Der nächste Tag brach im Dorf an. Grobian hatte die Esse seiner Schmiede wieder hochgefahren und die weiteren Dorfbewohner gingen ihrem Alltag nach. Das Vieh wurde auf Weiden gebracht und die Drachen halfen den Menschen, wo sie konnten. Auch Fischbein und Raffnuss hatten wieder ihren Dienst auf dem Wachturm.
Der Winter war lang und hart gewesen. Viel war in dieser Kälte nicht zu tun gewesen. Da war viel Zeit für Gespräche übrig geblieben. Die beiden Wikinger hatten sich angefreundet und waren sich aneinander näher gekommen. Es dauerte nicht lange, da sind sie zusammen in ein Haus gezogen und hatten zwei Drachen mit aufgenommen. Fischbein hatte sich die Gronckeldame Fleischklops mit ins Haus geholt. Raffnuss gab sich mit einem Schrecklichen Schrecken zufrieden, der die beiden jeden Morgen aus dem Bett trällerte.
„Siehst du etwas? Vielleicht Hicks, der wieder zurückkommt?" – „Nein, Fischbein. Ich sage es dir doch. Hier ist nichts zu sehen. Nicht mal ein Schiff am Horizont. Wie Händler Johann es gesagt hat, diese Insel hier liegt am Arsch der Welt." Raffnuss plagte die Langeweile. Zwar genoss sie die Zeit hier mit ihrem Freund, aber viel konnte man auf dem Wachturm nicht machen. Zudem kamen manchmal Wikinger vorbei, die sie entweder ablösten, oder was zu essen brachten.
„Nun, wir könnten versuchen, wie du auf dem Drachen reiten könntest.", kam es spontan von der blonden Wikingerin.
„Bist du völlig verrückt? Ich würde mich doch nicht auf Fleischklops setzen. Wikinger sollten nicht auf Drachen fliegen." Der junge Ingermann blockte komplett ab. Er hatte schon einmal daran gedacht, wie es wäre auf einem Drachen zu fliegen. Das würde viele Dinge erleichtern, aber wie sollte man die Kontrolle bei dem Tier behalten, immerhin könnte der Drache sie auch einfach abwerfen.
„Nun, ich würde es mir zutrauen, du etwa nicht?", gab Raffnuss als Antwort zurück. „Ich meine nur, dann würdest du auch einen Kuss von mit bekommen."
Fischbein überlegte. Sollte er es wirklich versuchen, auf einem Drachen zu reiten? Wenn Fleischklops fürs Erste nicht so hoch fliegen würde, wäre es sicher ein großer Spaß und ein wenig Abwechslung könnte man schon in das Leben des Dorfes bringen. Man könnte Patrouillenflüge machen und bräuchte nicht immer auf Wachtürme klettern.
„Gut ich mache es." Entschlossen kletterte er den Turm wieder herunter und rief seinen Drachen: „Fleischklops? Wo bist du? Komm raus." Es raschelte ein wenig im Gebüsch und nur einige Sekunden Später sprang ein Gronckel aus dem Blatt werk und schlabberte den Wikinger von Oben bis unten ab. „Ja ist ja gut, meine Süße. Papi will heute mal etwas ausprobiere. Was hältst du davon, wenn wir mal zusammen einen kleinen Flug ausprobieren?"
So wie gerade Fischbein eben, schien der Gronckel über diesen Vorschlag sehr überrascht zu sein. Sie wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Immerhin wog der gewichtige Wikinger schon einiges. Aber auch bei ihre schien der Reiz da zu sein.
„Gut, dann wollen wir mal anfangen."
Raffnuss beobachtete das Schauspiel vom Wachturm aus. Mit einem Grinsen blickte sie zu ihrem Freund und schaute zu, wie er versuchte, auf den Drachen erst einmal zu kommen. Er war zwar ihr Freund, aber trotzdem konnte sie sich das Lachen nicht verkneifen. Fischbein stellte sich auch nicht gerade schlau an, wenn es darum ging, auf einen Drachen aufzusitzen.
„Na komm schon. Wackeln nicht so. Ich bin doch auch aufgeregt." Fischbein schaffte es nach mehreren Versuchen, sich auf dem Gronckel zu halten. Es sah komisch aus und er drohte, jeden Moment wieder herunter zu rutschen, aber er hielt sich.
„Gut machst du das, Fischbein!", rief Raffnuss von oben, als sie sah, dass ihr Freund es geschafft hatte, sicheren Halt auf dem Drachen zu finden.
„Also gut, Fleischklops. Ganz langsam losfliegen." Der Gronckel fing an, mit den Flügeln zu schlagen. Erst wenig, dann immer schneller, bis er die Haftung unter dem Boden verlor. Er Drache stieg weiter aufrecht, bis er die Höhe des Turmes erreicht hatte.
„Siehst du, ich kann auf dem Drachen fliegen." Fischbein war stolz, was er geschafft hatte. Aber Raffnuss war noch nicht recht zufrieden. „Hm. Fliege einmal um den Turm herum. Dann kann man es als fliegen gelten lassen. Bisher bist du doch nur aufgestiegen." – „Na, wenn du meinst." Fischbein gab dem Drachen ein Kommando und er flog um den Wachturm herum. Beide freuten sich tierisch, als sie es geschafft hatten. Und Raffnuss gab auch den versprochenen Kuss. Sie mussten dies beide im Dorf erzählen. Astrid würde begeistert sein.
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Der Fluch des Nachtschattens
FanfictionHicks verfolgt nur ein Ziel: Der beste Drachentöter zu werden, den die Welt je gesehen hat. Als er jedoch bei Grobians Drachenunterricht nicht zugelassen wird und niemand sich für die Interessen des Häuptlingssohns einsezt, bekommt er eine Chance, e...