Ein neuer Alpha?

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Sofort eilten die vier dem Alpha zur Hilfe. Die Drachenjäger schienen sich nicht für den sterbenden Riesen zu interessieren. Auch der andere Überwilde machte sich lieber in den Drachenhort auf, um nach anderen Drachen zu suchen, die er in seinen Bann ziehen konnte. Valka war besorgt. Der Überwilde würde es nicht schaffen. Sofort, als sie landeten, schwang sie sich vom Rücken ihres Drachen und rannte zum Überwilden. Tränen ronnen aus ihren Augen. Sie wollte es nicht glaube, was man ihrem besten Freund angetan hatte.
„Bitte, halte durch. Wir bekommen dich schon wieder hin. Du musst uns nur etwas Zeit geben." Aber der große Drache selbst hatte die Zeichen der Zeit erkannt. Die Wunden waren einfach zu tief, als dass man sie hätte heilen können.
„Valka. Es geht schon. Wenn ich sterbe, wird es einen neuen Alpha geben. So war es immer und so wird es immer sein. Glaube mir. Ich werde nicht noch einmal ein großer Anführer der Drachen sein. Ein Neuer wird an meine Stelle treten, wenn es so weit ist." Valka begriff nicht ganz. Der Überwilde konnte sich selbst doch nicht einfach so aufgeben. Er musste die geflohenen Drachen beschützen, wie sollten sie denn alleine ohne Anführer zurechtkommen?
„Nein, du musst durchhalten." – „Ist schon gut Valka. Lass mich einfach gehen. Doch bevor ich das tue, möchte ich noch einmal mit deinem Sohn sprechen." Die Frau mit den braunen Haaren verstand nicht recht, aber der Alpha hatte schon immer seinen eigenen Weg eingeschlagen, und auch im Moment des Todes wollte sie ihm diesen gehen lassen.
„Hicks komm bitte her.", forderte sie ihren Sohn auf, der gerade von Ohnezahn abgestiegen war. Sofort eilte er zu seiner Mutter und dem Alpha. Verwundert, aber gleichzeitig über die Tat des Artgenossen schockiert blickte er auf den scheidenden Riesen und wusste nicht, was er tun sollte.
„Wie kann ich dir helfen?" Der Überwilde lächelte: „Helfen. Mir kannst du nicht mehr helfen. Ich werde zu meinen Ahnen gehen und bei ihnen in Würde leben. Ich habe meine Pflicht getan. Doch du hast noch ein langes Leben vor dir und deswegen werde ich dir etwas geben. Etwas, was deine Fähigkeiten mit Drachen umzugehen bei weitem erweitern wird." Hicks konnte nicht ganz folgen. Mit einem fragenden Blick schaute er den riesigen Drachen an. Der junge Wikinger verstand nicht ganz, was der Drache von ihm wollte.
„Hicks, du magst zwar ein Drachentöter gewesen sein, aber hast du ein Band mit uns und deinem Freund Ohnezahn geknüpft, wie es nur wenige Menschen getan haben. Und deswegen schenke ich dir meine Drachenmagie, in der Hoffnung, dass du sie richtig und weise einsetzen wirst. Der andere Überwilde kann seine nicht einsetzen, weil er sie nicht kennt. Er vertraut nur auf seine rohe Gewalt, aber als Artgenosse, kann meine Magie ihm nichts anhaben. Also nimm das Geschenk an und beende diesen Krieg, damit wir Drachen in Frieden leben können."
Hicks wusste jetzt gar nicht mehr, was er sagen sollte. Wie konnte er ein so großes Geschenk annehmen, Die Magie eines anderen Drachen. Ging das überhaupt, und wenn ja, wie? Der junge Wikinger, wusste sich nicht zu helfen. Den Überwilden enttäuschen wollte er nicht und die Zeit lief ihm davon, also sagte er einfach: „Ich nehme dein Geschenk an und werde sehen, was ich tun kann, um diesen Krieg zu beenden. Nein. Ich werde diesen Krieg beenden. Das schwöre ich dir bei meinem Leben."
Es verlangte dem Alpha ein letztes Lächeln ab, dann fing er an, eine Formel in derselben fremden Sprache, wie vor einigen Tagen zu sprechen und Hicks begann sich merkwürdig zu fühlen. Es war nicht das Gefühl, was er hatte, als er zurückverwandelt wurde. Ihm wurde innerlich warm. Sein Herz fing an, schneller zu schlagen und sein ganzer Körper begann zu kribbeln. Es dauerte nur einen Augenblick, dann verstummte dieses Gefühl wieder in ihm.
Hicks blickte an sich herab. Er war noch immer der alte Mensch, wie vorher, aber irgendetwas in ihm war anders. Eine neue Macht bildete sich in ihm. Eine macht, die er schon als Drache gespürt hatte, nur war diese bei Weitem mächtiger. Er begriff, dass das Geschenk des Überwilden etwas war, was die Welt der Drachen für immer verändern würde. Hicks hatte ihm geschworen, den Krieg hier zu beenden und das würde er auch tun.
Noch einmal blickte zum Alpha und wollte mit ihm sprechen, da begriff er, dass es dafür zu spät war. Der Lebenshauch hatte den großen Überwilden verlassen. Die Augen geschlossen und den Atem eingestellt lag er so friedlich da, als ob er schlafen würde. Doch er würde nie wieder aufwachen. Nicht in diesem Leben. Er war tot.
Alle versammelten sich um den Körper des Verstobenen. Valka brach in Tränen aus und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Hicks jedoch war entschlossen. Er würde den Krieg beenden und den anderen Alpha zur Strecke bringen. Die Drachenmagie würde ihm dabei helfen.

„Was sollen wir jetzt tun?", frage Ohnezahn schließlich. „Wir sollten nicht sofort angreifen. Am besten ist es, wenn wir den Gegner beobachten und seine nächsten Schritte abwarten. Sie werden erst einmal ziemlich baff sein, wenn sie feststellen, dass keine Drachen mehr im Hort sind. Dann überlegen wir uns, wie wir den Überwilden und Drago zur Stecke bringen werden. Wir machen also folgendes. Valka. Du fliegst mit Wolkenspringer im Schutz der Dunkelheit zu Insel, wo ich die Drachen hingebracht habe. Ohnezahn und ich bleiben hier und beobachten das weitere Vorgehen der Drachenjäger. Alles klar?" Valka fiel es schwer, dem Plan von Hicks zu folgen, aber es war besser, als nichts. Trauern konnte sie später, jetzt galt es einen Feind zu besiegen. „Alles klar Hicks!"

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt