„Muffel. Du hast schon wieder die Esse ausgeh'n lass'n." Ein Ruf, der immer öfter aus Grobians Schmiede erschallte und die Bewohner des Dorfes ein Schmunzeln ins Gesicht brachte. Seitdem dem einarmigen Mann das Holz ausgegangen war, musste sein neuer Drache die Esse der Schmiede beheizen. Und da Muffel den lieben langen Tag schlief, konnte es öfter passieren, dass gar kein Feuer mehr brannte. Schmiedearbeiten? Unmöglich.
Immer wenn Grobian den schweren schläfrigen Drachen an maulte, robbte der, ohne sich große Mühe zu geben, über den Fußboden der Schmiede, gab einen kurzen aber heftigen Lavastoß aus seinem Maul und fing wieder an, seelenruhig zu schlafen, als wäre die Welt immer in Ordnung.
Auch Astrid brachte es ein kleines Lächeln auf die Lippen. Sie hatte seit Langem wieder mit ihrer Axt trainiert und war merklich nicht mehr so gut, wie früher. Ihre Schwünge hatten nicht mehr die übliche Gewalt und auch ihre Technik hatte nachgelassen. Eine Baustelle, an der sie arbeiten wollte, so lange Hicks noch nicht zurück war.
Sie schloss die Tür hinter sich und betrat ihre Wohnhöhle. Gustav hatte sich schon ans Feuer gesetzt und machte das Wasser für eine Suppe warm. Viel gab es nicht zu tun, seitdem Hicks weg war. Nachtklaue und Gustav trainierten miteinander, aber ohne einen Mentor, war nicht viel Neues zu erwerben. Nachtklaue beherrschte die Plasmablitze immer besser und konnte sie auch mit seiner Gedankenkraft langsam steuern, aber die coolen Tricks, wie Hicks sie machen konnte, waren einfach nicht drin.
„Schon irgendetwas Neues gehört?", fragte der schwarzhaarige Wikinger Astrid. „Nein. Nur Muffel macht wieder Ärger in der Schmiede. Das ist schon das zweite Mal heute. Beide mussten grinsen. „Wenn das so weiter geht, kann Grobian den Drachen zur Adoption freigeben." Scherzte Astrid und legte ihre Axt bei Seite. Sie setzte sich an das Wärmende Feuer und gab etwas Fisch und einige Kräuter in das schon kochende Wasser. „Heute wieder Fischsuppe?" – „Es gibt leider nichts anderes. Die Lämmer und Yaks haben erst geworfen und lauf Sven, brauchen wir noch einige Jahre, bis wir gesunde Schafbestände haben. Es dauert einfach seine Zeit, ein Dorf wieder aufzubauen."
Früher hätte Astrid an so etwas wie Schabestände nie gedacht. Sie war die geborene Kriegerin. Eine Schildmaid der Hoffersons. Stark und mutig im Kampfe. Aber jetzt war alles ganz anders. Ein Dorf musste weiter aufgebaut und die Bewohner ernährt werden. Das erste Gemüse würde erst im Sommer so weit sein, dass man es ernten könnte und die Milch blieb vorerst den jungen Lämmern und Kälbern vorbehalten.
„Wenn das so weiter geht, bekomme ich bald Kiemen.", stöhnte Gustav und warf einen Blick in den langsam kochenden Fisch. „Was ich bräuchte, wäre ein ordentliches Stück Pökelfleisch.", gab er noch hinzu, als sich Nachklaue zu ihm wandte. Mit einem schiefen fragenden Blick, wollte er wohl wissen, was es mit dem Gericht auf sich, hatte, wovon der Junge Wikinger so schwärmte.
„Nachtklaue, Pökelfleisch ist das Beste, was du je essen kannst. Es ist würzig und schmeckt besonders gut zu frisch gebackenem Brot. Wenn du einmal etwas davon isst, glaubst du, dass du an Odins Tafel speist." Gustav lief das Wasser im Mund zusammen, als plötzlich Grobian von draußen herein gestürmt kam und alle drei hochschreckten.
„Kommt schnell, Leute. Fischbein hatt'n Schiff gesehen und es steuert auf unsere Insel zu." – „Etwa die Berserker?", unterbrach Astrid ihn. Sofort ergriff sie ihre Axt und machte sich kampfbereit, aber der blondbärtige Schmied konnte sie beruhigen: „Keine Berserker. Händler. Vielleicht haben die hier ein verstecktes Lager oder der hat die Rauchsäule über meiner Schmiede geseh'n und wittert gute Geschäfte."
Die junge Wikingerin senkte die Axt und folgte dem Dorfschmied zur Küste. Gustav und Nachtklaue hinterher mit dem halben Dorf. Kurz darauf wurde ein Beiboot auf dem Schiff zu Wasser gelassen und ein Mann mit den unterschiedlichsten Waren an Bord machte sich auf den Weg zu ihnen.
Erst wollten sie ihren Augen nicht trauen, aber als der Mann im Ruderboot näher kam, hatte es sich schon in der versammelten Menge herumgesprochen. Und bevor einer etwas sagen konnte, war er schon da.
„Seid gegrüßt, meine lieben Freunde. Händler Johan ist hier und hat vieles Gutes mitgebracht. Für einen guten Preis verkaufe ich alles, was ihr wollt. Moment mal. Seit ihr nicht Berkianer?"...
DU LIEST GERADE
Der Fluch des Nachtschattens
FanficHicks verfolgt nur ein Ziel: Der beste Drachentöter zu werden, den die Welt je gesehen hat. Als er jedoch bei Grobians Drachenunterricht nicht zugelassen wird und niemand sich für die Interessen des Häuptlingssohns einsezt, bekommt er eine Chance, e...