Erwachen

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Zwei Tage waren seither vergangen, als der Riesenhafte Albtraum Hakenzahn bei ihnen auf Berk gelandet war. Zwei Tage in denen sie sich intensiv um seine Genesung gekümmert und ihn so gut es ging gepflegt hatten. Viele waren zuerst noch misstrauisch gegenüber diesem Drachen gewesen, aber legte sich diese Stimmung wieder und der Alltag hielt Einzug ins Dorf.
Hicks musste sehr viel Speichel lassen, damit die Wunde des Drachen besser heilen konnten. Und es half wirklich. Die Wundheilung des Drachen machte schnell große Fortschritte. Einige Narben waren schon gänzlich verschwunden. Der Speichel des Nachtschattens wirkte wahre medizinische Wunder. Während Hicks und Ohnezahn sich weiter der Magie widmeten, pflegten Nachtklaue und Gustav weiter den Drachen und passten auf, falls er wach werden würde. Es war zwar eine eher langweilige Aufgabe, doch bei dem immer noch anhaltenden Schneesturm konnte man eh nicht viel machen. Hicks hatte noch einmal über das gebrochene Flugverbot des kleinen Drachen hinüber weg gesehen und sagte ihm nur eindringlich, dass er es bei solch einem Sturm nicht noch einmal machen sollte. Er konnte es ja am eigenen Leibe zu spüren bekommen, als er durch dieses Schneegestöber flog.
Nun saßen die beiden in der großen Halle. Das Feuer prasselte vor sich hin und brachte ein wenig wärme in dem großen Raum. Nachtklaue und Gustav hatten gerade zu Mittag gegessen, als sie sich aneinander wärmten, indem sie sich eine Steinplatte teilten. Für den jungen Wikinger war das zwar etwas hart, doch ein Schaffell polsterte den doch sehr ungemütlichen Basalt. Nachtklaue hatte die Platte vorher mit einem kleinen Schwall aus Plasma erwärmt, sodass eine angenehme Wärme herrschte, die beide einhüllte und ihnen das Bibbern der Eiseskälte ersparte.
„Puh. Draußen stürmt das aber immer noch gewaltig." Gustav versuchte zwar mit den kleinen Nachtschatten immer mal wieder zusprechen, doch war eine Kommunikation, wie sie bei Hicks herrschte unmöglich. Die Drachensprache funktionierte per Telepathie und Menschen waren dazu leider nicht in der Lage. „Gurrrr.", kam es nur beruhigend von dem kleinen Drachen, der sich um einen besten Freund gerollt hatte. Zwar war er noch nicht besonders groß, doch machte er es so, wie er es schon bei seinem Ziehvater Hicks abgeschaut hatte. Einfach um eine Person einrollen und ihm ein wenig von seiner Wärme abgeben. Ein tolles Gefühl.
Im Gegenzug teilte Gustav sein warmes Schaffell mit ihm. Es war zwar ungewohnt für Nachtklaue, doch war dieses weiche Etwas genau das richtige für die kalten ungemütlichen Tage im Winter. „Weist du Nachtklaue. Es ist doch komisch oder. Dieser Drache liegt einfach hier neben uns. Und ich bin hier neben dir auf dieser Steinplatte. Da wo ich ursprünglich herkomme, war das undenkbar. Drachen und Wikinger waren einst verfeindet. Erst Der Kampf mit den Berserkern und die Ereignisse mit Hicks haben ein Umdenken in den Körpern vieler hier verursacht."
Interessiert schaute der kleine den jungen Wikinger an. Diesen Wandel hatte zuvor nicht bemerkt. Er kannte diese Menschen nun nicht anders. Die sollten mal böse zu Drachen gewesen sein? Das konnte er sich so richtig gar nicht vorstellen. Aber was solle. es Im Hier und Jetzt waren sie Freunde. Er hatte hatte einen Kumpel, auf den er sich immer blind verlassen konnte und umgekehrt. Gustav und Nachtklaue unternahmen alles zusammen. Sogar die Streiche, die sie spielten, waren gemeinsam ausgeführt worden, zum Leidwesen vieler Dorfbewohner.
Danach musste Astrid die beiden immer wieder zur Räson bringen. Sie war schließlich das Stammesoberhaupt von Berk und hatte damit auch die Verantwortung für das kleine Dorf mitten auf einer verlassenen Insel. Streiche waren zwar schon lustig, doch wenn Astrid zu einem Vulkan wurde, wurde selbst jeden Drachen weit und breit mulmig zu mute. Doch waren Schimpfe das einzige, was sie erhielten, denn Nachtklaue zog immer ein süßes Gesicht ab, wo Astrid einfach nicht mehr weiter konnte. Wenn der kleine Nachtschatten dies aufsetzte, härte die Schimpfattacke sofort auf.
Dann auf einmal ein Geräusch. „Nachtklaue. Hast du das gehört?" - „Brrr." Der Nachtschatten bestätige seine Frage. Zwar konnte er nicht sprechen, aber konnte Gustav sich gut damit verständigen, Nachtklaues Gesten zu interpretieren.
Beide schauten sich in der großen Halle um. Niemand war zu sehen. Kein Wikinger hatte die Halle besucht und verlassen hatte sie auch niemand, da sie, eingeschlossen mit dem Albtraum, zu dritt hier waren. Also woher kam dann also dieses Geräusch?
Gustav wollte dem unbedingt nachgehen. Er rappelte sich auf, zog einen kleinen Dolch, den er von Grobian bekommen hatte und machte sich auf die Suche nach der Ursache. Jedoch fand er nichts. Nicht unter den Tischen oder Bänken. Da versteckte sich niemand. Nicht einmal in einigen der Felsspalte, die hier noch vorhanden waren, fand er was.
„Muss wohl eine Maus oder eine Ratte gewesen sein. Sicherlich...Warte!" Dann auf einmal wieder dieses Geräusch. Als würde etwas auf dem Boden reiben oder so ähnlich. Gustav konnte es nicht so sehr einordnen. Vielleicht eine dicke Maus, bei der der Bauch schon auf dem Boden schliff.
Aber als er jedoch zu Nachtklaue blickte, fand er diesen in einer abwehrenden Haltung da. Seine Augen waren zu schlitzen zusammen gezogen und seine Ohren hatte er angelegt. Und sein Blick war auf das gerichtet, was sie eigentlich bewachen sollten. Der junge Nachtschatten fauchte und zischte, denn irgend etwas war ihm an dem Drachen nicht geheuer.
„Was hast du nur mein Freund?" Gustav schaute verwundert drein, näherte sich seinem Nachtschattenfreund und schaute genauer hin. Das war s das raschelnde Geräusch ausgelöst hatte war der Schweif des anderen Drachen. Gustav konnte es nicht glauben. Nervös zuckte er immer wieder hin und her und machte ruckartige Bewegungen.
„Ach du meine Güte. Der Drache zuckt." Von Nachtklaue nur ein Zischen, aber der junge schwarzhaarige Wikinger versuchte seinen Freund zu beruhigen. „Ganz ruhig Nachtklaue. Er wird gleich nur aufwachen. Wir sollten Hicks so schnell wie möglich holen, denn das darf er nicht verpassen. Jetzt können wir endlich erfahren, woher er kommt." Gustav versuchte ihn zu erklären, das dies keine Bedrohung darstellte. Der Nachtschatten konnte es ja nicht wissen, beruhigte sich wieder, blieb jedoch ein wenig skeptisch. Er hatte sich ja von der Bewegung ein wenig erschrocken.
Gustav jedoch sagte: „Nun gut Nachtklaue. Ich hole Hicks und die andern und du passt schön auf, dass der Drache hier keine Dummheiten macht." Aber sein schuppiger Freund schaute ihn nur skeptisch an. „Meine Güte Nachtklaue. Ich bin doch nur kurz weg und falls der Albtraum Ärger machen sollte, weißt du, dass du ein Nachtschatten bist. Der unheilige Spross aus Blitzschlag und Gevater Tod. Selbst so ein Drache, wie er hier liegt wird einen großen Respekt vor dir haben, also stell dich nicht so an."
Der junge Nachtschatten schnaufte nur zustimmen und wandte seinen Blick wieder konzentriert zu dem großen rotbraunen Drachen, während Gustav nach draußen rannte. Es war so weit. Er wachte auf...

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt