Überraschung?!

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Der nächste Morgen graute. Noch immer lagen Hicks, Astrid und der kleine Nachtschatten im tiefen Schlaf und rührten keinen Muskel. Die Glut des Feuers vom Vorabend glimmte noch ein wenig und deutete auf den langen Abend zurück, den die drei hatten. Der kleine Nachtschatten gewöhnte sich erstaunlich schnell an die neue Atmosphäre. Hier war es warm und kuschelig und vor allem dieser Hicks. Der Nachtschatten, der ihm Hilfe angeboten hatte. Sicherlich hätte jeder andere Drache den kleinen getötet, wenn dies nicht die harte Natur getan schon tat. Aber trotzdem. Für ihn war es das beste, was in seinem kurzen leben bisher passierte. Und vor allem, konnte er seinen starken Hunger stillen, zu Hicks Leidwesen.
Da junge Nachtschatten noch nicht fähig waren, richtigen Fisch zu essen, weil die Stücke einfach zu groß waren, mussten sie so zu sagen eine vorverdaute Kost zu sich nehmen. Hicks sträubte sich zuerst dagegen, mit der Begründung, dass er das doch gar nicht konnte. Aber Ohnezahn zeigte ihm schnell, wie es ging. Für den ehemaligen Wikinger als auch für Astrid war das fürs erste eine ekelige Angelegenheit. Sogar Astrid schien bei dem Anblick kurz davor gewesen zu sein, ihr gerade gegessenes Abendessen wieder zurück zu schicken. Doch für den Kleinen schien das völlig egal zu sein. Er schnappte sich ein Stückchen nach dem anderen und schlang es so schnell runter, dass Hicks schon Angst hatte, er könnte sich verschlucken. Er aß so viel und so schnell, als würden ihm zehn schreckliche Schrecken alles wegnehmen wollen. Doch weit und breit gab es solche Drachen nicht. Auf der Insel schienen Hicks und der junge Nachtschatten wirklich die einzigen zu sein. Kein anderer war hier. Kein Artgenosse. Nichts. Nicht einmal Wildschweine, obwohl es die so gut wie auf jeder Insel hier gab. Nur ein paar Nagetiere hatte Hicks bisher gesehen und einige Möwen, die mit ihm am Himmel ihre Bahnen zogen. Nicht besonderes. Auch konnte man keine Schiffe in der Ferne orten. Sie schienen wirklich am letzten Fleck der Welt angekommen zu sein, den es nur gab.
Doch für Hicks und Astrid besonders war dies erst einmal ein gutes Zeichen. Hier konnten sie sich erholen, Kraft tanken und sich auf einen weiteren Flug vorbereiten, wenn sie es denn wollten, denn hier auf der Insel gab es viel. Hier hatten sie ihre Ruhe, durch reiche Fischgründe könnten Hicks als auch der wohl größer werdende Kleine immer satt werden und auch von den Berserkern oder anderen Tyrannen schien dieses kleine Eiland weit entfernt zu liegen. Sicherlich könnte die kleine Familie, so wie sie sich jetzt nannten, schone Jahre verbringen, ohne sich auch nur irgendwelche Sorgen zu machen. Menschen gab es hier nicht und daher, dass der junge Nachtschatten noch nie mit ihnen in Kontakt getreten war, konnte er sich jetzt sein ganz eigenes Bild von ihnen machen. Und das tat er auch. Schnell hatte er sich damals an Astrid gekuschelt, als er sie von der Höhle, wo seine Mutter starb, in die andere brachte. Nur eines gefiel ihm an ihr nicht. Sofort musste er baden, da er von oben bis unten verdreckt war. Hassen würde er Astrid dafür nicht, doch wüsste er nun genau, was ihm bahnen würde, wenn diese blonde Wikingerin wieder mal mit einem Zuber Wasser ankommen und ihn packte. Schöner waren dann die Zeiten, als Hicks wieder in die Höhle, mit einem Korb voll Fisch kam und sie alle drei gemütlich am Feuer saßen. Astrid als auch der junge Nachtschatten kuschelten sich an ihren großen Hicks, der wirklich für einen Drachen dieser Art recht stattlich war.
„Hicks...weist du eigentlich, was für einen Namen wir ihm geben wollen?", plötzlich wurde der Wikinger in Gestalt eines Drachen von einer zu ihm immer bekannten Stimme geweckt, „Dir auch erst mal einen guten Morgen Ohnezahn. Was hast du noch mal gerade gesagt...", er gähnte, „...irgendetwas von einem Namen?" - „Na für den kleinen. Für meinen Sohn. Wir müssen ihm doch einen Namen geben, oder willst du ihn immer mit kleiner ansprechen?" Hicks verstand: „Nein das will ich natürlich nicht, aber waren die Ereignisse des letzten Tages doch ein wenig überstürzt, um da in irgendeiner Situation an einen Namen denken zu können. Sicherlich wird uns da schon etwas einfallen. Hast du denn einen Vorschlag?"
Ohnezahn überlegte. Er hatte zwar den Einwurf gebracht, dass der kleine ja irgendeinen Namen tragen müsste, aber selbst hatte er über Vorschläge auch nicht nachgedacht. Es musste ja zu ihm passen. Nun ja vom äußeren her schien er sich wirklich nicht sehr von seinem Vater zu unterscheiden. Möglicherweise könnte man ihn nach einer Charaktereigenschaft benennen, so wie es man bei Drachen mit gleichen Aussehen schon gerne pflegte zu tun. Aber er kannte den kleinen auch erst seit gut vierundzwanzig Stunden, was eine genau Einschätzung auf seinen Charakter auch schwer machte, verbrachte doch der junge Nachtschatten den letzten ganzen Tag mit fressen, gebadet werden und schlafen.
„Nun hast du einen Entwurf?", fragte Hicks ihn. „Nun ja...ich finde jetzt auch keinen richtigen Vorschlag, aber vielleicht könntest du ja auch mal etwas tun. Schließlich bist du so zu sagen sein Pate." Das überraschte Hicks jetzt sehr. Er der Pate von diesem kleinen Nachtschatten? Ein ehemaliger Drachenjäger sollte wirklich das Sorgerecht für diesen jungen Drachen bekommen? Ob das so eine gute Idee war, wusste Hicks nicht so genau, doch würde es wohl fürs erste das beste sein, schließlich haben Hicks und Ohnezahn ihm noch nicht gestanden, dass der Vater des kleinen direkt unter ihnen war.
„Nun ja Ohnezahn. Gestern hatte er mich einfach mal fest gekrallt. Also er ist zwar nicht durch die Haut gekommen, aber immerhin tat es doch ganz schön weh. Ich würde sagen, da er sehr dunkle Krallen hat, nennen wir ihn doch einfach Nachtklaue." - „Gar nicht schlecht. Passt wirklich zu seinen krallen, die für einen Nachtschatten schon wirklich mehr als nur normal scharf sind." - „Dann ist es beschlossen?" - „Ja Hicks. Nachtklaue passt wirklich. Jetzt muss nur noch er mit dem Namen einverstanden sein." - „Gut." Hicks lächelte. Auch er hatte sich nur mal kurzfristig über einen Namen auseinandergesetzte, hatte den Gedanken aber schnell wieder verworfen. Aber der spontane Name gefiel, also würde der kleine ihn auch bekommen, wenn er denn wollte.
Plötzlich regte sich etwas an Hicks Bauch. Astrid konnte es ja nicht sein, da sie wieder in ihrem Bett schlief. Harter Stein bekam ihr nicht ganz so gut, wie sie dachte. Dafür aber jemand anderes. Der kleine hatte sich nochmals fester an den Bauch von Hicks gekuschelt. Mit einem leichten Schnurren betonte er sein Wohlbefinden und das Gefühl, von jemanden behütet zu werden, ganz wie in einer Familie. Er schien die Wärme, die von dem großen Nachtschatten ausging zu genießen, als wäre es das Paradies auf Erden. Glücklich darüber, dass er hier aufgenommen wurde, drückte er sich förmlich an den Körper seines Beschützers. Er war einfach nur heilfroh, auf diesen Nachtschatten getroffen zu sein.
Aber die Schlafenszeit war schon längst um. Hicks konnte sehen, wie die Sonnenstrahlen durch den Verschlag der Höhle immer heller wurden und auch Astrid regte sich im Bett. Sie drehte sich noch einmal, als sie die Augen öffnete und mit einem sofortigen Lächeln den Nachtschatten und den kleinen anschaute. „Guten Morgen Hicks. Na scheint jemand aber kuscheln zu wollen." Der Nachtschatten gab nur ein Brummen zurück, was die Antwort der blonden Wikingerin unterstützte. „Wecke ihn aber mal langsam auf, sonst musst du noch den ganzen Tag hier liegen und schließlich muss ja einer das Frühstück besorgen."
Astrid hatte recht. Auch in Hicks Magen bahnte sich eine Leere an, die es zu füllen galt. Sicherlich hatte auch der kleine Nachtschatten einen beträchtlichen Hunger. Ihn müssten sie erst mal wieder richtig mit Nahrung versorgen, bevor Hicks ihm die Disziplinen Im Fliegen und Feuerspeien beibringen würde. Und selbst er musste es alles von Ohnezahn lernen.
Doch nun galt es endlich aufzustehen. Hicks stupste den kleinen Nachtschatten mit seinem Kopf an und weckte ihn ganz sanft. Der Junge rollte sich aus und öffnete ganz langsam die Augen. Grüne Augen mit großen Pupillen schauten Hicks an, als der kleine sich dem Land der Träume entriss, auf den großen Schützling zuging und sein Gesicht freudig ab schleckte. Ein Zeichen, was Jungtiere eigentlich nur bei den leiblichen Eltern taten. „Er scheint dich wirklich zu mögen Hicks.", kam es lachend von Astrid, die von diesem Anblick gar nicht genug bekommen konnte. Es war wirklich ein Bild für die Götter.
Doch dann plötzlich ein Geräusch. Von draußen kam etwas. Menschliche Laute. Hicks hörte es als erstes und stellte seine Ohren auf. Astrid besorgte sich sofort eine Waffe, denn wer immer diese auch waren. Sie hatten die verschlagene Höhle schon entdeckt. Ein großer massiger Schatten war zwischen den Planken zu erkennen, dann noch einer und noch einer. Er schritt immer weiter zur Tür. Astrid hielt den Atem an. Bereit mit einem Schwert, was sie auf dem gekenterten Schiff gefunden hatte, auf den Gegner los zu stürmen.
Als die Person von außen gerade die Tür öffnete und hinein sah, wollte Astrid schon losstürmen, als die inne hielt. Das konnte doch nicht möglich sein. Das war...

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt