Hicks als Lehrer

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Immer noch schritten sie zur Arena. Sie hatten sich mittlerweile wieder auf dem Weg eingefunden und schritten etwas schneller. Hicks wollte ja die neuen Schüler nicht warten lassen und so legte er einen strammen Schritt an den Tag, mit dem selbst Astrid nicht ganz mithalten konnte. Sie war wohl eine schnelle Läuferin, doch selbst der Gang von ihrem Freund war ziemlich hart. Vielleicht machte er es, um ein wenig Abstand von ihr zu gewinnen. Und vielleicht auch mit Recht, denn schließlich hatte sie ihm gerade ein Ultimatum gestellt. Wenn er heute nicht bis Abend seinen Zustand seinem Vater und dem gesamten Dorf nicht erklärte, dann würde es erstens Astrid für ihn erledigen und ihn sicher dazu zwingen, ihnen seine Hand zu zeigen. Und nebenbei auch noch Kuschel und Sexentzug. Das waren harte Bedingungen, doch Hicks willigte ein. Nicht nur daraus, dass er es, um weiter hin in Frieden mit den Berkianern zu leben, auch wenn er ein Nachtschatten sein würde, sondern auch, weil er mit Astrid weiter kuscheln wollte. Das wäre eine viel zu große Folter für den jungen Meister gewesen.
Aber na gut, er würde sich bald in einen Nachtschatten verwandeln. Da würde es eh Sexentzug geben und vielleicht sogar für immer. Und der ganze Vorgang endete in einigen Tagen. Da musste er sich ranhalten und lieber ihr Ultimatum erfüllen. Ja, denn sonst wäre er dran. Oder wollte Astrid auch mit ihm als Drache intim werden. Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Er würde sie sicher verletzen, was er auf keinen Fall zulassen könnte. Dann lieber nur schmusen und sich küssen. Das müsste vollkommen ausreichen und auch nicht mehr.
Immer weiter kamen sie der Arena näher. Hicks dachte noch weiter so nach. Hier hatte er sich zu erkennen gegeben und hier würde er auch die neuen Schüler unterrichten wollen. Zwar nur noch in wenigen tagen als Mensch, aber vielleicht könnte er dann immer noch. Er müsste nur alle eine Erklärungen in den Boden ritzen und die Schüler müssten dann wohl auf seine Brüller hören, wenn sie etwas falsch gemacht hätten. Aber das würden sie sicher noch irgendwie hin bekommen, denn schließlich wäre Hicks kein schwarzer Tod. Astrid könnte ihm sicher auch bei der ganzen Sache behilflich sein, denn auf sie konnte er immer bauen. Sie waren sich zwar erst in den letzten Tagen näher gekommen, doch auch schon vorher und wie sie ihm auch gestanden hatte, hatte sie sich schon eine ganze Weile in ihn verliebt gehabt. Sie konnten es ihm bloß noch nicht richtig zeigen, ohne sich vor dem ganzen Dorf hätte lächerlich machen zu wollen. Aber nun, da die Katze aus dem Sack war, da konnte sie ihn mit vollem Genuss lieben. Alle akzeptierten Hicks, genau so, wie er war. Aber würden sie ihn auch als Nachtschatten akzeptieren? Als Drachen? Diese Frage rauschte durch seinen Kopf und wollte nicht so richtig beantwortet werden. Denn immerhin würde er weiter ein leben als Drache führen.
Die Frage könnte nur die Zeit und die fortlaufenden Ereignisse beantworten. Es bleib ab zu warten, wie jeder einzelne Dorfbewohner darauf reagieren würde. Wie sie als Gemeinschaft darauf reagieren würden. Hicks wusste nur zu gut, wenn einer von ihnen etwas dagegen haben könnte und hätte halbwegs glaubwürdige Gründe dafür, dann könnten schnell die abergläubischen Wikinger ihm folgen und das fürchtete jener, der schon bald nicht mehr als Mensch durch die Straßen dieses so doch gemütlichen Dorfes spazieren könnte. Doch das lag noch in der Ferne. Zumindest glaubte es Hicks so zu wissen. Er glaubte, vermutete.
Astrid war hingegen erst einmal ein wenig erleichtert gewesen, denn sie konnte ihren Freund dazu überreden, es seinem Vater und dem Dorf zu sagen. Sicher. Sie hatte ihm angedroht, es selbst zu sagen, doch mit dem Sexentzug hatte sie ihn wohl herum bekommen. Damit hätte man sicher jeden Freund herumgekriegt, sei er normaler Wikinger oder schwarzer Tod. In der Hinsicht, hatte Astrid gewonnen und sie wusste, dass dieser Triumph, von ihren Seiten her, etwas gutes für Hicks bewirken würde, denn es würde helfen, ihn auch als Nachtschatten in das Dorf zu integrieren. Die Dorfbewohner könnten sich daran gewöhnen. Und ganz klar sie würden auch Fragen stellen, die nicht gerade angenehm sein würden, doch besser jetzt, als dann. So könnte Hicks auch den abergläubischen unter ihnen erklären, dass er immer noch seinen menschlichen verstand besäße und nur in anderer Form auftreten würde. Denn Astrid fürchtete diese Leute. Sie konnten alles anders deuten und es so interpretieren, dass es schlecht für sich und das Dorf wäre. Und das fand die junge Wikingerin gar nicht gut. Aber könnte man sie rechtzeitig aufklären, was mit Hicks passierte und dass es gegen seinen Willen geschah, dann würden sie ihn sicher so akzeptieren, wie er war und außerdem war ihr freund ja der Held des Dorfes. Er hatte ja Rotzbackes wahres Gesicht gezeigt und ihn entstellt, als auch entblößt. Er hatte mehrere hunderte Drachen beim letzten Angriff im Alleingang besiegt und erlegt. Und nicht zum Schluss auch noch den unheiligen Emporkömmling aus Blitz und Tod höchst persönlich: Den Nachtschatten.
Aber genau dem hatte Hicks jetzt diese Misere zu verdanken. Und Hicks hatte ihr erzählt, dass er in seinen Gedanken weiter leben würde. Es war ein bisschen unheimlich für die junge Wikingerin, dass sich angeblich zwei Seelen einen Körper teilten. Sie könnte gestern Nacht entweder mit Hicks oder dem Nachtschatten geschlafen haben. Das fand sie unheimlich, denn sie konnte nicht wisse, ob auch der Geist dieses Drachen von Hicks Besitz ergriffen hatte. Sie konnte es nicht wissen.
Aber so wie er vor ihr stand und sie anlächelte, konnte sie sich diese Antwort denken. Dem war nicht so. Hicks hatte sich selbst unter seiner Kontrolle. Und daran würde sich auch nichts ändern. Der Nachtschatten würde ihn nur begleiten und ihn mahnen, so wie ihr Freund es ihm gesagt hatte. Doch unangenehm war es schon gewesen, denn es hatte jemand technisch gesehen zu geschaut, als sie es gemacht hatten. Das kam Astrid doch schon ein wenig gruselig vor, denn es würde so sein, als stehe Rotzbacke im Türrahmen, wenn sie sich geliebt hätten. Aber na gut. Lieber ein Nachtschatten, als Rotzbacke, den sie nie wieder sehen würde. Auch zum Glück. Ihr kam nämlich gleich wieder dieses unwohle Gefühl hoch, wenn sie an seinen Namen dachte. Und dazu noch der folgende Brechreiz. Der Typ war ja aber auch nur zum kotzen gewesen. Aber jetzt war er ja weg gewesen und sie konnte sich ganz ihrem Hicks hingeben, so langer er noch ein Mensch sein würde.
Am liebsten hätten sie jetzt nichts gemacht, Einfach nur die Zweisamkeit genossen und sich an einen schönen Ort verkrochen. Doch Hicks war so stur und wollte unbedingt den Alltag nicht abbrechen lassen. So folgte sie ihm und vielleicht könnte sie auch noch etwas lernen, was sie bei Grobians Unterricht nicht bei gebrach bekommen hatte.

„So meine lieben Schüler und Schülerinnen. Heute beginnt euer Unterricht hier an der Drachenakademie in Berk. Also ihr wisst ja, wer ich bin und nun ja. Grobian hatte sich aus dem Dienst als Lehrer, der euch das Drachentöten beibringen soll, verabschiedet. Nun werde ich das übernehmen und ich muss euch gleich sagen, dass es hart wird. Ihr werdet schwitzen und vielleicht auch bluten. Niemand geht ohne Narben aus dem Training mit einem schwarzen Tod. Doch um das zu vermeiden, versucht ihr alle meine Anweisungen zu befolgen, ist das klar!" - „Ja, Her Haddock"
Hicks unterwies seine Schüler mit der nötigen Strenge und Disziplin. Grobian war zwar ein guter Freund des jungen Meisters gewesen, doch war der Unterricht von Hicks Vorgänger zu lasch und dürftig. Also sollte sich hier noch einiges ändern. Für die Kinder würde eine harte zeit vor bestehen, doch da müssten sie durch, um richtige Drachentöter zu werden. Doch er war noch nicht fertig mit seiner kleinen Rede.
„Da wir in der letzten Zeit einen Mangel an Trainingsdrachen haben und uns auch jetzt leider keine zur Verfügung stehen, werden wir auf Mehltaus ehemaligen Grundstück trainieren. Dort befindet sich ein Parkuhr, den mein alter Meister und ich aufgebaut hatten. Er ist hart. Sehr hart. Fast so, als würde man einem wirklichen Drachen begegnen. Und vielleicht sogar noch schlimmer. Also bitte seit wachsam, denn viel Fallen auf diesem Gelände sind absolut tödlich. Doch bis dahin werden wir leicht anfangen. Wir begeben und nun zum Parkuhr. Aber zu Erwärmung rennen wir da hoch. Und keine Müdigkeit vortäuschen, denn ein Drache macht auch keine Pause, wenn er zu müde ist, um euch an zu greifen. Also los!"
Sofort ging es los. Sie rannten alle Hicks hinterher in einer Reihe hinaus aus der Arena und den Berk hoch. Astrid bildete die Nachhut, denn sie wollte auch etwas von dem intensiven Training haben, dass Hicks schon jetzt bei den Schülern so manche Spitznamen brachte. Aber sie lief einfach weiter und dachte nicht weiter daran, denn Hicks Tempo war schnell. Viele der Schüler konnten da schon nicht mithalten, obwohl sie eigentlich sehr sportlich waren. Hicks schien das zu bemerken, und da es ja ihre erste Stunde war, schraubte er das Tempo ein wenig zurück, sodass sie wenigstens sich nicht ganz so anstrengen mussten. Schließlich sollten sie noch heute erste Übungen im Parkuhr machen. Morgen dann würde trockene Theorie dafür auf dem Plan stehen. Es würde wirklich nicht leicht werden, unter Hicks Fittichen, ein guter Drachentöter zu werden. Zu lange litt das Dorf an Grobians Unterricht.
„So da wären wir. Wir machen eine kurze Pause, dann geht es schon mit den nächsten Übungen weiter. Ihr sollten eure Körper ein bisschen dehnen und auch etwa trinken. Hier gleich um die Ecke befindet sich eine Quelle mit frischem kalten Wasser. Da könnt ihr eure Trinkbeutel auffüllen." Das war wie eine Erlösung für die Schüler, denn sogleich rannten sie los zur Quelle und füllten ihr Beutel auf. Nicht nur das, denn sie wuschen sich auch den Schweiß von ihren Körpern. Hicks Training war wirklich sehr hart und wenn das die Erwärmung sein sollte, dann wussten sie auch nicht weiter.
Hicks und Astrid standen da und sahen zu, wie die Kinder sich ein wenig erfrischten. Einige sahen jetzt schon ziemlich geschafft auf. Hicks hingegen hatte nicht mal Schweißperlen auf der Stirn. Er war nicht mal aus der Puste, obwohl sie zwei Meilen stramm den Berg hoch gelaufen waren. Für Astrid war das auch schon ansengend gewesen. Sie atmete tief durch, doch dann ging es schon wieder.
„Hicks du musst bedenken, dass viele von ihnen nicht solch einen starken Willen besitzen, wie du. Du solltest etwas langsamer heran gehen." Hicks atmete kurz tief ein und wandte sich zu seiner Freundin, die doch ein wenig rot vor Anstrengung im Gesicht war.
„Vielleicht hast du recht. Ich werde heute nur zwanzig verschiedene Übungen machen. Die Hälfte von dem, was ich eigentlich geplant hatte." - „Bist du von allen guten geistern verlassen? Zehn reichen doch völlig!", kam es etwas grob von Astrid. Sollten die Kinder etwas heute nach Hicks Vorstellung vierzig verschiedene Übungen absolvieren, obwohl es für berkianische Verhältnisse ziemlich warm war? Aber na ja Hicks war eben ein schwarzer Tod und einer der besten noch hinzu. Man konnte schon erwarten, dass solch ein Lehrer auch ein strenges Training erwartete und das von seinen Schülern abverlangte.
„Ja Astrid hast recht ich werde....ARG..." Auf einmal zuckte Hicks vor Schmerzen zusammen sein Arm verkrampfte sich und ein stechender Schmerz ging von da aus, wo schon heute Früh sich die ersten Anzeichen des Fluches sichtbar gemacht hatten. Er zog noch schnell seinen rechten Handschuh aus und krempelte seinen Ärmel hoch. Zusätzlich wandte er sich von den Schülern ab, damit die, immer noch beschäftigt, ihren Durst zu stillen, es nicht bemerkten. Astrid jedoch konnte genau sehen, was vor sich ging. Das schwarze schuppige etwas wanderte immer weiter aus auf seinem Arm. Er breitete sich aus, bis schon fast der ganze Arm davon betroffen war. Immer weiter breitete es sich aus, bis es sogar die grenze zu seinem hoch gekrämpelten Ärmel erreicht hatte. Hicks konnte es nicht fassen. Es ging schneller von statten, als er dachte. Seine Fingernägel formten sich langsam zu klauen.
Und als der Schmerz wieder weg war, hatte Hicks arm diese schwarze schuppige Gestalt angenommen. Seine Fingernägel waren Krallen geworden.
Schnell krämpelte er alles wieder zurecht und zog den Handschuh drüber. „Hicks du musst es so schnell wie möglich sagen. Es breitet sich viel zu schnell aus.", sagte Astrid mit besorgter Stimme. „ich mache es.", kam es von Hicks.
„Was macht Meister Hicks?", kam es von hinten. Hicks wandte sich zu seinen Schüler, die zum Glück nicht viel mit bekommen hatten. „Ich werde das Training heute halbieren, da es so warm, ist. Und das mit meine Hand war nur ein doofer Krampf."
Darauf trainierten sie noch ein bisschen, brachen aber wegen der Erschöpfung der Schüler und des für den herbst warmen Tages ab...

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt