Another Sextherapie? [Yoonmin]

146.

Yoongi POV

Nun sitze ich hier. In einer heruntergekommenen Zelle. Nicht mal das Spülbecken ist sauber. Das ekligste sind aber die Toiletten. Ich komme mir so vor, als würde ich in einem kubanischen Gefängnis sitzen und auf meine Todesstrafe warten. Wie in so manchen Filmen.

Ich hoffte einfach nur, dass die U-Haft so schnell wie möglich vorbei sein würde. Doch Hoffnungen hatte ich keine mehr.

Wie es wohl Jimin geht?

Seufzend und über ihn nachdenkend schaute ich Löcher in die Luft. Ich sterbe jetzt schon vor Langeweile. Aber dann nahm ich Stimmen von weitem wahr.

„Aber her Kim, warten Sie doch. Es tut mir Leid, dass ich so schnell reagiert hatte. Ich hatte nur nach Befehlen befolgt."

Herr Kim?

„Schieben Sie sich Ihre Befehle sonst wohin! Sie haben einfach den Häftlingen geglaubt, die mit Kris unter einer Decke standen. Nicht jeder, der jemanden umbringt, ist gleich ein Mörder, Sie Idiot!" zischte die mir nur sehr gut bekannte Stimme.

Und diese Stimme gehörte zu Taehyung.

Aufmerksam schaute ich auf die Zellentür, die sich hoffnungsgemäß dann tatsächlich öffnete. Taehyung streckte den Kopf herein und lächelte mich an.

„Na? Genug hier rumgegammelt?" grinste Taehyung. „Na los. Lass uns nach Hause"
„Nach Hause?" fragte ich verwirrt.
„Du bist frei. Die Zeugenaussage von Namjoon konnte endlich aufgenommen und überprüft werden. Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass Namjoon ‚lügt'. Du hast aus Notwehr Kris umgenietet."

Notwehr? Es war nicht so...

Doch ich hielt meinen Mund.

Ich war wirklich ein ehrlicher Mensch. Doch konnte man das nicht irgendwie als Notlüge bezeichnen? Vor allem nach dem, war Kris und angetan hatte?

Ich umarmte mit Tränen in den Augen Taehyung. „Schon gut Kumpel", sagte er. „Los, lass uns nach Hause. Jimin wartet auf dich."

Ich lächelte, nickte ihm zu und folgte ihm Richtung Ausgang.

Wir erledigten die Formalitäten, doch was mich noch mehr wunderte, war der Polizist, der hinter Taehyung hinterher dackelte. Es war der gleiche Idiot, der mich festnahm.

„Wieso folgt er dir?" fragte ich Taehyung flüsternd.
„Weil der Depp sich schuldig fühlt und um sein Arbeitsplatz bangt. Nachdem es sich herausgestellt hat, dass der Depp dich ohne eindeutige Beweise festgenommen und jegliche Zeugenaussage vorerst nicht zustande kommen lassen hat, wurde ich aufgrund meiner Arbeit befördert und sein Arbeitsplatz steht wegen Verdacht auf Korruption auf dem Spiel.

Ich riss die Augen auf. „Korruption?"
Taehyung zuckte. „Ja, weil er hat der Sache nicht genug nachgegangen ist und dich einfach festgenommen hat. Ich könnte ihn praktisch einfach feuern."

„Herr Kim-", fing der Typ wieder an.
„Schnauze!" sagte Taehyung, als der Polizist uns bis nach draußen gefolgt war, wo Namjoon auf uns wartete.

„Fahr schon mal mit Namjoon nach Hause. Ich habe hier noch zu tun", sagte Taehyung und ging auch schon wieder zurück in das Gebäude.

Ich schaute ihm kurz hinterher, doch wandte mich dann wieder zu meinem besten Freund.

Ich ging zu ihm und sah ihm einfach nur in die Augen.

„Du hast für mich gelogen?" waren die ersten Worte, die ich zu ihm sprach.

„Ich habe nur einem Freund geholfen, der mir vor einem Jahr das Leben gerettet hat."

„Wenn es rauskommt, dass du gelogen hast, kommst du bei deinen Vorstrafen ebenfalls ins Gefängnis."
„Es wird nicht herauskommen."
„Woher willst du das wissen?"
„Weil du aus Notwehr gehandelt hast."
„Aber Nam-"

„Yoongi!" unterbrach mich Namjoon. „Du hast aus Notwehr gehandelt", beteuerte er.
„Keine anderer muss es wissen. Weder die anderen, noch Jimin. Es ist für alle das Beste. Es war Notwehr."
Und ich verstand, was er damit bezwecken wollte.

Dies war unser Geheimnis und niemand sollte jemals davon etwas mitbekommen. Und das würde auch keiner, wenn ich die ganze Zeit darauf bestehen würde, dass es Notwehr war.

Ob ich ein schlechtes Gewissen hatte? Nein. Kris hatte nichts anderes verdient.

Ob ich ein schlechtes Gewissen gegenüber unseren Freunden hatte, weil wir sie anlogen? Eher hätte ich ein schlechtes Gewissen, das ich aufgrund dieses Fehlers nicht bei ihnen sein könnte.

Ich seufzte, lächelte aber dann dankend und wiederholte seine Worte.

„Es war Notwehr."

03.06.2019