Verwunderung und Fragen

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Die weitere Nacht konnte keiner von beiden mehr richtig schlafen. Ohnezahn und Hicks dachten einfach zu lange über diesen Traum nach. Beide hatten den selben und niemand konnte es sich genau erklären, warum. Immer waren die gleichen Träume ein Zeichen von Göttern gewesen, also laut der Mythologie der Wikinger aber, das konnte auch nicht sein. Ohnezahn konnte es sich zumindest nicht vorstellen. Aber hatte der Nachtschatten, der in Hicks Körper gefangen war, doch schon mal etwas über die gleichen Träume von Drachen gehört, wenn sie dich beieinander schliefen, oder wie in diesem Fall, die beiden Geister vereint in einem Körper waren.
„Hicks...das könnte es sein.2, sprach er in Gedanken zu dem Wikinger, der seinen Blick zu Astrid schweifen ließ, und beobachtete, wie sie schlief. „Sie ist so ein Engel, wenn sie schläft...", kam es von ihm in einem schwärmerischen Ton. Er hatte es erst gar nicht gemerkt, dass Ohnezahn zu ihm gesprochen hatte. Lieber wollte er sich von diesem schrecklichen Albtraum ablenken, aber was sein bester Freund ihm sagen wollte, war eigentlich keine erfreuliche Nachricht. Sie sollte Hicks sogar noch weiter verunsichern und Angst machen.
„Hicks, nun höre mir doch endlich mal zu!", sprach der Nachtschatten schon etwas strenger, denn irgendwie musste er Hicks Aufmerksamkeit gewinnen. „Hm? Was ist denn Ohnezahn? Du musst schon nicht so in meinen Gedanken schreien." Hicks wandte seinen Blick von Astrid ab und legte seinen Kopf auf seine Vorderpfoten. Ruckartig atmete er aus, bevor er wieder einen Tiefen Atemzug nahm. „Also Kumpel, was wolltest du mir sagen?" - „Es geht um den Traum, den wir beide hatten. Es könnte etwas mit Drachenmagier zu tun haben, jedoch könnte es dir nicht gefallen."
Jetzt war Hicks ganz Ohr. Ohnezahn könnte vielleicht etwas über diesen Traum wissen, und warum sie ihn beide hatten? Sicherlich würde es ihm Angst machen, so, wie er es gesprochen hatte, aber er musste es hören und selbst wenn es ihn zur Furcht bringen würde. „Schieß los Kumpel.", forderte er seinen Freund auf.
„Gut Hicks. Es ist eine alte Erzählung, dass Drachen, die Magie besitzen und beste Freunde zueinander sind, manchmal die gleichen Träume haben können. Dazu muss aber die Magie in beiden von ihnen ungeheuer Stark sein, oder zumindest in einem diese so mächtig, wie die eines Alphas." Hicks brummte bestätigend, aber verwirrt war er auch. Sollte das etwa bedeuten, dass er eine sehr starke Drachenmagie in sich beherbergte und davon nichts wusste? Vielleicht lag das am Fluch, mit dem ihn sein bester Freund belegt hatte, als sie noch verfeindet waren. Jedoch horchte Hicks ihm weiter.
„Jedenfalls können diese Träume gewollt, also mit Willenskraft auftreten, oder auch per Zufall. Aber besitzen diese Visionen eine Macht, wie sie keiner kennt. Diese Träume sind Voraussagungen in die Zukunft. Sie können entweder eintreffen oder nicht. Die Chancen stehen dabei fünfzig zu fünfzig." Hicks war geschockt, als er das sagte. Sofort stellte er seine Ohren auf, seine Pupillen wurden weit vor Schock und brummte ganz beunruhigt.
„Willst du damit sagen Ohnezahn, dass einer von uns bald von Drachenfängern gejagt und den Tod in Form des Sturzes von einer Klippe finden wird?!" Der Schock saß tief in seiner Stimme Hicks konnte es wirklich nicht fassen, was sein bester Freund da eben erzählt hatte. Würden sie beide sterben, oder nur einer von ihnen? Jedenfalls hatten sie beiden diesen Traum.
„Bitte sage, dass das nicht wahr ist Ohnezahn. Bitte!" Tränen kamen ihm in die Augen. Es schockte ihn wirklich, was Ohnezahn ihm gesagt hatte. War dieser Traum tatsächlich die Zukunft? Würden sie den Tod finden?
„Bitte Hicks, du darfst den Mut nicht verlieren." Ohnezahn bemerkte sofort, dass es seinem besten Freund sehr nahe ging, dies zu hören. Hicks wollte nicht sterben, das wusste er genau, denn sie hatten hier ihre Familie, um die sie sich sorgen mussten. Und selbst der Nachtschatten wollte wenigstens sehen, wie sein Nachtklaue aufwachsen würde. „Den Mut verlieren? Ohnezahn, wenn das Eintrifft, dann werden wir beide, oder einer von uns sterben. Weißt was das heißt?" Hicks war aufgebracht und wütend. Er wollte es einfach nicht wahr haben, dass dies geschehen könnte. Aber Ohnezahn versuchte ihn zu beruhigen.
„Bitte Hicks, noch ist nichts entschieden. Diese Vision haben nur eine Chance von fünfzig Prozent, dass die wahrscheinlich eintreffen werden. Sicher war man sich da noch nie gewesen." - „Und wenn es doch eintrifft?!", entgegnete Hicks Ohnezahn sehr grob. „Na und wenn schon. Wir können das auch versuchen zu verhindern. Wenn ich deine Drachenmagie trainieren werde und u mächtig wirst, können wir es schaffen, auch das Schicksal zu überlisten. Glaube mir Hicks. Und wenn wir schon solche Träume gemeinsam träumen, dann muss die Drachenmagier wirklich stark in dir sein. Selbst ich kann nicht solche Visionen erhaschen. Dadurch haben wir einen Vorteil."
Ohnezahns Worte fanden erst nacheinander und sehr langsam Anklang auf Hicks Ohren, der sich aus Verzweiflung gar nicht erst richtig öffnen wollte. Aber trotzdem. Es waren beruhigende Worte, die Hicks wieder Hoffnung bereiteten. Wenn das wahr war, was Ohnezahn ihm da gerade gesagt hatte, dann könnten sie durch die starke Drachenmagier es wirklich schaffen, die Zukunft zu ändern. Hicks müsste nur seine Kräfte erwecken und trainieren und Training war eh immer eine Spezialität des jungen Wikingers gewesen.
„Weißt du was Ohnezahn. Das machen wir!", kam es schon entschlossener von ihm. „Wir werden die Drachenmagie trainieren und versuchen, der Zukunft eins vor den Latz zu knallen. Ich bin Wikinger, und wir lassen uns nie unterkriegen." - „Und wir Nachtschatten erst recht nicht!" Auch Ohnezahns Stimme klang nun enthusiastischer. Beide schienen Blut geleckt zu haben, um das Wissen der Drachenmagie zu erweitern.
„Aber Kumpel, wann sollst du mich unterrichten. Wir sind in einem Körper und ich muss mich um ein ganzes Dorf kümmern. Der Winter steht bevor." Der vorherige Optimismus schwang schnell wieder in eine bedrückende Stimmung um.
Es stimmte ja und war nicht zu leugnen, dass Hicks jetzt der Anführer des neuen Berks war. Sein Vater starb im Kampf und nun hatte er die Laster eines Häuptlings auf seinen Schultern. Jedoch gab es eine Lösung.
„Am besten wäre es Ohnezahn, wenn Astrid das Oberhaupt übernehmen würde. Sie ist ja meine Lebenspartnerin und bald auch meine Frau und besitzt laut Tradition das Anrecht, falls das eigentliche Oberhaupt sich nicht im Stande fühlt, zu herrschen, diesen Posten zu vertreten. Ich bin als Drache eh nicht gerade dazu im Stande, ein Dorf zu regieren. Also könnte sie das doch machen Ohnezahn." Der Nachtschatten dachte kurz nach. Hicks würde zwar seine Aufgabe als Stammesoberhaupt abgeben, jedoch würde es ihm aber auch ermöglichen, die Fähigkeiten der Drachenmagie auszubilden. Eigentlich kein schlechter Plan. Und eh war ein Mensch für die Leitung eines Wikingerdorfes besser geeignet, als ein Nachtschatten. Hicks konnte ja mehr oder weniger nur beim Aufbau zur Hand gehen, aber selbst das, war größtenteils Menschenarbeit. Was blieb ihm als anderes übrig, als zu zustimmen.
„Genau Hicks So machen wir es. Astrid kann sicher die Oberhand über 41 Wikinger behalten. Ich schätze sie eh als die geborene Anführerin ein, so bestimmend, wie sie manchmal herüber kam." Hicks musste lächeln. Ohnezahn hatte vollkommen recht damit. Astrid wäre wirklich die perfekte Frau für diesen Job.
„Am besten ich werde es ihr gleich morgen beim Frühstück erzählen. Sie wird sich damit schon abfinden. Und als Oberhaupt kann ich ihr auch wenn Nöten ein Befehl erteilen, die Leitung, was ich aber nur ungern tun würde." - „Gut Hicks, mache das. Und wenn die andere das Dorf fertig stellen, suchen wir uns ein Platz, wo wir deine Kräfte trainieren können. Hicks. Wenn das klappt und deine Magie wirklich sehr stark ist, dann könnten wir nicht nur das Schicksal ändern. Wir wären auch in der Lage, möglicherweise, wieder unsere alten Körper zu erlangen. Oder wenigstens einen neuen Körper für mich zu erschaffen." Der Enthusiasmus war bei beiden wirklich um ein ganzes Stück gewachsen. Er würde Hoffnung für beide geben.
Hicks und Ohnezahn freuten sich schon darauf. Nach dem Frühstück, so hatten sie es sich jetzt fest gelegt, würde es los gehen. Das Training für die Drachenmagie. Es war ihre Pflicht, dies zu tun, denn sie wollten diesen Traum, diese Vision nicht wahr werden lassen. Sie wollten wieder ihre Körper zurück. Und vor allem wollten sie erst gar nicht wissen, wer dieser komische Mann im Traum war. Doch etwas war merkwürdig an ihm. Ohnezahn kam er bekannt vor...

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt