schoss ihm gleich der nächste Gedanke durch den Kopf, der die Wut darüber, was sein Sohn die ganzen Jahre über getan hatte, überdeckte. Und das mit solch einer Gewalt, dass sie schon im nächsten Moment komplett verschwunden war.
Stolz war es, der den kräftigen Wikinger ummantelte. Stolz, dass sein, Sohn ein Schwarzer Tod war. Einer der gefürchtetsten unter den Drachentötern. Der beste der besten und gleichzeitig damit ein würdiger Nachfolger, um das Dorf für die kommende Generation an zu führen. Sofort verbannte Haudrauf die Pläne Hicks zu enterben aus seinem Kopf, denn dazu gab es keinen Grund mehr. Sein Junge war besser als jeder hier auf der Insel. Rotzbacke würde gegen ihn wie eine summende Fliege wirken und nicht zuletzt auch Astrid. Doch konnte Haudrauf, als er sich kurz umschaute, erkennen, dass sie wohl eher nicht eifersüchtig sein würde, so welche Blicke sie ihm gerade zuwarf. Doch wandte er sich wieder zu Hicks und brachte endlich wieder ein Wort über seine Lippen. Das nachdenken hatte sich wirklich gelohnt, denn so konnte der Vater überlegen, was er zu seinem Sohn sagen würde und zugleich linderte es den Schock, der bei vielen anderen noch tief in den Knochen zu sitzen schien.
„Hicks. Komm bitte zu mit herauf. Ich möchte dich sprechen." Ohne weiter mit der Wimper zu zucken, machte Hicks einen Anlauf, setzte zum Sprung an und stand nur wenige Sekunden vor seinem Vater. Der konnte gar nicht so schnell schauen, wie Hicks sich bewegte und war überrascht, dass er schon auf den einen Augenblick auf den anderen, vor ihm stand. Hicks war top in Form. Das konnte jeder blinde Mann mit einem Krückstock erkennen.
Haudrauf musterte seinen Sohn. „Das ist eine sehr schöne Rüstung, die du dir da gebaut hast." - „Danke Vater." Hicks antwortete einfach nur auf den Satz seines Vaters, doch der hatte schon gleich den nächsten Satz oder besser Frage im Sinn. Denn noch war nicht bekannt gewesen, wie Hicks es so weit bringen konnte, dass er jetzt zu einer Elite zählte, die schon in Vergessenheit geraten war. „H,, Hicks. Wo hast du das überhaupt gelernt? Wer war dein Lehrer?" Mit voller Stolz über diese Frage, stellte er sich ein wenig zur Seite, damit der Blick auf Mehltau fiel wurde. „Vater, es war Mehltau. Er war auch einmal ein Schwarzer Tod gewesen, so wie ich es jetzt bin. Er lehrte mich gegen Drachen zu kämpfen und sie zu töten. Wann ich auch immer Zeit hatte, haben wir heimlich trainiert und mit den Jahren wurde aus dem kleinen schmächtigen Sohn, den du hattest, ein Drachentöter." Kurz schwieg Haudrauf, bis er von sich gab: „Sohn. Im ersten Moment dachte ich, dass ich dich anschreien und beschimpfen sollte, als ich dich dort unten gesehen habe, doch nun hat sich meine Meinung geändert. Hicks Ich bin stolz auf dich. Zum Glück habe ich dich nie erwischt, wie du mit dem alten Mann trainiert hast, dann hätte ich dich sicher auf dein Zimmer gesperrt." Kurz musste er schmunzeln, doch Hicks reagierte nicht darauf. Denn für ihn war in Haudraufs langer Rede nur ein Satz wichtig gewesen. Er war stolz auf seinen Sohn. Solch einen Satz hatte er noch nie von sich gegeben. Hatte er das gerade wirklich von sich gegeben? Konnte er das wirklich ernst meinen? Nach so vielen Jahren schien sein Vater auf ihn stolz zu sein. Und das freute Hicks. Und so fing er auch an zu schmunzeln. Zwar hatte Haudrauf ihn kurz bedrückt an geschaut, weil er keine Mine verzogen hatte, doch als Hicks seine Mundwinkel nach oben bewegte, schien für ihn die Welt in Ordnung zu sein. Und sie wurde sogar noch besser. Jetzt konnte sich Haudrauf nicht mehr wegen seines Sohnes schämen, denn nun würde er es sein, der die Drachenangriffe verteidigen und anführen würde. Damit wäre es auch um die Sicherheit um das Dorf gut beschert, denn so langsam merkte Haudrauf, dass er von einem Schleier, den Rotzbacke, sein angebliches Talent zum Drachentöten und seinen Vater betraf, getrübt worden war.
Doch nun konnte er sich auch nicht mehr halten, ging auf Hicks zu und schloss ihn in die Arme. „Hicks, ich bin so stolz auf dich." - „Danke Vater. Weist du, wie lange ich mir schon wünsche, dass du dies mal zu mir sagen würdest?" - „Schon viel zu lange. Doch kannst du einem alten Herrn verzeihen, der auch mal Fehler macht?" Sie lösten sich wieder aus der Umarmung und er schaute Hicks hoffnungsvoll mit seinen Augen an. Kurz wieder ein Moment der Stille, als sein Sohn die erleichternden Worte über seine Lippen brachte: „Vater da tue ich. Ich verzeihe dir." darauf hin legten sich Vater und Sohn wieder in die Arme. Hicks genoss es endlich akzeptiert zu werden. Nun schien die Anerkennung, die er so lange suchte, endlich wahr zu werden. Denn nun wusste das ganze Dorf, das Hicks ein Schwarzer Tod war.
„Ein Hoch auf meinen Sohn Hicks. Den Schwarzen Tod." Haudrauf hatte sich wieder aus der Umarmung gelöst und brüllte dies als aller erstes heraus. Endlich kamen auch die anderen Wikinger aus ihrem Schock heraus und fingen an heftig zu jubeln. Sie schienen die Verwunderung überwunden zu haben und sahen Hicks nun als ihren großen Helden, denn welches Dorf konnte sich schon rühmen, solch einen Drachentöter zu beherbergen. Doch der blieb eher bescheiden und wandte sich an seinen Vater. „Aber vergesse Mehltau bitte nicht. Er hatte mir alles bei gebracht." - „Also dann auch ein Hoch auf Mehltau, der meinem Sohn das alles hier gelehrt hat." Mit voller Freude und mit Jubel schauten die Wikinger und Frauen den alten Mann an, der lächelnd zu Hicks schaute. Sein Schaf konnte zwar den ganzen Trubel nicht verstehen, doch Mehltau fühlte sich so glücklich, wie nie zuvor. Als Hicks Lehrer hatte er wieder das alte Ansehen zurück erlangt und schien wieder voll im Leben zu stehen. Fröhlich wie er war, trat er zu Hicks und sprach zu ihm: „Danke. Du hast mir das alte leben wieder zurück gebracht. Das werde ich dir nie vergessen." Schmunzelnd und zufrieden wandte sich der junge Meister zu seinem Mentor und sprach: „Mehltau. Ohne dich würde ich das heute hier nicht sein. Ohne dich würde das gerade hier nicht passieren. Ich muss dir danken." Das traf den alten Mann tief und rührte ihn fast zu Tränen, doch hielt er sie zurück und wandte sich an den Häuptling. „Wir müssen das doch feiern oder?" - „Auf jeden Fall." Er wandte sich wieder zur Bevölkerung und sprach ganz laut: „Heute ,meine Bürger, feiern wir nicht nur die bestandenen Prüfungen, sondern auch Hicks, der uns hier und heute gezeigt hat, dass auch aus einem angeblichen Nichtsnutz einer der besten Drachentöter werden kann. So lasst das Met heute in Strömen fließen und lasst uns feiern. Bereitet in der großen Halle für heute Abend ein Festessen vor."
Sofort gingen die Wikinger aus der Arena und bereiteten für heute Abend ein Fest vor. Zwar wurde auf Berk fast jede Woche gefeiert, doch dieses Mal würde es etwas ganz besonderes werden. Kurz plauderten Haudrauf, Hicks und Mehltau zusammen, als sie sich schließlich trennten und ihre eigenen Wege gingen. Nur noch Hicks stand kurz am Rande der Arena und schaute auf den toten Albtraum. Es war Nummer sechsundzwanzig von dieser Art gewesen, die er schon erlegt hatte. Ja Hicks führte Strichlisten über die Drachen, die er getötet hatte. Und die war schon gewaltig. Manch größer als bei Wikingern, die in Grobians Alter waren. Einen Moment dachte er nach. So viele Drachen hatte er schon über das Messer springen lassen, So viele Arten, doch noch kein einziger Nachtschatten. Doch schon bald wollte er diese Lücke auf seiner Liste füllen.
Doch dann wurde er aus den Gedanken gerissen, als er von einer weiblichen zarten Stimme gerufen wurde. „Hicks, kann ich kurz mit dir reden?" Astrid war noch immer am Rande der Arena gewesen und hatte gewartet, bis auch der letzte Wikinger gegangen war, denn das jetzt wollte sie mit Hicks alleine besprechen. Der drehte sich zu ihre um und sah, wie sie langsam auf ihn zu schritt. Nur knapp einen Meter vor ihm stoppte sie endlich. Sie war immer noch in voller Rüstung gewesen und schleppte ihre Axt mit. Für eine Weile schaute Hicks sie nur an. Sie sah einfach wunderschön aus. Ihre Haare, ihre Auge. Das ganze Gesicht war von vollkommener Schönheit geprägt. Und nicht zuletzt auch ihren Körper fand Hicks anziehend. Und nicht nur er. Nein, auch die anderen jungen Männer auf Berk liefen ihr hinterher, doch hatte sie sich nie für jemanden entschieden, obwohl sie jetzt schon neunzehn war. Doch weigerte sie sich einen zu nehmen, denn entweder waren sie hässlich oder wollten sie am liebsten gleich mit ihr ins Bett steigen. Sie sahen Astrid wohl eher als eine Art Trophäe, die sie gewinnen wollten, wie Hicks den Nachtschatten begehrte.
Doch riss er sich aus seinen Gedanken und fragte: „Also was wolltest du mich fragen?" - „Ähm also ja Hicks....ich...ich weiß es selbst nicht mehr so genau..." Eigentlich wollte sie ihm bloß ein wenig näher kommen doch jetzt musste sie sich wirklich eine Frage einfallen lassen. Sie hatte nur noch den Blick entweder auf seine Muskeln gerichtet, die im Bauchbereich, welcher nur durch den grünen Stoff seines Oberteils geschützt war, durch den Stoff zu sehen waren. Oder sie hing an seinen wunderschönen grünen Augen fest. Aber nun musste eine Frage her und spontan viel ihr wirklich etwas ein, denn Hicks fing schon an sie verwundert an zu schauen. „Ja also Hicks, ich wollte fragen, ob du mir Stunden geben würdest?" - „Stunden?" - „Na du weist schon. Privatstunden. Ich habe zwar Grobians Unterricht bestanden, doch könnte ich von einem Schwarzen Tod noch viel mehr.. du weist schon... lernen." Sie stockte beim letzten Satz. Verlegen musste sie lächeln, blickte kurz zur Seite und richtete dabei eine Strähne, die ihr ins Gesicht fiel. „Natürlich. Immer gerne."
Hicks schaute sie an. Er war komplett überwältigt gewesen, dass das Mädchen seiner Träume von ihm Privatstunden haben wollte. Vielleicht war das die Chance gewesen, ihr näher zu kommen, denn schon wieder flackerte dieses herrliche Gefühl in seinem Bauch auf und wurde immer intensiver. Fast konnte sich der sonst so harte Drachentöter nicht mehr auf den Beinen halten, so stark überkam ihm dieses Gefühl. Dieses verlangen ihr Nah zu sein. Sie beschützen zu wollen und sie zu lieben. Wie die Flamme im inneren eines Drachen loderte auch nun in Hicks ein Feuer. Ein Feuer der Liebe, dass nicht wieder zum erlöschen gebracht werden konnte. Astrid war für ihn zur wahren Liebe geworden und nur sie würde es für ihn sein. Doch müsste er sich vorsichtig an sie heran tasten, das wusste er, denn sonst könnte das auch nach hinten los gehen. Aber Astrid unterbrach ihn in seinen Gedanken: „Hicks und da ist noch etwas, was ich fragen wollte. Es ..es ist eher keine Frage, sondern eher, etwas, was ich dir schon seit längerem sagen wollte, doch...doch irgendwie habe ich es mir nicht getraut, d..da mich vielleicht die anderen aus lachen würden." Hicks sah ihr an, dass ihr diese Worte schwer vielen und sie belasteten. Also ergriff er aus eigener Initiative und schritt auf sie zu, um sie zu umarmen, Und siehe da. Keine Regung der Abstoßung. Nichts. Sie drückte ihn nicht weg. Eher verlangte sie danach, dass er das genau in diesem Moment tun würde. Sie drückte sich an Hicks, schloss ihre Arme um seinen Rücken und trat ganz nah an ihn heran. Der junge Meister tat es ihr gleich und legte sorgsam seine Hände um ihren Rücken. Astrid gefiel dies sehr. So wie er sie behandelte, fühlte sie sich zum ersten mal geborgen. Richtig geborgen. Sie legte für einen kleinen Moment ihren Kopf an Hicks Schulter, zog ihn jedoch zurück und schaute Hicks, nur gut fünf Zentimeter von Gesicht zu Gesicht entfernt, in seine Augen und sprach schließlich mit zittriger Stimme: „Hicks... es ...es gibt da noch etwas, w..was ich sagen wollte. D-de...denn ich will nicht, dass ich dich nicht nur als deinen Lehrer sehe und du mich als deine Schülerin. Ich sehe in dir so viel mehr und ich will nicht, dass wir nur das Wissen über Drachen uns teilen. H-hi...Hicks ich will in ...m...meinem...Le...Leben noch so viel mehr mit dir teilen." Und da kamen diese Worte aus ihrem Mund. Aber Hicks schaute sie kurz nur an. Sie befürchtete schon, dass sie vielleicht gleich hier eine Antwort bekommen würde, die ihr wie ein Speer ins Herz gehen würde, doch der stand einfach nur da, hielt sie in den Armen und sagte für eine gefühlte Ewigkeit kein einziges Wort.
Doch plötzlich. In einem Moment, als sie gerade nicht richtig aufgepasst hatte, spürte sie auf einmal etwas warmes an ihren Lippen. Als sie erst realisierte, was es war, erschrak kurz, doch gab sich voll und ganz schließlich Hicks Kuss hin. Er war es gewesen, von dem die Initiative aus ausging und das freute Astrid sehr, denn so bewies er ihr, dass auch er mutig sein konnte egal in welcher Situation. Denn Drachen zu töten war das eine, der erste richtige Kuss etwas völlig anderes. Auch in ihre keimte diese unbändige Flamme auf. Immer stärker fing in ihr das Feuer zu lodern.
Nach vielen Minuten schließlich lösten sie sich voneinander. Immer noch in der Umarmung schauten sie sich beide tief in die Augen und für weitere Minuten umhüllte Schweigen die beiden.
„Hicks, ich...ich liebe dich.", kam es nur wimmernd über ihr Lippen. „Astrid ich habe nie etwas anderes getan. Ich liebe dich schon länger, doch konnte ich es dir nie beichten, da ich dachte... dachte..."- „...Das ich nicht auf solche Typen wie dich stehe." Sie ergänze den Satz, doch fügte sie aber noch etwas hinzu. „Hicks zu bist die Liebe meines Lebens und auch genau mein Typ." Da musste sie ein wenig lächeln. Hicks tat es ihr gleich, doch unerwartet wie der erste Kuss war, folgte genau so der Zweite. Doch dieses mal war es anders. Astrid gab sich gleich diesem Kuss hin und wollte am liebsten, dass er gar nicht mehr aufhören sollte. Und als er versuchte mit seiner Zunge sich Eingang zu verschaffen, ließ sie ihn nur mit Freuden herein. Dieser lange Kampf, der zwischen ihren Zungen tobte, so voller Leidenschaft und liebe, endete erst wieder nach vielen Minuten. Nach Luft holend gaben sie die Umarmung schließlich auf und liefen Hand in Hand zum Dorf zurück. Etwas wunderbares war geschehen Hicks und Astrid hatten sich ineinander verliebt und das war für sie das größte auf Erden.

Unten im Kampffeld der Arena jedoch hatte jemand alles ganz genau beobachtet und es schmeckte der Person gar nicht. Erst hatte Hicks ihm die Ehre als Drachentöter genommen, als er den Albtraum, der eigentlich für ihn bestimmt war, tötete und er um Welten besser war al er. Und jetzt wurde Rotzbacke auch noch sein Mädchen genommen, was er geschworen hatte zu heiraten auch wenn er sie vor den Altar zwingen müsste. Das schmeckte Rotzbacke gar nicht und er überlegte sich schon, wie er das Hicks heimzahlen könnte. „Na warte, du und ganz speziell deine Freundin werdet mich noch kennenlernen."...



Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt