Warum immer sie?

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„Hier Astrid, schau mal, was wir herausgefunden haben. Auf den Drachen kann man super reiten." Fischbein setzte sich mitten auf dem Dorfplatz auf seinen Drachen, hob ab und flog einige kleine Kreise, bis er wieder neben der Schmiede landete. Viele machten große Augen. Auch Grobian schien es von den Socken zu hauen.
„Bei Thor, wenn man mir das noch vor einigen Monaten gezeigt hätte, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt." Der Schmied ließ seine Arbeit liegen und schaute Fischbein dabei zu, wie er sich vor einem applaudierendem Dorf verbeugte und sagte, dass das jeder irgendwann können würde. Viele glaubten ihm das, nur Astrid war ein wenig skeptisch. Immerhin war ein Gronckel nicht der schnellste Drache. Man konnte ihn sicherlich leicht fliegen, aber ein Tödlicher Nadder oder ein Nachtschatten verhielten sich sicherlich anders in der Luft.
„Fischbein, glaubst du allen Ernstes, dass das ganze Dorf mal auf Drachen reiten wird?", kam es skeptisch von der blonden Schildmaid.
„Ich denke schon. Nicht jeder muss es machen, aber stelle dir mal vor, wie das mit dem Überwachen des Dorfes wäre. Man könnte höher fliegen, als man Wachtürme bauen könnte und die Feinde sehen, falls welche angreifen." Fischbein war regelreicht begeistert von seinen Einfällen und das Dorf stimmt ihm zu.
„Und was willst du tun, wenn die Feinde dich zuerst auf dem Drachen sehen? Die schießen dich doch vom Himmel, bevor du Alarm schlagen kannst." Sofort wurde der Freudensturm gebremst, als Astrid diese Bedenken von sich gab. Das Dorf begann zu schweigen und Fischbein überlegte.
„Nun Drachen speien doch Feuer und andere Sachen. Dann lassen wir es einfach Feuer auf die Feinde regnen, wenn sie kommen. Und Schiffe aus Holz brennen sehr schnell." Sofort kam wieder Jubel im Dorf auf.
Astrid wollte sich nicht auf eine Diskussion mit dem Ingermann einlassen. Sie hatte Besseres zu tun. „Wo willst du denn hin? Willst du es nicht auch einmal ausprobieren, Astrid?" Raffnuss griff sie auf und stellte sie zur Rede.
„Sollt ihr das doch machen, ich setze mich nicht auf einen Drachen." – „Ach und wie hat Hicks dich damals hierhergebracht? Hat er dich gefressen und als ihr hier angekommen seid, wieder hochgewürgt. Das wäre sehr ekelig." – „Ihhhhh." Auch das Dorf reagierte darauf nicht sehr begeistert.
„Nein natürlich nicht. Ich war auf Hicks Rücken." – Also bist du schon einmal auf dem Rücken eines Drachen geflogen. Hast wohl Höhenangst gehabt." Raffnuss provozierte Astrid weiter, bis es ihr zu bunt wurde.
„Sturmpfeil, komm her!" Sofort kam ein Nadder angerannt. „Komm lass uns mal denen zeigen, wie Wikinger auf Drachen fliegen können. Gustav, halt mal!" Sie warf dem Jungen förmlich die Axt entgegen und kletterte auf den Rücken des Drachen.
„Dann zeigen wir denen mal was!" Und mit diesen Worten stieß sich der Nadder vom Erdboden und flog weit hoch.
Die Dorfbewohner staunten nicht schlecht und Fischbein fühlte sich auf einmal nicht mehr so groß. Alles, was Astrid anpacken musste, gelang ihr irgendwie, warum immer sie?
Die blonde Wikingerin hingegen glitt kurz etwas über den Wolken, machte einige Sturzflüge und landete weder auf dem Dorfplatz. Sie stieg ab und knackte mit den Fingergelenken: „So reitet man einen Drachen."
Sie nahm sich ihre Axt und ging wieder in ihre Behausung zurück.

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt