Josh zweifelte daran, dass sein Bruder die neu gewonnen Freiheit wirklich dazu nutzen würde, Brooklyn Hayes bei ihren Ermittlungen zu helfen.
Er warf einen Blick in den Rückspiegel und wechselte dann die Fahrbahn.
Es war dunkel und regnete, deswegen war er froh, dass nicht noch viele andere Autos auf der Straße von Brendshire nach Whitingham unterwegs waren.
Als er Neela und Mark auf der Rückbank leise mit einander flüstern hörte, musste er lächeln. Es war ein langer Weg für die beiden gewesen, darum freute es Josh noch viel mehr, dass sie jetzt endlich verheiratet waren.
Es tat ihm leid, dass seine Gedanken an ihrem Hochzeitstag so oft abgeschweift waren, obwohl er sich die größte Mühe gegeben hatte, es sich nicht anmerken zu lassen. Aber er wusste, dass es sowohl Mark als auch Neela aufgefallen war.
Er konnte ihnen einfach nichts vorspielen, dazu kannten sie einander zu lange.
Seit Detective Hayes gestern Nachmittag in sein Büro bei der örtlichen Polizei hereingeschneit war, konnte er kaum noch an etwas anderes denken als seinen kleinen Bruder.
Er hielt es für keine gute Idee, dass Ryan wieder dorthin zurückkehren würde, wo ihn nur das Gefängnis herausholen hatte können. Er würde unweigerlich wieder in alte Muster zurückfallen und am Ende des Tages vermutlich wieder verhaftet werden – nur diesmal länger, immerhin wäre er Wiederholungstäter.
„Josh, was ist los?" Mark lehnte sich zu ihm nach vorne und sah ihn prüfend an.
Josh lockerte seinen ungewohnt festen Griff um das Lenkrad. „Nichts. Alles gut."
„Lüg uns nicht an, wir merken das", mischte sich nun auch Neela ein.
Er hätte es ihnen schon längst erzählt, hätten die beiden nicht heute, nein, genau genommen gestern, geheiratet. „Ein anderes Mal, ich will euch nicht den Tag verderben."
Mark lachte leise. „Wir müssen noch ein paar Minuten mit dir Auto fahren. Wenn du uns also weiterhin anschweigst, werden wir uns weigern, deinen Wagen zu verlassen."
„Hat es mit Ryan zu tun?" Neela traf den wunden Punkt.
„Ryan?", hakte Mark nach. „Was ist mit ihm?"
„Er war bei unserer Hochzeit, du blinder Fisch", neckte Neela.
„Ernsthaft? Josh? Lügt sie mich an?"
„Oha!" Im Rückspiegel nahm Josh eine Bewegung wahr, als würde sie ihren Mann gegen den Arm boxen.
„Sie hat recht", nickte er.
„Ryan ist frei? Wieso das?" Marks Stimme klang skeptisch.
Josh drosselte das Tempo, als das Stadteingangsschild von Whitingham vor ihnen auftauchte. „Er wurde angeheuert gegen seine ehemaligen Freunde zu ermitteln."
„Von wem?" Er konnte das Stirnrunzeln förmlich aus der Stimme seines besten Freundes heraushören.
„Detective Brooklyn Hayes von einer Special Task Force."
„Nie gehört."
„Ich kannte sie auch nicht, bis sie gestern in mein Büro geschneit ist und um die Erlaubnis gefragt hat, Ryan zu engagieren. Es hat sich dann rausgestellt, dass sie das schon längst getan hat. Er ist seit vier Wochen draußen und versucht jetzt, wieder an sein altes Leben anzuknüpfen. Nur diesmal auf der anderen Seite des Gesetzes."
„Ist das nicht gut, dass er eine neue Chance bekommt?", fragte Neela.
Josh zuckte die Schultern. „Ich schätze schon. Die Frage ist nur, ob er sie nutzen oder eher ausnutzen wird. Diese Undercover-Arbeit ist praktisch sein Freischein. Hayes wird auf ihn hören, egal, was er sagt. Er ist der einzige, den sie hat, und er ist der Beste für diesen Job. Wohl auch durch seine Verbindungen zu mir."
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Never Too Far
Teen FictionAls Kendra O'Ryan im Rahmen ihres Studiums einen Praktikumsplatz als investigative Journalistin in Houston angeboten bekommt, beschließt sie, anzunehmen - egal, wo es hinführt. Doch wer hätte gedacht, dass sie dort ausgerechnet Ryan Tucker wiedertre...