Sie war überrascht und hatte eindeutig noch viele Fragen!
Kendra schlug den gleichen Weg ein, den Luke sie vorhin geführt hatte und auf dem er ihr auch gezeigt hatte, wo sich die Bäder befanden.
Ryan war Christ? Das waren zwei Wörter, die eigentlich so gar nicht zusammenpassten, aber irgendwie... Es erklärte eine Menge. Zum Beispiel, warum er sie in Houston seines Bruders wegen nicht hatte alleine lassen wollen oder wegen Josh eingewilligt hatte, sie auf die Flucht mitzunehmen. Die beiden mussten sich endlich versöhnt haben – und das ohne dass sie es mitbekommen hatte! Dabei hatte sie immer gedacht, Josh würde ihr sofort von so etwas berichten. Aber nach ihrem Kuss war sie diejenige gewesen, die etwas Abstand gebraucht hatte, also hatte er ihr vermutlich deshalb nichts erzählt.
Außerdem erklärte sich jetzt auch, warum es Ryan plötzlich störte, wie negativ sie über ihn dachte. Er wusste selbst, welche Veränderungen er durchlaufen hatte und dass sie das nicht gesehen, oder vielmehr es nicht hatte sehen wollen, hatte ihn anscheinend gestört.
Irgendwo war das durchaus nachvollziehbar.
Kendra klopfte an die Tür, von der Luke ihr vorhin gesagt hatte, dass sich dort die Bäder befanden. Als niemand antwortete, stieß sie die Tür vorsichtig nach innen auf und lugte um die Ecke. Der Raum war leer, unter den Duschen stand niemand. Erleichtert atmete Kendra auf, betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Eine Möglichkeit abzuschließen existierte es nicht.
Es gab fünf Duschen, die alle keinerlei Blickschutz voreinander oder vor der Tür hatten.
„Okay, du beeilst dich einfach", murmelte Kendra vor sich hin, während sie ihr Handtuch vor der Dusche in der rechten Ecke auf den Boden legte. Zügig schlüpfte sie aus ihrer Kleidung, duschte sich in rekordverdächtig kurzer Zeit und war erleichtert, sich keine zehn Minuten später wieder anziehen zu können, ohne dass jemand anderes die Duschräume betreten hatte.
Sie wickelte das kleinere der beiden Handtücher, die sie bekommen hatte, um ihre Haare und wollte mit ihrer alten Kleidung auf dem Arm den Duschraum verlassen, doch vor der Tür hielt sie inne. Hatte sie sie offen gelassen? Sie war sich aber ziemlich sicher, die Tür hinter sich geschlossen zu haben! Ob jemand im Raum gewesen war, während sie mit dem Rücken zum Ausgang geduscht hatte?
Kendra bekam eine Gänsehaut. Hätte sie es nicht gehört, wäre noch jemand anderes hier gewesen? Andererseits hatte das Wasser laut gerauscht und sie war nur darauf konzentriert gewesen, sich zu beeilen.
Ein Gefühl des Unwohlseins und Entblößtseins beschlich sie. Es hatte sie doch wohl niemand beobachtet, oder?
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Never Too Far
Teen FictionAls Kendra O'Ryan im Rahmen ihres Studiums einen Praktikumsplatz als investigative Journalistin in Houston angeboten bekommt, beschließt sie, anzunehmen - egal, wo es hinführt. Doch wer hätte gedacht, dass sie dort ausgerechnet Ryan Tucker wiedertre...