Hakenzahns Leidensweg 2

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Geschockt hörten Hicks und Ohnezahn dem Albtraum zu. Hakenzahn kämpfte mit seinen Emotionen, doch wollte er die Geschichte zu Ende erzählen. Immerhin waren die Fragen, die Hicks, von ihm gerne wissen wollte noch nicht beantwortet. Der rostrote Drache machte also keinen weiteren Hehl draus und begann weiter zu erzählen:

>>...Als wir uns in der Luft befanden und uns die Drachen des Feindes von allen Seiten einkreisten griff Panik um sich. Viele meiner besten Freunde, die ich als die mutigsten unter allen Drachen in Erinnerung hatte, ergriffen auf einmal die Flucht, ohne richtig zu wissen, was sie taten.
Sie waren von der Anzahl des Feindes einfach so geschockt, dass sie keinen weiteren Ausweg für sich finden konnten. Doch blieb es nicht dabei. Andere folgten ihnen und dachten sich, dass sie vielleicht eine Chance haben könnten, wenn sie ganz schnell, einzeln über die heran nahenden Drachen weg fliegen könnten.
Aber dies sollte sich als fatale Fehlentscheidung heraus stellen. Mit meinen eigenen Augen musste ich mit ansehen, wie meine besten Freunde von den anderen Drachen gepackt und zu Boden gerissen wurden. Ihre Schreie des Schmerzes dringen bis jetzt durch meine Ohren.
Ich kann es einfach nicht vergessen. Diese Grausamkeit mit der sie vorgingen. Sie verbissen sich so stark in ihnen, dass das Blut förmlich vom Himmel regnete und die Nadeln der Bäume rot färbte. Ein Szenario, das ich mir nicht einmal in den schlimmsten Albträumen hätte vorstellen können. Sie waren so grausam, so skrupellos. Diese Drachen mussten eine schwarze Seele haben, wenn überhaupt. Oder etwas anderes machte ihnen so zu schaffen, dass sie gar nicht anders konnten, als diese Grausamkeiten zu begehen, obwohl letztes ich als sehr unwahrscheinlich betrachtete.
Als die, die in Panik geflohen waren, vom Feind verschleppt worden waren, wandten sich diese Greifer, so nannte ich sie einfach mal, wieder uns zu. Sie umkreisten uns und warteten nur auf eine passende Gelegenheit, uns anzugreifen. Immer enger zogen sie ihre Kreise und leckten sich die Zähne, als ob sie es genießen würden, sich in das Fleisch von anderen Drachen zu verbeißen.
Aber es geschah nichts. Sie rückten auch nicht näher. Sie flogen einfach um uns umher und umkreisten uns wie Wölfe in der finsteren Nacht.
Es war gruselig. Jederzeit hätten sie blitzschnell angreifen und einige verschleppen können. Was auf den Schiffen dann mit ihnen passieren würde, wollte ich mir am besten gar nicht ausmalen. Ich kannte die Geschichten von Drachenjägern nur zu gut. Sie reißen einem die Haut bei lebendigem Leibe vom Körper. Sie trinken das Blut der Drachen und verwerten jedes Teil auf die möglichst perversesten Arten, die man sich nur vorstellen konnte. Ich hasste sie dafür.
Es lief mir kalt den Rücken herunter, als ich daran dachte. Meine armen Freunde und wir konnten nichts tun. Wir Riesenhafte Albträume, die sonst so zahlreich waren und und vor nichts fürchten mussten, waren wie Schlachtvieh zusammen gepfercht worden, nur auf den Moment zu warten, in dem das Beil unser aller Leben beenden würde.
So konnte es doch nicht enden. Für uns doch nicht.
Panik griff weiter um sich. Die weinenden Mütter hielten ihre Kinder fest in den Klauen und drückten sie an sich, um sie ein wenig zu beruhigen. Doch schafften sie es nicht. Das Wehklagen war so laut und brachte uns vielen solch eine Angst ein, dass ich es mit Worten gar nicht beschreiben konnte. Immer wieder ertönten die hohen und grässlichen Schreie dieser Greiferdrachen und jagten dem ein oder anderen nur noch mehr Angst ein. Es war einfach schrecklich. Viele konnten nicht mehr.
Das schlimmste jedoch stand uns allen noch bevor, denn wir konnten hören, wie Menschen an Land gingen. In der Zeit, als wir uns oben in der Luft auf das dichteste zusammen gepfercht hatten, waren die Drachenfänger so weit gewesen, dass sie mit ihren Männern und Waffen an Land gehen konnten.
Es mussten hunderte laut den Schiffen sein, wenn nicht gar tausende. Es jagte mir einen kalten Schauer dei, bei dem Gedanken, dass wir alle auf die grausamsten Arten und Weisen sterben würden. Diese Nacht würde keiner von uns überleben, dachte ich mir.
Der Spuk ging erst richtig los, als die ersten Menschen direkt unter uns waren. Sie waren in schwarze Rüstungen gekleidet oder trugen Felle, um ihre Gesichter zu verbergen. Einige waren weiß. Sicherlich, dass man sie auch im Winter nicht hätte erkennen können. Doch das schlimmste waren ihre Waffen, die sie mit brachten. Und jetzt wurde mir auch bewusst, dass wir einen großen Fehler gemacht hatten. Wir saßen alle in der Falle. In der Luft konnten wir unser Heil nicht suchen, da die Greiferdrachen uns alle eingekreist hatten. Am Boden kamen immer mehr von den Drachenjägern zusammen, um ihre Katapulte, Bolas und Netzkanonen vorzubereiten. Wir hatten keinen Fluchtweg mehr, als sie mit ihren Waffen anfingen uns zu beschießen.
Erst trafen sie nicht, doch ihre Schützen hatten nur Probeschüsse abgegeben. Nur einen Moment später zischen die Netzkanonen und die Katapulte schmissen ihre Geschosse gen Himmel. Es dauerte keine Sekunden, als die ersten von uns eingewickelt wurden und zu Boden fielen. Schreiend und hilflos wurden Familien voneinander getrennt. Mütter verloren ihre Kinder, während die restlichen Väter versuchten sie zu befreien, indem sie sich zu Boden stürzten, um sie zu verteidigen. Erfolglos, denn die Drachenfänger hatten eine Art Blasrohr bei sich gehabt, mit dem sie uns einfach betäubten. Nur nach wenigen Sekunden, war der aggressivste unter uns eingeschlafen und wurde von den Fängern einfach dingfest gemacht.
Doch der Horror ging weiter. Immer mehr Drachen fielen den Netzen der Jäger zum Opfer. Immer und immer mehr fielen vom Himmel und schlugen auf den hart gefrorenen Boden auf. Sie schrien und jaulten vor Schmerzen, als die Drachenfänger sie dingfest machten und anschließend betäubten. Es war schrecklich.
Selbst ich brach in Tränen aus bei diesem Anblick. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte als Anführer versagt. Nur noch ich und einige wenig hielten sich in der Luft. Auch meine Lebensgefährtin hielt sich noch. Aber sollte dieses Glück nicht für lange andauern. Sie schaute mich gerade mit ihren tränen-verschmierten, angsterfüllten Augen an, als sie plötzlich von einer Bola getroffen und in die Tiefe gerissen wurde.
Ich konnte das nicht zulassen. Jetzt wollten sie mir auch noch meine Freundin wegnehmen? Nein. Niemals. Als stürmte ich hinterher. Ich legte meine Flügel ganz fest an meinen Körper, um aufzuholen. Ich musste es einfach schaffen, bevor sie nicht auf dem harten Boden aufschlagen würde. Niemals hätte ich es mir verziehen, wenn sie sich etwas getan hätte. Ich musste einfach schneller sein.
Und zu meinem Glück war ich das auch. Ich packte einige Seile der Bola mit meinen Klauen und breitete blitzschnell meine Flügel wieder aus. Doch um wieder in die Höhe zu steigen, war es zu spät. Es galt jetzt nur noch sie sicher abzusetzen und diese Drachenfänger erst gar nicht an uns heran kommen zu lassen. Die würden es schon sehen, dachte ich mir in diesem Moment. Wenn sie es so haben wollten, konnte ich auch sehr aus der Haut fahren Hicks und du willst mich dann nicht erleben.
Als wir auf dem Boden landeten, kamen sofort welche angerannt. Diese miesen Bastarde von Drachenfängern kreisten uns ein und richteten ihre Armbrüste auf uns. Doch ich knurrte nur böse und fauchte sie an. Meine Freundin in der Zeit jammerte vor Angst. Ich konnte spüren, wie schnell ihr Herz schlug und ihre Aufregung und Angst sich ins unermessliche steigerte.
Ich war verzweifelt. Verzweifelt und von Wut durchtränkt. Wut, dass diese Drachengänger unseren Frieden gestört und so viele von uns verschleppt hatten. Denn in diesem Moment, als ich einmal nach oben blickte, konnte ich sehen, dass keiner von meiner Kolonie mehr flog. Alle mussten sie von den Geschützen des Feindes vom Himmel geholt worden sein.
Als sie näher kamen, wandte ich mich von meiner Freundin ab. Ich konnte sie einfach nicht im Stich lassen und entschied mich für die gefährlichste, aber wohl einzige Wahl, die ich noch hatte. Ich musste angreifen.
Sofort wandte ich mich zu den Männern um, die mich nur erst verwundert anstarrten. Sie wussten sicherlich, was kommen würde, doch waren sie trotzdem von meinem Kampfgeist überrascht.
So wandte ich mich um, brüllte sie erneut an und machte mich gleich an den ersten, der meines Erachtens zu nahe an uns dran stand. Ich ergriff ohne Vorwarnung seinen Körper, schüttelte ihn und schmiss ihn gegen einen Baum. Blutüberströmt fiel der Körper schlaff zu Boden und rührte sich von da an nicht mehr.
Was dann kam, kann man sich ausmalen. Die anderen Drachenfänger wurden aggressiver und griffen mich mit voller Härte an. Sie schossen die Pfeile ihrer Armbrüste auf mich, doch konnte ich halbwegs ausweichen. Nur manchmal streifte mich ein Pfeil und einer traf mich auch in die Schulter. Die Schmerzen waren gewaltig, doch lange nicht so intensiv, wie der Schmerz, dass ich meine Lebensgefährtin verlieren könnte.
Ich musste sie beschützen. Also ignorierte ich den Pfeil in meiner Schulter und nahm mir den nächsten vor. Er war mit einem Schwert bewaffnet und daher konnte ich auch keinen Nahkampf riskieren. Doch hatte ich meinen feurigen Atem und zuckte nicht lange mit der Wimper. Ich spie mit voller Kraft einen Schwall in die Menge der Angreifer, sodass gleich mehrere in Flammen aufgingen und schreiend davon liefen.
Ich konnte sie wirklich für mehrere Momente verteidigen. Das sogar recht gut. Immerhin war ich stark und der Antrieb, meine Freundin zu schützen, war stärker, als alle Schmerzen, die dafür erleiden musste. Ich konnte sie einfach nicht hängen lassen und machte weiter, so wie ich konnte.
Ein Jäger der nur mit einem Dolch bewaffnet war, traute ich zu nah an mich heran, als ich ihn packte und ihn einfach in in der Luft umher schleuderte, bis er sich nicht mehr bewegte. Daher kommt auch die Wunde an meiner linken Gesichtsflanke. Der Mann mit dem Dolch hatte sie mir zugefügt, als sich meine Zähne in seinen Körper bohrten. Doch wie sollte ich anderes meine Freundin verteidigen. Sie waren grausam zu uns, als war ich grausam zu ihnen.
Ich geriet förmlich ein einem Blutrausch. Immer mehr starben durch mein Feuer oder durch meine starken Kiefer. Ich zerschmetterte, zerdrückte sie, oder ließ sie bei lebendigem Leibe in Flammen aufgehen. Sie sollten es zu spüren bekommen, dass sie sich hier mit dem falschen Drachen angelegt hatten. Sie hätten vielleicht den Rückzug angetreten und uns zwei wenigstens in Ruhe gelassen. Doch da sollte ich mich gewaltig täuschen. Immer wieder eilten neue Jäger herbei und nahmen den Platz, de vorher getöteten ein.
Langsam konnte ich nicht mehr und mir war klar, dass ohne ein Wunder die Lage für mich sehr dunkel aussehen würde. Mich hätten sie vielleicht sofort getötet und meine Freundin wäre auf andere qualvolle Art und Weise ums Leben gekommen. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern und wehrte weiter jeden neuen Jäger ab, der kam. Ich war so in einen Blutrausch verfallen, dass ich nicht mehr wahrnahm, wie um mich herum immer mehr Drachen aus meiner Kolonie am Boden gefesselt und dingfest gemacht wurden. Man tötete sie doch gar nicht. Irgend etwas musste also faul sein, doch bemerkte ich es zu spät.
Als die Jäger endlich von mir abließen und begriffen hatten, dass mit mir nicht so leicht zu spielen wäre, war mir die Möglichkeit gegeben, mich ein wenig umzuschauen.
Meine Freundin lag immer noch keuchend und voller Angst in den Seilen der Bola, fest am Boden genagelt, und konnte sich nicht bewegen. Sie jaulte vor Angst. Sie konnte bald nicht mehr. In ihren Augen sammelten sich Tränen und sie wusste genau, dass es für diese Situation keinen Ausweg mehr gab. Wir würden wohl hier den Tod finden, dachte sie. Aber sollten wir uns beide täuschen, denn was dann kam, war weitaus schlimmer, als tausend Tode zu sterben.
Die Jäger blieben auf Abstand. Nur einige zielten mit Armbrüsten auf mich und meine Freundin. Sie hatten meine Botschaft verstanden und warteten einfach ab, bis ich wohl schwach zusammen brechen würde. Doch da täuschten sich sich diese Bastarde gewaltig. Ein Drache kann, wenn es die Not abverlangt, mehr als drei Tage ohne eine Stunde Schlaf auskommen. Und in Friedenszeiten waren wir stets ausgeruht. Es würde lange dauern, bis sie uns zermürben könnten.
Aber was dann kam, konnte keiner von uns erahnen. Als die Männer Platz machten und begannen einen Korridor zu bilden, wurde ein Gesicht preis gegeben, was ich nie wieder vergessen würde. Ein älterer aber stark gebauter Mann trat langsam auf mich zu. Mit seinem hämisch fiesen Grinsen hätte er so manchem Drachen schon das Fürchten lehren können. Ganz langsam, als ob er alle Zeit der Welt hatte, schritt er auf uns beide zu und hielt erst, als er auf der selben Linie war, wo auch die anderen standen.
Und ganz ehrlich Hicks. Dieser Hackfresse will wirklich kein anderer Drache begegnen. Er war es auch sicher, der die alle hier angeführt hatte. Er musste derjenige gewesen sein, der den angriff überhaupt startete. Doch da kam mir die Frage auf, warum der Kerl Drachen gegen andere Drachen benutzte. Die Lösung kam mir prompt selber. Am besten ist es, wenn man als Drachenfänger selber Drachen hatte, um andere Drachen zu bezwingen. Das alte Prinzip „Bekämpfe Feuer mit Feuer" schien der Mann aufgegriffen zu haben, zu unserem Leidwesen. Ich hätte es mir niemals erträumen können, dass Menschen so etwas vollbringen würden. Aber wie hätte er denn die Drachen bezwingen sollen?
Eine Möglichkeit wäre gewesen, die von Geburt an von Menschen auf zu ziehen, doch das schien mir zu langjährig. Es musste etwas viel schlimmeres sein, was die Drachen antrieb, für diese Bastarde zu arbeiten.
Jedoch war meine Konzentration erst einmal auf diesen Mann gerichtet. Er hatte ein zernarbtes Gesicht und trug einen Umhang aus Drachenhaut. Sein Blick war finster und er hatte seinen linken Arm in eine eiserne Hülle gepackt, die aber nur schlaff an seinem Körper herunter hing. Die Männer neben ihm verneigten sich vor ihm und blickten ihn mit großem Respekt an. Immerhin schien er ihr Anführer zu sein.
„Was haben wir hier vor zu finden?", fragte er einen anderen Jäger, der darauf antwortete: „Dieser Albtraum hier scheint besonders wild zu sein, zwanzig unserer Jäger sind von ihm schon getötet worden und wir können ihn nicht ruhig stellen. Die Betäubungspfeile haben wir schon für den Rest der Kolonie verbraucht, deswegen konnten wir ihn auch nicht ruhig stellen. Er scheint dieses Weibchen dort hinten zu beschützen. Vielleicht seine Partnerin.", antwortete der Jäger, der sich in einen weißes Bärenfell hüllte, mit tiefer Stimmte.
Doch der Mann mit der Drachenhaut als Umhang fing nur weiter an, hämisch zu grinsen. Er schien auch gar keine Angst vor mir zu haben. Er brachte mir nicht einmal Respekt gegenüber, obwohl ich ihn anfauchte und knurrte. Der Mann war wirklich eine Klasse für sich, dass musste ich schon zugeben. Aber jagte er mir auch Angst ein. Was wenn er es schaffen würde, mich und meine Freundin zur Strecke zu bringen? Was wenn der Kampf, den ich bisher geführt hatte, für nichts war und wir doch bitterlich sterben müssten?
All diese Fragen sausten durch meine Gedanken, als der Mann mit dem Umhang zu mir aufsah und Sprach. „Du wirst nur der nächste in meiner Sammlung sein. Du bist stark und ausdauernd. Genau so einen Kampfdrachen brauche ich jetzt!"
Kampfdrache? Für ihn arbeiten?! Niemals würde ich gegen andere Drachen im Namen eines solchen Schweines kämpfen. Eher würde ich sterben wollen, was mir vielleicht auch bevor stand, doch dieser Kerl lächelte mich auf eine so fiese Art an, dass ich ihm mir gar nicht entziehen konnte.
Doch ich wollte nicht. Ich wollte nicht der Sklave eines Mannes werden, der wahrscheinlich immer nur auf das Töten von Drachen abgesehen hatte. Für mich galt die Freiheit und der Frieden als höchstes Gut und nicht der Krieg, wie bei ihm.
Aber als ich mich umblickte, musste ich fest stellen, dass alle von meinen Freunden gebrochen wurden. Alle lagen sie fest, von den Seilen am Boden genagelt, da und warteten nur auf ihr Ende. Die Drachenfänger, es mussten doch Tausende gewesen sein, sammelten sich um sie und schauten sie an, als wären sie bereit, ihnen ihre Speere in die Körper zu stoßen. Doch taten sie es nicht. Warum nicht? Hatte dieser Mann etwa doch vor, alle hier zu versklaven? Wie sollte denn das gehen?
Wenn er der einzige war, der so etwas konnte, hätte er selbst bei der Anzahl der Überlebenden Tage gebraucht. Niemals könnte er das alleine schaffen. Nur mit Hilfe. Und die sollte auch kommen. Mächtiger, als ich es mir je hätte vorstellen können.
„H..Hakenzahn...ich...ich kann nicht mehr.", hauchte meine Freundin zu geschwächt, als dass sie noch richtig sprechen konnte. Ihr Atem wurde immer schwerer und schwerer. Die Seile drückten sie regelrecht zusammen und schnürten ihr die Luft ab. Ich wusste ganz genau, würde dies so weiter gehen, wäre es ihr nicht mehr vergönnt gewesen, das Tageslicht wieder zu sehen. Ich war am Boden zerstört. Was sollte ich nur tun?. Kämpfen brachte nichts. Niemals hätte ich gegen all diese Drachenfänger kämpfen können. Niemals hätte ich das geschafft.
Als ich mich wieder von ihr abwandte und den großen Mann mit dem Drachenumhang anstarrte, grinste der nur wieder fies zurück und schaute zur Seite.
„Meinen Stab bitte!", rief er in die Menge der Fänger, als einer der Männer ihm einen Stab brachte, der an der Spitze einen Haken besaß. Eine widerliche Waffe, die sehr schwere Wundeen reißen würde, doch machte ich mich auf die schlimmsten Schmerzen bereit. Schlimmer konnte es kaum noch werde, so wie ich fühlte.
Als der Mann den Stab in seinen Händen hielt, grinste er noch ein einziges mal. Dann fing er an das Ding in der Lift herum zu wirbeln. Immer schneller und schneller drehte sich das Ding in seiner rechten Hand, sodass man es schon bald nicht mehr sehen konnte.
Es jagte mir Angst ein, als er das machte. Doch noch schlimmer war der Schrei den er folgend los ließ. Er drang mir durch Mark und Bein und verursachte in mir eine Welle der Angst, der Furcht und es Respekts. Etwas war sehr faul an diesem Mann und ich sollte zu spüren bekommen, was es war.
Nur einige Moment später fing die Erde an zu beben. Doch wusste ich genau, dass es auf dieser Insel keine Vulkane gab, die dies hätten auslösen können. Es war rhythmisch und wurde lauter und lauter, als ob etwas gigantisches auf uns zu kommen würde.
Das Blut in meinen Adern begann immer schneller zu fließen. Der Druck wurde immer größer. Meine Freundin fing vor Angst an zu wimmern und zu heulen. Sie versuchte verzweifelt und mit ihrer letzten Kraft noch zu entkommen. Vergebens. Die Seile hielten sie am Boden fest.
Das beben wurde Lauter und Lauter. Bald konnte man hören, wie Bäume zertrampelt wurden. Riesige Giganten, die schon seit Jahrhunderten dort standen wurden nach den Geräuschen nach, wie kleine Zweige zertreten. Es knirschte und ächzte. Baum um Baum fiel, als sich eine Kreatur näherte, die mich wohl bis zu meinem Lebensende in meinen finstersten Albträumen verfolgen wird.
Eine gigantische Silhouette tauchte hinter den Baumkronen auf und brachte selbst mich zum Zittern. Ihre großen gelben Augen schauten mich an und ihr Blick glich den Wesen, die man aus den Erzählungen kannte, um kleine junge Drachen zu erschrecken. Ein Monster von beispielloser Größe und Gewalt stand vor mir. Dagegen war ich nichts weiteres als ein Winzling.
Ich hatte zwar über solch große Drachen Geschichten und Gemunkel gehört, doch wollte ich diese nie für wahr haben. Sie seien doch vor vielen tausend Jahren ausgestorben und doch gab es immer wieder Berichte, dass es noch solche Drachen geben würde.
Und jetzt stand ich vor so einem Monstrum. Und dies sollte tatsächlich von diesem Mann da kontrolliert werden?
Ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen, doch war an anscheinend so. Dieser Mann hatte einen der größten Drachen unter seine Kontrolle gebracht, was mir überhaupt nicht gut gefiel.
„Nun...jetzt wirst du sehen Albtraum, was wahre Macht bedeutet. Gegen diese Macht bist du ein Nichts...Alpha.....Bringe sie unter deine Kontrolle!"
Dann passierte etwas, was ich nie vergessen werde. Auf einmal verengten sich die Pupillen dieses Giganten, den ich nur schlecht erkennen konnte, auf das geringste. Immer und immer mehr bildeten sie schwarze Schlitze, wobei das Gelb seiner Augen immer stärker zu leuchten begann. Jedenfalls schien es so. Was dies bezwecken sollte, konnte ich sofort erfahren.
Als ich mich umblickte und sah, wie die sich noch letzten wehrenden Drachen plötzlich beruhigten und keinen Murks von sich gaben, war sich so geschockt, dass ich dachte, ich würde meinen Verstand verlieren.
Sie hörten einfach auf sich zu bewegen und taten gar nicht mehr. Sie atmeten nur noch ruhig und verheilten sich gar so, als ob sie es genießen würden, gefesselt zu sein. Ein makaberes Schauspiel, was sich noch verschärfte, als der Mann den Jägern den Befehl gab, die Seile, mit denen sie gefesselt waren ,zu lösen. Ich hätte erwartet, dass sie sich sofort wehren würden, doch dem war nicht so.
Eher spielte es sich so ab, dass die Drachen sich gar nicht rührten. Erst als das erste Männchen aus meiner Kolonie sah, das befreit wurde, war mir klar, mit was ich es hier zu tun hatte. Gedankenkontrolle. Die Macht, den Willen zu kontrollieren und ihm jeden Drachen einzuflößen, der auch nur daran dachte, zu rebellieren. Drachenköniginnen nutzen das oft, doch nicht in einer solch starken Form, wie ich es hier erlebt hatte.
Der männliche Drache stand einfach stocksteif da, den Blick zu dem Monster gerichtet und verneigte sich vor ihm. Ein Anblick der mich erschaudern ließ. Dieses Wesen hatte es doch tatsächlich geschafft, meine Kolonie zu kontrollieren. Sie standen jetzt alle unter der Macht dieses Alpha Drachen. Was haben wir getan, das die Götter uns so strafen, dachte ich mir in diesem Moment.
Einen nach dem anderen lösten sie aus den Fesseln und befreiten sie. Keiner, nicht einmal die Kinder waren von diesem Fluch ausgeschlossen. Es hieße zwar, dass Babydrachen diesem widerstehen könnten, doch hatten wir nur halbstarke in der Kolonie. Und diese folgten dem Willen des Alpha bedingungslos. Die Kinder, die Mütter und die Väter. Alle wurden sie zu willenlosen Sklaven ihre Körper gemacht.
Eine Strafe, die weitaus schlimmer war als der Tod, denn der Alpha konnte mit der Kontrolle sie bis an ihre Körperlichen Grenzen bringen. So erklärten sich auch einige Fragen die ich im Bezug auf die Greiferdrachen hatte. Die waren inzwischen gelandet und schauten dem Spektakel einfach zu. Ich konnte erkennen, dass sie schon lange unter der Kontrolle dieses Biestes standen. Es konnte nicht anders sein.
Doch der größte Schock bahnte sich an, als ich zu meiner Freundin hinter sah. Sie war auch von dem Willen des Alphas erfasst worden. Das war der schrecklichste Moment von allen. Ich brüllte meinen Frust heraus. Dieser Mann, der das getan hatte musste sterben. Vielleicht würde dieser Spuk dann ein Ende nehmen, denn ich war wohl als einziger noch bei vollem Bewusstsein, egal auch warum ich das war.
Ich wandte mich zu dem Mann im Umhang um verspürte nur noch tiefen, abgrundtiefen Hass gegenüber ihm. Wie konnte er nur so etwas tun?! Mein Leben hatte dieser Mann in nur wenigen Stunden zu nichte gemacht. Alles hatte er mir genommen, doch noch nicht meinen Willen. Noch nicht.
„Alpha. Hier ist noch einer übrig für dich!", rief er der Bestie zu, die sich sofort zu uns wandte. Sie verengte von neuem ihre Augen und ich konnte spüren, wie es versuchte in meinen Kopf einzudringen. Es war stark. Sehr stark, doch mein Hass und der Zorn auf diesen Mann überstieg alles. Ich konnte es also ausblenden, was ich mir zu Nutzen machen würde.
Urplötzlich schnellte ich nach vorne, packte den Mann ohne Vorwarnung und schleuderte ihn gegen einem Baum. Sein Stab spickte in die Erde und fiel nur wenige Sekunden später um. Der Mann selbst blieb bewusstlos liegen. Er atmete noch, doch mir war es Egal. Ich nutzte den Moment, breitete meine Flügel aus und erhob mich in die Lüfte, so schnell ich nur konnte. Es war schmerzlich dabei zu zu sehen, meine Freundin zurück lassen zu müssen. Doch schwor ich mir zurück zu kehren.
Ich flog so schnell ich konnte. Ich flog über die Schiffe, raste an den Greiferdrachen vorbei, die manchmal zu beißen konnten. Ich wehrte sie aber ab. Zum Glück, denn sonst wäre ich vielleicht ins Meer gestürzt.
Mit Tränen in meinen Augen, wurde die Flotte und die Insel immer kleiner hinter mir. Bald befand ich mich in der Dunkelheit der Nacht. Allein, schwer verletzt durch die Armbrüste und die Greiferdrachen. Doch der Wille weiter zu machen und meine Freundin wieder zu sehen war stärker, sodass ich weiter flog. Ich musste einfach.
Nach einigen Stunden schließlich setzte der Schneesturm ein und meine Kräfte sanken auf den Nullpunkt. Bis ich Lichter Am Horizont erkennen konnte. Euer kleines Dorf. Ich hatte keine andere Wahl und setzte folgend zur Landung an. Und den Rest der Geschichte kennt ihr.<<

Als der Albtraum seine Geschichte erzählt hatte, waren Hicks und Ohnezahn fassungslos. Wie konnte ein Mensch nur so etwas tun? Und vor allem, wer war dieser Kerl überhaupt? Wie konnte er es schaffen einen Alpha unter seine Kontrolle zu bringen und wie groß würde wohl die Wahrscheinlichkeit sein, dass er mit seiner Flotte hier auftauchen würde?
Es ergaben sich mehr Fragen aus der Geschichte als Antworten. Immerhin wussten sie jetzt, dass nicht Dagur dafür verantwortlich war, sondern ein Feind, der zu weitaus mehr im Stande war, als man es jemals befürchten könnte.
„Danke Hakenzahn. Mit deiner Geschichte hast du uns sehr weiter geholfen. Alle Fragen sind soweit beantwortet.", gab Hicks von sich und ergänzte noch, „Du solltest dich jetzt noch ein wenig ausruhen. Morgen sehen wir dann weiter, was mit dir geschehen soll. Erst mal wirst du sicher hier blieben und dich vollständig erholen können." - „Danke. Ich würde das Angebot gerne annehmen, doch werde ich weiter fliegen, sobald ich gesund bin. Es gibt da nämlich noch eine Geschichte eines Guten Alphas, der über viele Drachen wacht. Die habe ich auch gehört und ich würde gerne zu ihm wollen.", sagte er zu Hicks.
Da war der Nachtschatten doch schon ein wenig geschockt. Der Albtraum wollte also ausgerechnet dort hin ,wo auch er Hoffnung für seine Heilung von dem Fluch hoffte. Verwundert fragte Hicks: „Was willst du bei ihm?" - „Nun ich will zu ihm, in der Hoffnung, dass er meine Freundin und alle anderen Drachen befreien kann, die unter dem Fluch des anderen bösen Alphas stehen."
Hicks war erstaunt, doch Ohnezahn mischte sich sofort in seine Gedanken ein: „Der Alpha wird da mit sich sicher nicht so einfach reden lassen, Immerhin denkt er, dass er der einzige seiner Art ist. Der letzte." - „Ja gut Ohnezahn. Das mag vielleicht sein, doch ist er verzweifelt. Er hat seine Freundin an den bösen Alpha verloren.", gab er zu bedenken.
Kurze Stille. Niemand sagte auch nur irgend ein Worte. Auch Astrid und die anderen, die sich am Tor der großen Halle versammelt hatten, sagten nichts. Sie starrten alle nur auf Hicks und Hakenzahn, die sich immer noch gegenüber standen und anschauten.
„Nun Gut Hakenzahn." Hicks stand auf und machte sich bereit zu gehen, „Wir reden morgen weiter. Bis dahin wirst du dich erst mal weiter ausruhen. Ich werde jetzt auch schlafen gehen, denn es ist spät geworden. Gustav und Nachtklaue werden hier Wache halten." - „Danke Hicks, doch kann ich selber auf mich aufpassen. Sie sollen sich auch ausruhen." - „Na gut.", willigte der schwarze Drache ein und machte sich auf den Weg nach draußen.
„Gute Nacht." - „Gute Nacht.", sagten sie sich noch gegenseitig, als die Tore der Halle wieder verschlossen wurden und alle ihres Weges gingen. Nur noch Hicks, Astrid Gustav und Nachtklaue standen vor dem Tor.
Es würde eine lange Tortour werden, Astrid alles auf zu schreiben und zu erklären, was passiert war. Doch musste sie es unbedingt erfahren, denn sonst würde vielleicht das Schicksal des Dorfes auf dem Spiel stehen. Wer immer dieser Mann auch ist, der Hakenzahn so weh getan hatte, gleich im mehreren Sinne, der könnte dies auch hier wiederholen. Und die Berkianer hatten sich doch gerade erst wieder von dem Schock mit den Berserkern erholt. Das konnte nicht noch einmal passieren.
Als sie schließlich wieder zu Hause in der Höhle angekommen waren, kuschelte sich Nachtklaue sofort in seine Ecke, darauf wartend, dass auch Gustav sich zu ihm legte. Sie wussten von all dem noch nichts. Doch mussten sie es auch erfahren, denn jederzeit könnte dieser überlegene Feind angreifen, wenn das überhaupt geschehen würde.
Hicks indes hatte sich auf seiner Steinplatte zusammen gerollt und bot Astrid zum zweiten Mal an diesem Tage an, an seinen Bauchschuppen zu kuscheln. Dankend nahm sie an und lag sich auf das Schaffell, um nur wenig Momente später einzuschlafen.
Hicks war der einzige, der noch wach war. Er dachte immer noch nach. Immerhin war das eine Menge, die ihm da der Drache erzählt hatte.
Es schien grausam zu sein, wie andere Drachen auf Drachen los gingen. Niemals hätte er sich das vorgestellt, bei dem was Ohnezahn ihm so erzählt hatte. Drachen lebten in Frieden und nicht im Krieg. Würde das also bedeuten, dass es Krieg zwischen den Drachen geben würde? Bahnte sich da am Horizont ein Grauen an, dass vielleicht die ganze Welt beeinflussen könnte?
Er wusste es nicht. Man konnte es auch gar nicht wissen. Doch wie es sich angehört hatte, sammelte dieser Mann mit dem Umhang aus Drachenhaut Drachen. Aber wozu? Wollte er einfach nur über sie herrschen, oder was wahrscheinlicher war, eine Drachenarmee aufbauen? Wenn ja, dann würde dies das Ende der friedlichen Völker des Nordens bedeuten. Dieser Mann, wer immer er auch war, würde alles vernichten, nicht nur die Drachen.
Hicks konnte seine Thesen aber nur auf Vermutungen stützen. Dieser Mann war schon seltsam, so wie Hakenzahn ihn beschrieben hatte. Aber gut. Wie sollte man auch anders, sein, wenn er glaubte, Drachen besitzen und zu kommandieren zu können.
„Komm Hicks...schlafe jetzt eine Runde. Es wird dir gut tun.", riet ihm Ohnezahn aus den Gedanken, der anscheinend auch sehr Müde vom Tag war. „Mit diesem Mann werden wir uns morgen auseinander setzen. Wir haben alles gehört. Jetzt schlafe ein bisschen und versuche etwas schönes zu träumen."
Aber genau da machte es auf einmal Klick. Hicks wurde aufgeregt: „Ohnezahn....genau das ist es ja...es..."

Der Fluch des NachtschattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt