„Da...da unten ist was. Ein Wikingermädchen und...und ein Drache...ein...ein Nachtschatten!", rief auf einmal eine dunkle Stimme wie aus dem Nichts. Die Berserker und die andere hatten sie entdeckt. Schnell sammelten sie sich. Der Trupp aus zwei Dutzend Leuten hatte schnell am Rande des Talkessels Position eingenommen und wollte die beiden auf jeden Fall schnappen.
Astrid wusste gar nicht vor Schock, was sie jetzt tun sollte. Über zwanzig Männer hatten sie entdeckt. Unmöglich da jetzt noch zu fliehen. Und besonders, dass Hicks jetzt in der kurzen Zeit das Fliegen erlernen würde. Oh großer Odin, sie sah sich schon in seiner großen Halle sitzen. Sie würde sterben. Doch sicherlich würde sie leiden. Sie wüsste ja, dass sie wegen ihres Körper von vielen Jungs aus dem Dorf angehimmelt worden war und diese Männer da vorne, die sich langsam aber sicher den Weg runter durch die Gänge in den Talkessel bahnten, würde sie eben so sehen. Sie würden sie auskosten und zwar bis zu dem Moment, an dem sich ihre Augen für immer schließen würden.
Angst kochte in der jungen Wikingerin hoch und ließ ihren Körper sofort erstarren. Diese Angst, die sie nicht beschreiben konnte und sie doch so lähmte, dass sie sich keinen Zentimeter rühren konnte. Diese Männer kamen immer näher und bald würden sie unten angekommen sein. Und Hicks hatte gesagt, dass dies dort der einzige Ausgang war, den sie hier im Talkessel hatten. Eine Flucht, wenn jetzt nicht gleich ein Wunder passieren würde, war damit vollkommen ausgeschlossen. Sicherlich würden sie sie vergewaltigen und Hicks sofort töten, denn er wusste sich nicht in diesem Körper zu verteidigen. Wie auch, wenn er erst ein paar tage ein Nachtschatten war und ihm nie gezeigt wurde, wie man in dieser Form kämpft.
Doch auch ein andere, der aus dem Gespräch mit dem Geist des Nachtschattens gerissen worden war, konnte sich vor Schock kaum rühren. Hicks blickte zu den Männern, die sich langsam den Weg zu ihnen bahnten, um ihr Leben aus zu löschen. Besonders machte er sich dabei um Astrid sorgen, die sicher noch schlimmer zu leiden haben würde, als er. Sicherlich würden sie ihr schlimme Ding antun, die niemand wollte. Und Hicks wollte das einfach nicht zu lassen. Er blendete Ohnezahn wieder aus und versuchte sich über seinen Schock hinweg zu setzen, damit er Astrid wenigstens ein bisschen helfen konnte. Sicherlich könnte er die Männer für einen kurzen Moment aufhalten, damit sie fliehen könnte. Ob er dabei drauf gehen würde, war ihm in diesem Moment ganz egal. Er wollte nur Astrids Wohl sichern und dafür war ihm kein preis zu hoch gewesen. Er würde sein leben für sie opfer, nur damit sie weiter leben könnte.
So konnte sich Hicks bei diesem Gedanken tatsächlich aus der Starre lösen. Er wandte sich von dem kleinen See ab und positionierte sich drohend und knurrend vor Astrid, die immer noch keinen einzigen Muskel bewegen konnte.
Ihr erging es, als ob sie bald die Qualen von Ragnarök erleiden müsste, was bei den Männern Dagurs auch eigentlich der Fall war. Sie kannte die Geschichten von den Berserkern und wie sie mit weiblichen Gefangenen umgingen. Und das graute ihr. Ihr Puls schoss immer weiter in die Höhe, sodass ihr Herz mit Druck wie ein Schlaghammer gegen die Brust donnerte. Das Adrenalin in ihrem Blut fing an zu kochen und erlaubte ihr nicht, irgend etwas zu tun. Gar nichts. Sie stand einfach nur da und konnte schon sehen, wie die ersten Männer den Grund des Talkessels erreicht hatten und auf sie beiden zu stürmten. Doch da begriff sie erst, dass Hicks sich vor ihr gestellt hatte. Knurrend und fauchend wollte er den Berserkern deutlich machen, dass sie nicht kampflos aufgeben würden. Er würde sie beschützen und das auch mit dem Leben.
Astrid konnte gar nicht fassen, was Hicks da tun wollte. Die Berserker versammelten sich und würden ihn doch einfach töten. Sie konnte das doch nicht zulassen. Als Mensch hätte Hicks sie sicher alle fertig gemacht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, doch als Nachtschatten hatte er ohne Kampferfahrung keine Chance, gegen die zu bestehen. Das Unterfangen war aussichtslos. Und so konnten sich erste Worte aus ihrem Mund lösen, die zu gleich voller Sorge klangen, als auch von Angst geprägt waren: „Hicks bitte tu das nicht. Sie werden dich töten!", kam es verzweifelt von ihr, denn sie fürchtete um ihren Freund, der sie nur beschützen wollte.
Doch wollte sie ihn nicht verlieren. Nicht hier nicht heute. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Denn die Berserker kamen immer näher, Ihre Klingen waren noch dem Blut der Schlacht in der Nacht verklebt und das was nicht verschmiert war, glänzte in der Sonne. Sie hätten keine Chance gehabt, Nicht mit dieser Übermacht. Astrid ahnte schon das schlimmste.
Aber dann auf einmal machten die Wikinger halt. Erst jetzt schienen sie zu begreifen, dass der Nachtschatten nicht einfach so weg geflogen war, sondern sich bedrohlich vor das Mädchen stellte und versuchte, zu beschützen. Die Männer stoppten und konnten ihren Augen nicht trauen, was sie da sahen. „Seht euch das an. Der Nachtschatten scheint die Göre da zu beschützen. Was sollen wir jetzt tun?", fragte einer dumm in die Runde. „Ich weiß es auch nicht.", ergänzte ein zweiter.
Doch dann schien einer, der wahrscheinlich ein bisschen Verstand in seinem Gehirn zu haben schien, an zu sagen: „Na und? Den Nachtschatten besiegen wir mit Leichtigkeit. Wir werden ihn Dagur bringen, damit er uns reich belohnen wird. Wir sind doch in der Überzahl und können die zwei doch da mit Links besiegen. Nachtschatten hin oder her und mit dem Mädchen können wir dann unseren Spaß haben." Auf diese Rede hin folgte von dem einen Berserker ein finsteres Kichern. Die anderen verstanden und schiene sich von diesen Worten verführen zu lassen. Und in der Tat wollte Dagur einen Nachtschatten schon lange haben. Sicherlich würden sie dann von ihrem Anführer reich belohnt werden, wenn sie ihm zumindest den toten Körper diesen bringen würden.
So zogen sie alle ihre Schwerter und machten sich bereit, zuerst den Nachtschatten kalt zu stellen, um sich dann an dem Mädchen zu vergnügen. Langsam und bedrohlich näherten sie sich den beiden.
Hicks machte sich bereit. Bereit diese Männer von Astrid fern zu halten und sie so gut es ging zu beschützen. Niemand sollte sich an ihr vergehen. Niemand sollte ihr auch nur ein Haar krümmen. Das schwor sich Hicks hoch und heilig. Sie sollte nicht leiden. Sie sollte glücklich weiter leben und dafür würde der ehemalige Mensch schon alles geben. Vor allem da Astrid wohl das einzige war, was er noch hatte. Und wenn er die Männer vor ihm tot beißen müsste, um an dieses Ziel zu gelangen.
Als er auf die Berserker los stürmen wollte, meldete sich auf einmal wieder die Stimme von Ohnezahn wieder. „Mach das nicht Hicks. Ihr würdet beide eines qualvollen Todes sterben! Bitte nicht!" - „Hast du etwa einen besseren Einfall? Wie soll ich sonst etwas ausrichten können. Sie würde vergewaltigt werden und das lasse ich nicht zu!", sprach Hicks mit ernster Tonlage zurück und wollte sich wieder den Männern vor ihm zuwenden, als der Nachtschatten wieder unterbrach. „Bitte Hicks nein. Du musst jetzt fliegen. Oder besser gesagt ich kann es machen, damit ihr von Berk fliehen könnt, denn du schaffst das nicht alleine. Nur mit mir könnt ihr beide noch lebend hier aus dieser Sache heraus kommen, wenn du mich nur lassen würdest!"
Doch Hicks blieb der Sache nicht ganz treu. Irgend etwas wollte doch der Nachtschatten von ihm. „Und was soll das genau sein. Ich kann wohl schlecht in diesem Moment auf einmal fliegen und wie willst du weiter da helfen?! So schnell kann ich das nicht lernen!" - „Eben und darum lass mich die Kontrolle über deinen Körper übernehmen. Ich kann fliegen. Ich weiß, wie man einen Plasmaball abschießt und sich verteidigen kann. Du musst mich nur lassen!" Doch Hicks wurde bei diesen Sätzen nur noch mulmiger. „Und wie kannst du mir versichern, dass du nicht die Kontrolle über meinen Körper behalten willst und mich dafür in den letzten Winkel des Verstandes sperrst?"
Ohnezahn wusste nicht, was er tun sollte. Hicks wollte einfach nicht einlenken, dass er für kurze zeit die Kontrolle über seinen Körper haben würde. So musste er anders ran gehen: „Versteh doch Hicks. Entweder wir sterben jetzt hier alle drei und dann war es das, oder du überlasst mir so lange die Kontrolle über deinen Körper, bis wir auf einer sicheren Insel angelangt sein würden. Dann ziehe ich mich auch wieder zurück und lasse wieder dich ans Steuer. Vertraue mir doch endlich mal richtig!!!", hämmerte er förmlich in seine Gedanken. Er appellierte an Hicks so gut er nur konnte, denn nur mit seinem Einverständnis könnte er auch die Kontrolle über seinen Körper erlangen.
Hicks fühlte sich hin und her gerissen. Was sollte er denn nun tun? Wenn Ohnezahn recht hatte und ihn nur kurz kontrollieren würde, dann wäre alles gut, doch konnte er wirklich dem Nachtschatten vertrauen? Sicher konnte er sich nicht sein, doch als der junge Wikinger sah, mit welchen Waffen die Berserker ausgerüstet waren und er durch seine mangelnde Erfahrung im Kampfe als Drachen nicht eigentlich Chancen hatte, musste er drauf einlenken. Er würde es vielleicht bereuen, doch dafür würde Astrid am leben bleiben und nur das war ihm jetzt in diesem Augenblick wichtig.
„Versprichst du es mit Ohnezahn, dass ich meinen Körper wieder erlangen werde und du dich wieder zurück ziehst?" - „Ich gebe mein großes Drachenehrenwort darauf und das gebe ich nicht vielen. Als darf ich, denn ohne dein Einverständnis geht das nicht. Der Zugang bleibt mir sonst verwehrt!"
Hicks überlegte noch einmal für einen kurzen Moment. Doch lange konnte er es nicht, da die Berserker ihn und Astrid langsam von allen Seiten einkreisten, wie Wölfe, die nur darauf warteten, sich auf ihre schwache Beute zu stürzen.
Doch Hicks musste einlenken. Vielleicht würde er es bereuen, doch jetzt blieb ihm keine andere Wahl. „Na gut Ohnezahn du darfst die Kontrolle über meinen Körper haben, doch bitte helfe Astrid, damit sie auf alle Fälle weiter leben kann!" - „Gut Hicks, mache ich!"
Dann auf einmal überkam Hicks ein ganz komisches Gefühl. Er konnte zwar immer noch sehen und hören, was um ihn herum alles geschah, doch konnte er den Rest seines Körpers nicht mehr fühlen. Als ob alles taub wäre und er nur noch ein Schatten seiner selbst war, hatte er jedwede Kontrolle über seinen Körper verloren. Er konnte nur noch sehen und hören, was um ihn herum passierte. Er versuchte nur noch in Gedanken zu sagen: „Los Ohnezahn. Bitte mach irgend etwas!" - „Wird schon erledigt.", kam es prompt als Antwort.
Astrid wusste nicht, was auf einmal mit Hicks los war. Urplötzlich ein langsam lauter werdendes Rauschen, als plötzlich ein Plasmaball in die Mitte der Berserker gefeuert wurde. Dann auf einmal drehte sich der Nachtschatten um und deutete mit einer Kopfbewegung, dass sie wohl aufsteigen sollte. „Ist gut Hicks." Sie wusste zwar nicht, was sie da genau sagte, doch wie aus einem Reflex heraus steig sie auf den Rücken des Drachens. So schnell sie nur konnte, denn die Wikinger vor ihr würden nicht lange zögern, sie jetzt schnell an zu greifen.
Ohnezahn musste sich kurz daran gewöhnen, wieder in einem Körper zu stecken und die volle Kontrolle zu haben. Aber nur kurz, denn um sich genau daran an zu passen blieb einfach keine Zeit. Als Astrid auf seinem Rücken Platz genommen hatte, breitete er so schnell wie möglich seine Flügel aus und schnellte in den Himmel. Er konnte spüren wie der Wind um ihm pfiff. Wie er das doch vermisst hatte, aber konnte er sich leider nicht allzu lange freuen. Denn schon schossen Pfeile an ihm vorbei und er musste nochmal das Tempo erhöhen.
Astrid klammerte sich indes so gut es ging an den Nachtschatten. Sie hatte keine Ahnung, warum Hicks auf einmal fliegen und Feuer speien konnte, doch war es ihr auch in diesem Moment egal gewesen, denn sie flohen. Doch wohin, wusste sie nicht genau.
Hicks indes musste alles mit ansehen. Er freute, sich dass sie es geschafft hatten, doch mussten sie nun eine Insel finden, die sicher war und das konnte dauern...
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Der Fluch des Nachtschattens
FanfictionHicks verfolgt nur ein Ziel: Der beste Drachentöter zu werden, den die Welt je gesehen hat. Als er jedoch bei Grobians Drachenunterricht nicht zugelassen wird und niemand sich für die Interessen des Häuptlingssohns einsezt, bekommt er eine Chance, e...