Hicks krümmte sich vor Schmerzen. Er wusste nicht, woher sie kamen, oder wo sie sich genau ausbreiteten. Fakt war nur, dass sein ganzer Körper wohl die schlimmsten Schmerzen ertragen musste, die er je erlebt hatte. Überall verkrampften seine Muskeln. Keine richtige Bewegung konnte er mehr machen, ohne das ein Schmerz seine Glieder durchzuckte, als würden Tausend glühende Speere auf ihn einstechen wollen. Er konnte nicht. Seine Lungen brannten. Jeder Atemzug viel ihm schwerer und schwerer. Sein Herz donnerte gegen seine Brust und signalisierte ihm, dass es langsam nicht mehr mit machen würde., wenn die nicht ein Ende hätte. Immer intensiver und schneller wurden die Schläge dieses Organs, was den Anschein hatte, als ob es unaufhaltsam wachsen würde.
Auf Hicks Haut breiteten sich weiter die Schuppen aus. Vom Oberkörper bis runter zu den Beinen, verlangten sie Zentimeter um Zentimeter seiner Haut. Jedes mal, wenn sich aus einer roten Pustel, die in Windeseile aufstieg eine neue Schuppe bildete, dann schmerze es ungemein, als ob man ihm glühendes Eisen darauf legen würde.
Hicks konnte kaum noch. Er konnte nicht schreien, nicht weinen, nicht sagen, was er für schmerzen hatte. Er hatte nur noch Angst, dass ihm nicht nur sein Körper, sondern auch all seine Gedanken genommen werden würde. Diese wunderschönen Erinnerungen an die Zeiten, als er ausgebildet wurde, wie er in den letzten Tagen mit Astrid zusammen kam und sie lieben gelernt hatte. Wie er ihr Wärme spüren konnte und wie sie wundervolle Nächte miteinander verbracht hatte.
Sollte dies alles aus einen Gedanken gelöscht werden?. Sollte dies wirklich werde, dann hätte er sich jetzt selbst ein Schwert genommen und sich durchbohrt, doch konnte er nicht. Er konnte sich weder bewegen, noch jemanden anbetteln, dass es jemand für ihn tun würde. Ihn töten und all dem hier ein Ende bereiten. Doch er konnte nicht. Er konnte nicht sprechen. Alles schmerzte so sehr, dass er sich regelrecht anstrengen musste, um nicht von dieser Pein in die Finsternis geführt zu werden. Er wollte bei Bewusstsein bleiben. Die letzten Bilder von seiner Freundin sehen, wie sie ihn mit Tränen in den Augen neben ihm stand und fassungslos mit ansehen musste, was mit ihm passierte.
In Astrid stiegen Trauer und Sorge hoch. Sorge, dass ihr Hicks den Instinkten eines Drachen erliegen würde, dass er nie wieder so sein würde wie früher. Wenn schon sein Körper von diesem Fluch betroffen war, dann sollte wenigstens seine Seele in Ruhe gelassen werden. Sie konnte ihn keuchen hören. Ein schon fast animalisches Schnaufen, was von Schmerz und Angst geprägt war. Wie ein Wesen, dass man in eine Ecke getrieben hatte, um an ihm ein Exempel zu statuieren, dem es sich nicht entziehen konnte. Es hatte nichts menschliches mehr an sich gehabt. Hicks lag auf dem Boden und wurde immer weiter von den Schuppen bedeckt. Erst waren es nur der Arm und der Oberkörper, doch jetzt auch der Bauch, seine Beine, sein anderer Arm, bis es begann, sich den Hals hoch zu arbeiten. Sie musste mit Schock feststellen, wie sein Gesicht von schwarzen Schuppen bedeckt wurde. Die Lippen, mit denen Hicks sie immer so sanft und leidenschaftlich geküsste hatte, verschwanden unter den schwarzen Hornplatten, die sich wie aus Zauberhand aus der so weichen und zarten Haut hervor schoben, als kämen sie aus dem Inneren seines Körpers.
Der Anblick war grässlich. Die Dorfbewohner, unter ihnen sehr hart gesottene Wikinger, drehten sich um und wendeten ihren Blick ab. Doch waren sie so unter Schock gewesen, dass sie weder aufstehen, noch etwas anderes machen konnten. Sie waren wie gelähmt, und niemand schien auch nur einen Murks von sich geben zu wollen. Die anderen Jugendlichen mussten genau fassungslos zusehen, wie ihr Hicks langsam, von den schwarzen Schuppen komplett eingehüllt würde. Sie konnten nicht eingreifen, nichts tun. Sie hatten einfach nur große Angst, als würde der Nachtschatten, der sich dort aus dem Körper eines jungen Mannes entwickelte, der gerade dabei war, ein richtige leben zu beginnen, sie angreifen und zerfetzten würde, wie es sonst immer die Drachen taten. Aber irgend etwas sagte ihnen, dass sie hier bleiben sollten. Es war ja immer noch Hicks. Der gefürchtete Drachentötermeister. Der schwarze Tod. Und vor allem ihr Freund. Sie hatten meist nie etwas damit zu tun gehabt, dass Hicks ausgelacht wurde. Rotzbacke hatte die anderen immer dazu angestachelt und nun war er ja verbannt. Weggesperrt auf der Insel der Verbannten und würde nie wieder einen Fuß in ihre Heimat setzen.
Endlich ergriff Astrid die Initiative. Sie beugte sich zu ihrem Hicks herunter, während Haudrauf immer noch weiter und voller sorge um seinen Sohn auf ihn herab blickte. Er konnte einfach nicht mit ansehen, wie sich gerade sein Spross in eine Bestie verwandelte. In den ruchlosen Emporkömmling aus Blitz und Gevater Tod höchst persönlich. Den Nachtschatten. Doch hoffte er, wie auch Astrid, die endlich auf den Knien und voller Sorge zu Hicks sprach, dass der Hicks, sein Charakter und seine Seele in diesem Körper erhalten bleiben würden.
„Hicks. Sprich mit mir Hicks!", rief die junge Wikingerin verzweifelt. Doch als sie in die Augen des jungen Mannes vor ihr, der schon gänzlich seine menschliche haut verloren hatte, blickte, musste sie mit Erschrecken fest stellen, dass sich seine Augen komplett verändert hatten. Zwar waren sie immer noch waldgrün, doch die Iris breitete sich immer weiter aus. Das Weiß der Oberfläche wich diesem Grün.
Seine Pupillen waren immer noch weit und rund. Offen und glasig starrten sie in die Augen von Astrid, die ihn voller Tränen anschaute.
Auf einmal fingen diese schwarzen Öffnungen, die das Fenster zur Seele einer jeden Person standen ich von Oben nach unten oval zu verformen. Astrid konnte es nicht fassen. Aus einem Kreis wurde ein Oval und aus jenem ein Schlitz. Die Augen eines Reptils starrten die junge Wikingerin an, die erst vor lauter Schreck zurück wich. Doch waren diese Augen noch immer von lauter Schmerzen geprägt, dass sie wieder näher kam. Wieder fingen die Tränen an, wie kleine Perlen der Sorge und der Trauer an ihren weichen Wangen herunter zu laufen.
„Hicks bitte.. der Drache darf dich nicht beherrschen. Bleibe bei mir, auch wenn du eine andere Gestalt haben würdest, doch bitte, erhalte deine Seele, dein Herz. Ich liebe dich doch!" Mit einer ihrer Hände streichelte die durch seine immer noch braunen harre, um ihn trösten zu wollen. Doch dann passierte etwas merkwürdiges. Als sie durch seiner wundervollen und wuscheligen Haare strich, hatte sie auf einmal eine ganze Strähne, nein gleich ein ganzes Büschel in der Hand. Als ob sie sich alle von seinem Körper lösen würde, hatte Astrid auf einmal ihre ganze Hand voller Haare. Sie konnte es nicht begreifen. Jetzt würde er das letzte menschliche verlieren, was er physisch noch hatte. Nein halt, sein Körper hatte immer noch etwas menschliches, doch fragt sich für wie lange noch.
Dann auf einmal, als hätte sie es erwarten, fielen Hicks von ganz allein die harre aus. Eines nach dem anderen, schneller und schneller, fielen sie auf den gemauerten Boden der großen halle und übersäten schon bald die gesamte Gegend um seinen Kopf herum.
Jetzt, da auch das letzte Büschel gefallen war, fing Hicks sich wieder an zu verkrampfen. Wieder durchzucken ihn wie Thors Blitze Krämpfe seinen Körper. Die Schmerzen, die jetzt schon unerträglich waren, erhärteten sich in das unermesslich. Hicks konnte kaum noch atmen. Sein Puls fing an zu rasen und ein Herz klopfte stärker gegen seine Brust, als es die jemals zuvor getan hatte. Er konnte nicht mehr, er wollte in Ohnmacht fallen, den Schmerz hinter sich lassen und einfach abwarten, was passierte. Doch als er Astrid sah und erblickt, wie sehr sie sich doch um ihn sorgte, da wusste, er dass er bei verstand bleiben musste. Um ihretwillen. Um den Willen seines Vaters, der immer noch entgeistert, und doch so verzweifelt neben seiner Geliebten stand und keinen Rat wusste. Solch einen Gesichtsausdruck hatte Hicks bei seinem Vater noch nie gesehen. Er fing an zu weinen, machte sich Sorgen um seinen einzigen Sohn. Sorgen ihn an etwas zu verlieren, was nicht menschlich, sondern von übernatürlicher Macht war. Hicks musste stand halten. ''Hicks Haddock du wirst jetzt stand halten, egal, was kommt. Tu es nicht um deinetwillen, sondern um andere. Du darfst dich nicht verlieren, auch wenn du dich nicht wieder als Mensch hier vorfinden wirst." Er hämmerte sich diesen Satz förmlich in sein Gehirn.
Doch dann wurde er unterbrochen. Von einem Schlag von Schmerzen, wie er ihn noch nie hatte. Das Gefühl, dass sein Herz zu wachsen begann, bestätigte sich. Auf einmal baute sich in seinem Körper solch ein Immenser Druck auf, dass er dachte, dass er jetzt hier und auf der Stelle zerreißen würde. Aber sein Körper machte etwas seltsames. Es fing an heftig in seinem inneren zu gurgeln, zu rumpeln und zu knacken.
Als ob sich all seine Organe ihm in eine neue Position brachen, alte verschwanden und neue hinzu kamen. Ein eigenartiges, wenn auch sehr schmerzhaftes Gefühl. Aber dabei blieb es nicht. Plötzlich fingen seine Hände, Arme und Füße sich zu verformen. Während immer mehr Muskeln auf seine Glieder gepackt wurden und sich die Gelenke in ihre eigene Richtung drehten, musste Hicks mit an sehen, wie seine Finger zu schrumpfen begannen und sich seine Fingernägel immer weiter zu Krallen verformten. Spitz und scharf wie Dolche wurden sie und nahmen ein schwarze Farbe an, die vom Ansatz, bis hin zur Spitze reichte.
Es machte dem jungen Wikinger Angst, doch schnell wurde seine Aufmerksamkeit auf sein Skelett gebracht. Die Knochen fingen an zu wachsen, sich zu verformen. Die Gelenke knackten und machten eigenartige, knarzende Geräusche. Hicks fiel fast in Panik. Jetzt würde es erst richtig los gehen. Jetzt würde sein Körper zu dem eines Nachtschatten werden und nichts könnte das jetzt noch aufhalten. Immer weiter verlängerten sich eine Gliedmaßen. Sein e Korpus, sein Buskorb wurde größer und fasste bald neue gigantische Lungenflügel und ein Her, dass immer mehr Blut durch seinen Körper pumpen ließ. Doch dann ein merkwürdiges Knacken von der Wirbelsäule her, Besser gesagt, wo sich das Steißbein befand. Es fühlte sich an, als ob dieser Knochenfortsatz der Wirbelsäule aus zu rollen begann und mit aller Kraft nach Außen drängen wollte.
Nur kurze zeit später beschleunigte es: Hicks Hose fing an sich unter der Verformung zu zerreißen bis nur noch Offenzustehen übrig waren. Seine nun Hinterbeine würden nochmals mit einer Schicht an starken Muskeln überdeckt und ein Schweif. Ja ein Schweif fing an sich aus dem hinteren Rücken zu formen. Immer länger und dicker wurde er, länger als sein eigentlicher Körper. Schnell hatten sich die typischen Schwanzflossen und die sekundären Flügel ausgebildet.
Hicks konnte daran nur kurz denken, als es mit den eigentlichen Flügeln los ging. Plötzlich ein Schmerz aus der Region, die er mal Schultern genannt hatte. Er konnte spüren, wie Knochen wuchsen und sich mit Gewebe und wachsender Haut den Weg nach draußen bahnten. Nur einen Moment später schossen förmlich die Flügel aus seinem Rücken und wuchsen und wuchsen. Die Spannweite wurde größer, als er lang war.
Astrid war schon längst zurück gewichen als er begann zu wachsen und sich zu verformen. Ebenso Haudrauf hatte Abstand genommen, doch so dicht, dass er fast von einem der wachsenden Flügel umgehauen worden wäre. Er fing sich noch, konnte sich aber immer noch nicht aus der Starre lösen,die ihm so viele Schmerzen bereitete. Sein Hicks war fast ein Nachtschatten. Der Körper war nun voll ausgeprägt. Zur Seite liegend war er da nun. So groß, wie ein ausgewachsener Nachtschatten. Aber eines fehlte noch. Noch war Hicks Transformation nicht abgeschlossen.
Auf einmal merkte der schwarze Tod, ein Gefühl, als ob sein Kopf in einen Schraubstock von oben bis unten genommen wurde. Etwas riss an seinen Schädelknochen, drückte und zog sie wieder in eine andere Position. Er konnte fühlen, wie seine Augen wuchsen und wie seine Ohren eine für ihn völlig fremde Form annahmen. Deine Nase wurde platter und neue Muskeln, für völlig neue Gesichtszüge bildeten sich. Dann auf einmal noch ein stechender Schmerz, als ob man ihm ein Schwer in den Kopf gerammt hätte. Hicks wusste nicht wie ihm geschah. Noch nie hatte er solche Kopfschmerzen gehabt.
Doch so schnell wie diese gekommen waren, so verflüchtigten sie sich wieder. Plötzlich verschwand jeglicher Schmerz aus Hicks Körper. Er atmete schwer und hastig. Sein Herz schlug schnell, hämmerte aber nicht mehr so gegen seine Brust.
'Ist es vorbei?', dachte sich der junge Wikinger und schaute sich an. Was er da sah, schockte ihn zutiefst. Er war nun völlig ein Nachtschatten geworden. Seine vier starken Beine, der Kompakte und doch windschnittige Körper. Die sechs Flügelpaare, die er besaß. Alle deutete darauf hin, dass die Verwandlung sich vollendet hatte.
„Hicks, bist du das?", fragte Astrid leise und doch deutlich. Sie hatte alles mit angesehen. Sie konnte erahnen, was er für Schmerzen gehabt haben musste, doch hätte sie ihm nicht helfen können. Hicks war jetzt ein Nachtschatten und nichts konnte man daran jetzt ändern. Doch eine Frage blieb offen.
Würde Hicks sie immer noch als Astrid erkennen? Wären seine Erinnerungen und seine Seele noch da oder würden sie Dracheninstinkte übernehmen und aus Hicks wäre eine wütende, aggressive und mordlustige Bestie geworden? Es gab nur einen Weg das heraus zu finden. Sie musste es versuchen. Langsam schlich sie vorwärts und wieder holte seinen Namen. „Hicks, ich bin es Astrid, erkennst du mich noch?" Aug einmal blickte des Kopf des Drachen auf. Und zwei tiefgrüne Augen aus einer pechschwarzen Gestalt schauten sie an. Immer noch trat sie langsam näher, und hielt immer noch den Blick auf diesen Kopf. Das Maul von dem Drachen war schon groß. Er hätte Astrid problemlos in einem Stück verschlingen können, ohne auch nur zu kauen. Doch der Nachtschatten vor ihr schaute sie nur mit großen und aufgeregten Augen an.
Doch noch etwas anderes erfüllte den Blick von Hicks. Es war Trauer und Verzweiflung. Dann sagte sie es noch einmal: „Hicks?" Und eh sie sich versah, nickte dieser Kopf. Ganz vorsichtig.
Doch nach dieser Geste ließ er ihn einfach hängen. So viel Verzweiflung schien Hicks zu plagen.
Für Astrid jedoch war es die Bestätigung, dass mit ihrem Hicks alle in Ordnung zu sein schien. Plötzlich wurden ihr Schritte schneller und sie stürmte fast auf den Kopf des Nachtschattens zu. Und dann hatte sie ihn. Sie schlang ihre Arme und seinen dicken Hals und drückte ihr Gesicht an ihn. Urplötzlich fingen die Tränen aus ihren wunderschönen blauen Augen zu fließen. „H...Hicks, ich dachte schon, dass du nicht mehr der bist, der du mal warst. Hicks, doch du bist es. Tief in deinem Inneren, bist du es noch.", kam es aus ihr, unter Tränen, raus, während sie sich fest an ihn drückte.
Hicks konnte es nicht glaube, selbst in der dunkelsten Stunde hielt Astrid zu ihm, Und nicht nur sie, Auch sein Vater näherte dich, den Helm abgenommen und umklammerte etwas fester, als seine Freundin seinen Hals. „Ach mein Junge, wie konnte diese Bestie dir das nur antun. Mein Hicks, zwar habe ich Drachen gehasst, doch dich mein Sohn liebe ich weiter. Du hast den Drachentrieben stand gehalten und bleibst auf ewig mein Sohn."
Hicks war von diesen Worten gerührt, wie noch nie. Er wollte etwas sagen, brachte jedoch nur ein trauriges, wenn auch dankendes Grummeln von sich, drückte sich sanft etwas ihnen entgegen und ließ seinen Kopf ein wenig sinken.
Sie hielten zu ihm. Er konnte es nicht fassen. Und selbst als ein Auge von ihm einen Blick durch die Große Halle warf, konnte er sehen, wie erleichtert alle waren, dass er im inneren immer noch Hicks war. Entgegen allen Vorahnungen, akzeptierten sie ihn. Sie akzeptieren ihn als Nachtschatten...
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Der Fluch des Nachtschattens
FanfictionHicks verfolgt nur ein Ziel: Der beste Drachentöter zu werden, den die Welt je gesehen hat. Als er jedoch bei Grobians Drachenunterricht nicht zugelassen wird und niemand sich für die Interessen des Häuptlingssohns einsezt, bekommt er eine Chance, e...