Schreckliche Entdeckung

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Langsam erwachte sie aus ihrem Schlaf. Aus der einen Öffnung der Höhle strahlte die aufgehende Sonne herein direkt zu ihrem Bett und versuchte mit aller Kraft, Astrid den Träumen zu entreißen. Sie räkelte sich und drehte sich noch einmal um. Aber so richtig brachte es auch nichts, denn schon bald darauf wurde sie von einem Poltern, was den restlichen Schlaf von ihr trieb, beinahe aus dem Bett geworfen.
„Meine Güte Hicks hast du mir aber einen Schrecken eingejagt." - „Gurrr..." Der Nachtschatten schaute Astrid nur mit großen Augen an, drehte sich um und zerrte durch den Eingang der Tür einen vollen Korb mit frischem Fisch. „Oh das Frühstück. Danke Hicks." Sie lächelte ihn an und stand endlich auf. Hicks erwiderte es kurz, bevor er den Korb zur Feuerstelle der Höhle zog und sich daneben hin setzte. Astrid musste sich nur etwas frisch machen, bevor sie ihre Sachen anzog. Ja, das was sie am Leibe trug und noch das Nachthemd, was sie von Berk mit nehmen konnte, war ihr geblieben. Sie müsste sich bald neue Sachen suchen, denn Wikinger waren nicht gerade dafür bekannt, dass ihre Kleidung lange hielt, da sie viel mitmachen musste.
Als sie endlich fertig war, gesellte sie sich zu ihrem Nachtschatten, zog sich zwei Fische aus dem Korb und legte sie auf eine kleine Steinplatte. „Hicks würdest du bitte...du weißt ja, dass roher Fisch nicht gerade für mich schmackhaft ist." Sie lächelte ihren Nachtschatten bittend an, der nur die beiden Fische fixierte und einen kleinen Feuerstahl auf die abgab. „Danke Hicks." Der Nachtschatten gurrte zufrieden und wandte sich dem Korb mit den Fischen zu, während sich Astrid ihre gebratenen mit dem restlichen Brot schmecken ließ. Sie müssten bald neues auftreiben oder eine Art Ersatz finden, denn Astrid brauchte die Kohlenhydrate dringend in der Nahrung, auf die Hicks in seiner Gestalt verzichten konnte. Aber sicher würden sie was finden, denn heute stand die gründliche Erkundung der kleinen Insel an, auf der sie gestern gelandet waren. Sie wollten sicher gehen, das hier niemand weiter hauste. Wenn dem so wäre, könnte das, falls es Wikinger sein würden, zu ernsten Komplikationen führen, vor allem, wenn sie Hicks erblickten. Doch war dieser Flecken Land im Meer so weit entfernt, dass man eigentlich davon ausgehen musste, dass hier niemand lebte.
„Danke noch mal Ohnezahn. Das mit dem Plasmastrahl ging wirklich schnell." - „Nichts zu danken Hicks." Der Nachtschatten in seinen Gedanken hatte ihm, während sie Fische gefangen hatten, gezeigt, wie man einen stetigen Strahl aus dem Mund abfeuert. Für Plasmabälle war Hicks noch nicht so weit. Er sollte erst einmal die einfachen Dinge im leben eines Drachen lernen, bevor es zu den großen Sachen ging. Aber Ohnezahn stellte schnell fest, dass Hicks es schon nach dem dritten Versuch geschafft hatte, die dritte Lunge in seinem Körper zu finden und sie so zu steuern, dass wirklich ein Strahl aus Plasma sein Maul verließ. Doch die vorher gegangenen Ansätze waren eine Katastrophe. Beim ersten Mal hätte sich Hicks beinahe so schlimm die Zunge verbannt, dass er wohl einige Tage hätte nichts essen können. Doch die Tatsache, dass er es schneller kapiert, als Ohnezahn damals es lernte, war schon ein Anzeichen dafür, wie ehrgeizig der ehemalige Wikinger doch war. Wenn er ein Zeil hatte, dann wollte er es auch unbedingt erreichen. Soweit unterschieden sich Ohnezahn und er wirklich nicht sehr stark. Und bald könnte er auch an die anderen Sachen heran gehen. Immer wenn sie fischen gehen würden, so hatten sie es sich vereinbart, übten sie an Hicks Fähigkeiten zum Drachen, damit Astrid, die in den Morgenstunden noch schlief, dachte, dass Hicks es von gleich auf konnte. Aber wie gesagt, brauchte er erst ein wenig Hilfe von Ohnezahn.
„Und was denkst du, was wir hier heute finden werden Kumpel." - „Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht Hicks, aber hoffentlich keine Menschen oder schlimmeres. Andere Drachen wären nicht so schlimm, denn die haben meist großen Respekt vor unserer Spezies." Aber da klingelte in Hicks etwas. Hatte Ohnezahn gerade unserer gesagt? Und vor allem Spezies? „Du sag mal Ohnezahn, gibt es etwa noch mehr Nachtschatten oder warum hast du gerade von Unserer gesprochen?" - „Nun ja Hicks, wie soll ich dir das am besten erklären. Es gab mal mehrere Nachtschatten hier in der Region, aber viele sind gestorben. Eigentlich weiß ich nur von zweien, mit mir eingeschlossen, die noch hier hausen. Wie gesagt ich und Nachtorchidee, oder wie sie gleich noch mal hieß." - „Sie, dann ist sie also ein Weibchen." - „Ja und ich hatte, um ehrlich zu gestehen, mit ihr mal ein Verhältnis gehabt."
Jetzt war Hicks total beeindruckt. Sein Kumpel hatte mal eine Beziehung mit einem anderen Nachtschatten. Jetzt wurde erst recht seine Neugierde geweckt. „Und wie war eure Beziehung so?" - „Eigentlich nicht sehr rosig. Am Anfang war es noch die große Liebe, wie ich dachte. Wir waren sogar bis vor einigen Wochen zusammen gewesen, bevor das alles hier und mit meiner Mission passierte. Ich musste erkennen, dass sie mehreren Drachen etwas vorspiele, nur um für sich zu profitieren. Auch mich. Als ich einmal früher in unsere gemeinsame Höhle kam, musste ich mitansehen, wie sie mich mit einem Riesenhaften Albtraum betrog. Dann habe ich Schluss gemacht und sie aus meiner Höhle geworfen. Wo sie jetzt ist und was sie macht, weiß ich nicht und ehrlich gesagt Hicks ist es mir relativ egal." Der Wikinger im Körper eines Nachtschattens musste dies erst schlucken. So etwas hatte er noch nie gehört. Ein Nachtschattenweibchen, was seinen Kumpel derartig ausnutze und betrog. Unter Wikingern galt Ehebetrug als eines der höchsten Delikte Oberhaut und wurde unter seinem Vater mit Verbannung bestraft.
„Das muss wirklich schlimm für dich gewesen sein Kumpel." Hicks versuchte sein Beileid auszudrücken doch Ohnezahn sah das ein wenig anders. „Ach ist nicht so schlimm. Ich bin drüber weg und vielleicht finde ich mal ein Weibchen, dass mich nicht betrügt und mich ehrlich liebt." Ohnezahn nahm es eher gelassen. Doch wusste er genau, dass er, so lang er nicht wieder einen eigenen Körper haben würde, nie mehr ein anderes Weibchen kennen lernen würde. Doch nun waren andere Zeiten und wer weiß. Vielleicht könnten sie doch eines Tages zum Alpha fliegen, der ihnen sicher helfen könnte. Denn seine Drachenmagie war wesentlich stärker als sie von Ohnezahn.
Einige Zeit noch saßen sie alle an der Feuerstelle, bis sie schließlich aufgegessen hatten und sich so langsam auf den Weg machten, um die Insel zu erkunden. „Hicks na los. Ich will unbedingt wissen, was es hier noch so zu entdecken gibt." Astrid drängelte ein wenig, denn Hicks schien jeden Fisch, den er aß, zu genießen, als ob jeder etwas besonderes wäre. Die Arme verschränkt und mit dem Kopf schüttelnd konnte Astrid sich nur wunderen, wie sich Hicks doch gewandelt hatte. Zwar er immer noch im inneren derselbe, wie auch als Mensch in Berk. Ihre große Liebe, aber konnte man nicht übersehen, dass auch der Drache seinen Einfluss gezeigt hatte. Hicks aß jetzt rohen Fisch und schien den wirklich zu genießen, so schmeckte es ihm.
Ein Brummen von seiner Seite aus signalisierte ihr schließlich, dass er so weit war. „Wird aber auch Zeit. Die Sonne steht schon ziemlich hoch am Himmel. Sicherlich ist es bald Mittag und wir haben noch eine Insel zu erkunden. Vor allem will ich mir mal die Felsen Im Norden ansehen. Die sehen wirklich toll aus und sicherlich werden da auch noch ein paar Höhlen sein." Während Astrid Hicks ihren genauen Plan erzählt hatte, trottete der zu ihr, quetschte sich durch den Eingang, trat ins Freie und begab sich nochmal zu den kleinen See, um sich ein Schluck des kühlen Nasses zu gönnen. Doch lange hielt er sich nicht dort auf, denn mit einem Räuspern signalisierte Astrid ihm deutlich ihre Ungeduld und das konnte bei Astrid Konsequenzen mit sich ziehen, die Hicks lieber nicht austesten wollte.
Mit einem Satz drehte er sich um und folgte seiner blond-haarigen Freundin in den Wald zu den Felsen, die sie sich ansehen wollte. Hoffentlich würde es sich auch lohnen...

...Sie gingen jetzt schon zwei Stunden durch diesen Wald. Die Felsen rückten immer näher und bald schon würden sie in Sicht kommen. Astrid war schon ganz aufgeregt, was sie dort wohl allen finden würden. Sicherlich könnte sie mal auch auf einen herauf klettern. Hicks würde ja da sein, falls sie abstürzen würde. Dich der war wieder in Gedanken und sprach mit Ohnezahn. „Sie liebt dich wirklich sehr oder?" - „Wer Astrid? Ja sie ist die Liebe meines Lebens und ich würde für sie alles tun." Ohnezahn lächelte innerlich. Ja wenn er ein Weibchen wie Astrid gehabt hätte, dann würde er sicherlich heute nicht hier sein. Vielleicht im Drachenhort in einer Höhle, wo er seine Kinder groß ziehen würde.
„Ich kann dir zwar nicht sagen Hicks, ob sie wirklich deine wahre Liebe ist, aber gefällt sie mir vor allem durch ihren Charakter. Sie ist ehrlich und sagt immer ihre Meinung. Nicht so verlogen, wie es Nachtorchidee war. Die konnte nur Lügen auftischen. Sie hat mir sogar mal ins Gesicht gesagt, dass sie, nachdem ich sie erwischt hatte, mich nicht liebt." - „Das musst schlimm gewesen sein." - „So schlimm nun auch wieder nicht. Na gut ich war wirklich ziemlich traurig gewesen, aber ich bin drüber weg." - „Dann ist ja gut Kumpel."
Dann auf einmal etwas merkwürdiges. Ein komisch modrig beißender Geruch stieg in die feine Nase von Hicks. „Ich rieche irgend etwas komisches hier Ohnezahn." - „Was denn genau?" - „Ich weiß es auch nicht, aber es kommt aus Richtung der Felsen, wo wir gerade hingehen. Es stinkt förmlich." Hicks konnte sich nicht erklären, was diesen Geruch auslöste. Fakt war nur, dass wohl bis jetzt nur er diesen Gestank wahrnahm, denn Astrid schritt einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Es lag sicherlich daran, dass Nachtschatten ein weitaus bessern Geruchssinn besaßen, als die Menschen. Ein Vorteil, wenn man in dieser Gestalt war, aber auch, wie in diesem Falle, ein Nachteil, denn der Gestank verschlimmerte sich sogar noch, während Astrid immer noch nichts zu merken schien.
Erst als sich der Wald lichtete und sie auf eine kleine Wiese traten, die an die großen Felsen angrenzte, schien es auch die blonde Wikingerin zu merken. „Hilfe, was ist denn das hier für ein Gestank. Riecht so als ob hier ein Tier vermodert oder ähnliches." Sie hielt sich die Nase zu und schritt noch weiter, bis sie in der Mitte der kleinen Wiese stand. Es stank wirklich bestialisch hier. Dieser Geruch nach Verwesung lag in der Luft und wollte einfach nicht verfliegen. Auch Hicks musste sich zusammen reißen, damit sein Frühstück nicht wieder Retoure kommen würde. „Los lass uns lieber von hier verschwinden. Da erkunden wir doch lieber andere Teile der Insel oder Hicks?" Der Nachtschatten wollte nicken, als plötzlich Ohnezahn dazwischen funkte: „Warte Mal Hicks. Solch ein Gestank kann nur von einem großen Tier kommen. Und ich meine damit wirklich einen Drachen, denn nur der Kadaver eines Drachen kann so stinken. Hier muss einer gestorben sein. Vielleicht....dort!" - „Wo?" - „Dort Hicks. Ganz versteckt ist ein Eingang zu einer Höhle. Da muss der drin liegen und...nun ja du weißt schon...."
Hicks konnte sich denken, was Ohnezahn sagen wollte. Da drin lag ein Toter Drache, der langsam verweste und seinen Gestank an die Umwelt abgab. „Sollten wir uns das mal anschauen?" - „Vielleicht Hicks. Dann darfst du dich aber nicht auf deinen Geruch verlassen. Versuche ihn weg zu denken, ansonsten übergibst du dich noch vor Gestank."
So schritt Hicks weiter nach vorne in die Höhle. Jetzt hatte ihn die Neugierde gepackt. Gestank hin oder her, er wollte sehen, was für ein Drache da sein Ende gefunden hatte. „Hey Hicks, was ist denn jetzt....komm doch hier stinkst...."Astrid wunderte sich, was ihr Liebster jetzt schon wieder tat. Aber Hicks konnte auch sehr Stur sein. Er schritt langsam auf eine Höhle zu, die Astrid erst jetzt erkannt hatte. Da er sich davon wohl nicht abbringen ließ, folgte ihm Astrid einfach. Sie hielt sich dabei die Nase zu, weil der Gestank nochmals zunahm.
Langsam aber sicher näherte er sich der Höhle. Ohnezahn und Hicks waren gespannt darauf, was sie wohl darin sehen würden. Beide waren sich einig, dass es wohl kein schöner Anblick werden würde, aber die Neugier von Hicks vor allem war jetzt zu groß, als dass sie zurück gehen wollten.
Dann auf einmal sahen sie es. Hicks sah es zuerst, dann aber auch Ohnezahn, aber der schien wie in einen Schock zu verfallen, als er die Leiche eines Nachtschatten sah. Eines weiblichen Nachtschattens. „Bei den Göttern...d...das ist Nachtorchidee....oder besser das, was von ihr noch übrig ist..." Ohnezahn war völlig geschockt. Doch als er dies von sich gab, da hielt auch Hicks den Atem an. „Das...das tut mir leid Ohnezahn...ich..." - „Ist schon gut Hicks...ist schon gut... aber sie scheint nicht durch eines natürlichen Todes gestorben zu sein. Sie doch ein Speer in ihrer Pfote." Ohnezahn erkannte es sofort, denn seine Ex-Freundin war das leben selbst. „Wie kann aber ein Nachtschatten mit einem Speer in der Pfote sterben?" Hicks wurde nämlich nicht ganz daraus schlau. „Wenn er zum Beispiel vergiftet wurde. Blauer Oleander zum Beispiel ist ein wirksames Drachengift, welches leise tötet."
„Bei Odin,,,,was ist das denn?" Jetzt sah auch Astrid den leblosen und schon angemoderten Körper des Weibchens. Sie musste ihren Brechreiz unterdrücken, was ihr bei diesem Anblick sehr schwer fiel.
Aber dann auf einmal eine Bewegung aus einem anderen Winkel der Höhle. Hicks Aufmerksamkeit lenkte sich sofort darauf. Langsam schritt er näher und näher. Irgend etwas war doch da. Vielleicht ein Mensch oder ein anderer Drache? Doch als er sich dem Winkel genähert hatte, kam ein leises Fauchen. Dann ein Zischen. Dann auf einmal konnte es Hicks sehen. Und das brachte ihn völlig aus der Fassung. Ein kleiner, kaum einen Meter langer Nachtschatten. Ein Junges.
„Nein, das kann doch nicht...", kam es von Ohnezahn völlig schockiert. „Bei den Göttern sie war doch schwanger." Jetzt löste sich auch Hicks Schock: „D...da...dann ist das hier dein Junges?" - „Ja Hicks und wie es den grünen Augen zum Anschein hat......mein Sohn."...


Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt